2015-09-12

Wir sind alle auf der Flucht

Artikel gefunden bei: http://lebensradweg.com/2015/09/11/flucht/

Diesen herzberührenden Text habe ich auf Facebook gefunden – er fasst in Worte, was mich in den letzten Tagen tief in meinem Herzen bewegt und hält mir gleichsam einen Spiegel vor, wo ich (noch) auf der Flucht bin.

 
Die vielen tausende Menschen, Frauen, Kinder, Männer, Schwangere, Alte, Säuglinge, die derzeit auf der Flucht sind beschäftigen uns alle, nicht wahr?

Was sagt uns dieses Drama? Wozu ist es da? Warum geschieht das, was gerade geschieht auf der Welt? Gibt es Schuldige? Gibt es Verantwortliche?

Wir können uns jetzt von rechts nach links oder im Kreis drehen, um nach Antworten zu suchen.
Wir können diskutieren, bis uns der Schädel qualmt.

Ich spüre in mein Herz, das in diesen Tagen wirklich, wirklich viel weint.
Es ist kein ohnmächtiges Weinen, kein Mitleid, kein “ach-wie-schrecklich-grausam-sind-die-Bösen-dieser-Welt”.

Es ist ein Schmerz, der durch mich zieht.
Ein Mitgefühl, welches mich weitet und weich macht.
Die Flüchtlinge zeigen uns etwas auf.
Sie zeigen uns unsere eigene Flucht.

Unsere Flucht vor uns selbst.
Unsere Flucht vor unseren Mitmenschen.
Unsere Flucht und unsere große Angst vor der Liebe.
Unsere Flucht zeigt den inneren Mangel.

Flüchtlinge sind die, die sich für das Kollektiv  “zur Verfügung gestellt haben”, um uns die Augen zu öffnen und die Herzen aufzureißen! Sie sind die, die an unsere Seele appellieren. Sie sind die Verzweifelten, die mit letzter Kraft all´ ihren Mut zusammen genommen haben und losgelaufen sind.

Weg von den Grausamkeiten und weg von dem Elend in ihrem Land. Sie müssen es tun. Sie haben gar keine andere Wahl. Sie wollen ihr Leben, ihr nacktes Überleben retten!

Und daneben zeigen sie dem Kollektiv eines sehr dramatisch und rigoros auf:

Wir sind alle auf der Flucht.
Wir lehnen alle irgendetwas ab.
Unsere Gefühle, unseren Körper,
unsere Familie, unsere Umstände,
unsere Mitmenschen,
unser Herz.
Unser Herz.
Unser Herz.

Würden wir das nämlich nicht tun, müsste in dieser Welt derartiges nicht geschehen. Und nicht so dramatisch und grausam, wie es gerade geschieht.

Wir wollen doch alle das Gleiche!
Ruhe.
Wärme.
Nahrung.
Ein Heim.
Frieden.
Mitmenschen, die uns zugeneigt sind.
Liebe. Liebe. Liebe.
Mitgefühl. Mitgefühl. Mitgefühl.

Die Flüchtenden dieser Zeit mögen neben der Rettung ihres Lebens unterschiedliche Gründe haben, warum sie tun, was sie tun. Es gibt keinen einzigen! Grund ihnen nicht hilfreich, unterstützend und liebevoll zur Seite zu stehen. Rede nicht von ihnen. Rede von dir und gestehe dir deine inneren Fluchtimpulse ein.

Vielleicht ist das ein Stückchen Heilung. Ich will daran glauben.

Text: Milena Fluss
Gefunden bei: http://lebensradweg.com/2015/09/11/flucht/

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