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Was bedeutet Macht eigentlich?
Im politischen Raum bezeichnet Macht die Kompetenz zu einer letztgültigen Entscheidung. Wenn wir den Begriff Macht durch das Bild von Kraft ersetzen, wie es die niederländischen Autoren Sunny Nederlof und Bas Buis tun, oder durch das wesentlich positiv besetztere englische Power, können wir uns mit dem Thema vielleicht leichter anfreunden. Wir sagen, jemand hat Power, die Werbung verkauft uns Powerriegel und -drinks, wir sprechen anerkennend von einer Powerfrau, wenn wir eine Frau mit positiver Durchschlagkraft sehen. Da schwingt all das Positive mit, was in unserer eigenen Sprache so gerne unter den Tisch fällt. In der „Macht“ klingen insbesondere vor dem Hintergrund unserer nationalen Geschichte immer auch Bemächtigung, Ermächtigung und Überwältigung mit.
Wir brauchen Kraft, wenn wir etwas im Leben erreichen wollen, um selber zu gestalten, statt ein Opfer von Umständen zu werden. Aber Kraft oder persönliche Macht gehen weit über den Aspekt des Machens hinaus. Wahre Kraft gibt uns ein gesundes körperliches und geistiges Rüstzeug. Echte Kraft und daraus entstehende wahrhaftige Macht kennen weder Manipulation noch Zwang noch Erpressung. Kraft ist nach diesem Verständnis nicht nur das, was Sie tun, sondern vor allen Dingen ein Zustand des Seins. Wahre Kraft geht einher mit vollständiger Selbstakzeptanz. Wirklich und wahrhaftig aus jeder Faser seines Körpers und Geistes heraus kraftvoll zu sein, ist herrlich. Jemand, der „in seiner Kraft steht“, fühlt sich wahrhaftig stark, voller Energie. Sich bedroht zu fühlen, hat daneben einfach keinen Platz. Kraft ist mit das Schönste, was es gibt. Sie erlaubt uns, aus uns selbst heraus zu strahlen. Und das Beste ist, diese Art persönlicher Kraft wirkt ansteckend auf andere. Sie gibt anderen unwillkürlich einen Freibrief, ebenfalls kraftvoll zu sein.
Kraft und Macht
Ohne Kraft und in der Folge ohne Macht kann der Mensch nicht überleben. Wir kennen nicht von ungefähr die Begriffe „kraftlos“ und „machtlos“ und im Gegensatz dazu „in der eigenen Kraft stehen“ und „Macht über sein eigenes Leben haben“. Echte Kraft führt zu nachhaltiger Macht und verlangt nach großer Verantwortung. Die Tatsache, dass Einzelne mit dieser Verantwortung nicht umgehen können, sagt nichts über das Wesen von Kraft und Macht aus. Wahre Kraft kommt direkt aus Liebe und Vertrauen heraus.
Viele Menschen weisen die Energie von Kraft ab, noch bevor sie sie in ihrer ganzen Schönheit erfahren können. Sie erleben in einer Phase ihres Lebens ein kleines bisschen davon, was Kraft ist, und fliehen dann davor, so schnell sie können. Warum ist das so? Sobald Sie anfangen, Kraft in Ihrem Leben zu erfahren, sind Sie nicht mehr anonym. Ihre Unsichtbarkeit in der Gesellschaft ist verschwunden. Wenn Sie voll in Ihrer Kraft stehen, fühlen Sie auch zum ersten Mal in Ihrem Leben, was es bedeutet, vollständige Verantwortung zu tragen und auch übernehmen zu können.
Kraft hat etwas sehr Schönes an sich: Wenn Sie im Besitz Ihrer (eigenen) Kraft sind, öffnet sich Ihnen die ganze Welt. Sie fühlen, dass Sie leben. Auf einmal tun sich Türen auf, Ängste verschwinden, und Sie können viel weiter gehen und mehr erreichen, als Sie jemals für möglich gehalten hätten.
Nur nicht auffallen
Die Angst zu versagen ist vielen von uns nur allzu bekannt. Tatsächlich gibt es aber auch das weniger bekannte Phänomen der Angst vor dem Erfolg. Dahinter verbirgt sich die Angst aufzufallen, tatsächlich mit dem Kopf über die Masse herauszuragen. Das gilt auch für Personen des öffentlichen Lebens, für jeden, der das erste Mal die Scheinwerfer auf sich gerichtet weiß und fühlt, dass jetzt wirklich alles von ihm selbst abhängt, dass nichts und vor allem niemand mehr da ist, hinter dem er sich verstecken kann.
Vielleicht ist es so, dass Sie sich einfach daran gewöhnen müssen, dass auch Sie genauso kraftvoll sind wie die Bundeskanzlerin, der Filmschauspieler und der Popstar. Denn wirklich kraftvoll zu sein, ist nicht abhängig davon, wer Sie sind oder welche Arbeit Sie ausüben. Es geht darum, Ihre Tätigkeiten mit Kraft und liebevoller Aufmerksamkeit zu verrichten, ohne Angst vor einem Scheitern. Kraft lassen Sie in Ihrem Leben zu, wenn Sie alles, was Sie sagen oder tun, ohne Vorbehalt tun, also vollkommen bedingungslos für das einstehen, was sie wollen und fühlen. Diese Art zu lernen, mit Kraft umzugehen, steht jedem offen und es ist unerlässlich, sich mit dieser Kraft anzufreunden. Je mehr Sie dazu stehen, wer Sie sind, desto kraftvoller sind Sie, und desto stärker werden Sie wertgeschätzt werden.
Wenn Sie sich umschauen, stehen ganz wenige Menschen wirklich in ihrer eigenen Kraft. Einer der Gründe dafür ist, dass die Reaktionen der anderen so beängstigend sein können. Vollständig in Ihrer eigenen Kraft zu stehen und sich auszudrücken als der Mensch, der Sie sind, wird bei den anderen nicht nur positive Reaktionen hervorrufen. Im Gegenteil: Sie scheinen gefühlsmäßig umso weniger Unterstützung von anderen zu bekommen, je deutlicher Sie in Ihrer eigenen Kraft stehen. Durchaus beunruhigend – weil es neu ist, weil höhere Bäume mehr Wind abbekommen und weil ein Teil in Ihnen Angst hat vor den Reaktionen Ihrer Freunde, Ihrer Familie und Kollegen.
Wahre Macht ist liebevoll
In der Tat ist es so, dass Menschen einander oft in ihrer gegenseitigen „Abhängigkeit“ von der wirtschaftlichen Lage, vom Partner, von großen Krisen bestärken. Und sobald eine der beiden Parteien damit aufhört, ist das sehr herausfordernd für die andere Seite, die noch immer an die Begrenzungen glaubt und darin Bestärkung braucht.
Wahre Kraft und Macht sind liebevoll. Sie erzeugen einen Zustand, in dem unsere Neigung, ein Bild von uns aufrechtzuerhalten, nicht mehr zählt. In diesem Zustand wagen wir immer und zu allen Zeiten, wir selber zu sein, auch wenn wir nicht wissen, welche Konsequenzen das haben wird. Es ist ein Zustand, in dem wir keine Angst haben, dass uns andere unsere Kraft stehlen könnten, weil wir fühlen, dass diese Kraft von innen kommt und niemals weggenommen werden kann.
Sie werden Ihre Kraft sehr effizient einsetzen können beziehungsweise lernen, sie besser zu beherrschen, sobald Sie beschließen, sehr bewusst mit ihr umzugehen. Sie, und nur Sie alleine, entscheiden, wofür Sie Ihre Kraft einsetzen werden.
Die gesamte Welt besteht aus Energien. Auch die menschlichen Kräfte innerhalb der Gesellschaft sind nichts anderes als Energie – in zwei unterschiedlichen Ladungen: positiv, unterstützend oder negativ, blockierend. Die positive Ladung sorgt dafür, dass Sie im Gleichgewicht mit allem um Sie herum sind, und die blockierende macht Ihr Leben schwerer und bremst den Lebensfluss. Jeden Gedanken, jede Vision, die gegen etwas gerichtet sind und Sie folglich Energie kostet, können Sie umwandeln in etwas, wofür Sie sind. Fragen Sie sich: Wofür bin ich eigentlich? Sobald Sie wissen, wofür Sie mit Herz und Seele sind, haben Sie Ihr Energiefeld verschoben zu einem Strom, der mit dem Leben schwimmt und Ihnen Energie gibt, statt Ihre Energie aufzusaugen.
Wofür bin ich?
Für etwas zu sein bedeutet nicht automatisch, gegen irgendetwas anderes zu sein. Wenn Sie für Frieden sind, beschäftigen Sie sich wirklich nur mit Frieden. Sollten Sie das geringste Gefühl in sich wecken, dass Sie gegen Krieg sind, sind Sie schon beschäftigt mit dem Krieg und die Energie von Frieden ist aus Ihrem Energiefeld verschwunden. Wenn Ihre ideale Welt eine Welt ist, die Wohlstand für jeden gewährleistet, dann fangen Sie damit an, die Menschen zu respektieren, die ihn bereits haben, und seien Sie froh für sie, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Setzen Sie Ihre Gefühle in etwas um, wofür Sie sein können statt dagegen.
Anderen alles zu gönnen, ist nicht gleichbedeutend damit, ihnen zu erlauben, andere zu unterdrücken. Wut auf den Unterdrücker jedoch löst einen Strom von Negativität aus, der auch noch als eine Folge der Notwendigkeit erscheint, für sich selber – oder die Unterdrückten – einzustehen. Je wütender man ist, desto mehr bestärkt man die eigene Opferrolle und gibt seine Kraft an den anderen ab.
Stellen Sie sich in diesem Moment einmal etwas vor, wogegen Sie ernstlich Widerstand empfinden – zum Beispiel Drogen, Krieg oder Ärger über den Nachbarn oder Menschen, die den Kot ihrer Hunde nicht vom Gehsteig entfernen. Sehen Sie das Thema deutlich vor sich. Fühlen Sie, wie es Ihre Welt bis zur Unerträglichkeit verpestet, bis Sie kaum noch damit leben können. Füttern Sie dieses Bild ein paar Minuten lang und stellen Sie sich vor, was für schreckliche Menschen das doch sind, denen Sie nicht Auge in Auge begegnen möchten. Das Adrenalin strömt jetzt durch Ihre Adern, und am liebsten würden Sie sofort auf die Straße rennen, um zu protestieren oder einen wütenden Brief an die Gemeinde zu schreiben.
Dieses „gegen alles“-Gefühl ist für Sie das Signal zu erkennen, dass Sie Ihre Energie abgeben. Sie haben gerade erlebt, wie einfach es ist, eine bestimmte Emotion in sich selber wachzurufen und zu nähren, die den Fluss unterbricht. Genauso fühlt es sich an, wenn der Energiefluss stockt und den Kanal Ihrer Kraft verstopft.
Dieses wichtige Prinzip wirkt immer und bei jedem. Es gibt keine Ausnahmen. Gegen etwas zu sein, unterbricht den Kontakt mit dem positiven Lebensstrom. Für etwas zu sein, stellt den Kontakt mit diesem Strom her und sorgt dafür, dass man daran teilhat. Wie wäre es für den Anfang mit: Ich bin für mich!
Quelle: https://www.sein.de/wahre-macht/
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