2016-06-01

Schnakenhascher: Heute ist Internationaler Kindertag – Ein Fazit




Heute am 1. Juni wird der internationale Kindertag gefeiert. Vor allem die Politprominenz ergeht sich da wieder ganz besonders in der Heuchelei. Denn anlässlich dieses Tages, der in Deutschland übrigens zwei Mal im Jahr gefeiert wird, muß man fragen, was uns denn die Kinder wert sind.

So besucht die Kinderkommission des Bundestages das “FEZ” in Berlin, um dort mit Kindern und Jugendlichen diesen Tag zu begehen. Man hat sich natürlich ein Prestige-Objekt für den Besuch ausgesucht. Denn man will ja schließlich der Welt zeigen, wie sehr die Kinder am Herzen liegen. Doch hinter den Kulissen sieht die Wahrheit ganz anders aus.

Aus einer Daten-Auswertung der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann anlässlich des internationalen Kindertags am 1. Juni geht hervor, daß jedes siebte Kind in Deutschland von Hartz-IV-Leistungen abhängig ist.

Im vergangenen Jahr waren im Schnitt 1,54 Millionen unter 15-Jährige betroffen. Das waren gut 30.000 mehr als im Vorjahr. In einzelnen Regionen ist die Lage deutlich schlechter: So ist in Bremen und Berlin mit 31,5 Prozent fast jedes dritte Kind unter 15 Jahren von Hartz-IV-Leistungen abhängig (Ende 2015). In Sachsen-Anhalt sind es 21,8 Prozent, in Hamburg 20,4 Prozent.

Gestern in der ZDF-Sendung “Frontal 21″ wurde gezeigt, daß immer mehr Kinderkliniken und -stationen schließen müssen, weil die Betreuung und Pflege von Kindern zu viel Geld kostet. Da ist es nämlich nicht so wie bei Erwachsenen. Ein krankes Kind braucht mehr Aufmerksamkeit und Pflege. Das ist aber in der sogenannten “Fallpauschale” nicht vorgesehen. Denn die ist auf Erwachsene ausgerichtet. Das Krankenhausstrukturgesetz, berücksichtigt den besonderen Bedarf und die besonderen Belange von Kindern nicht, es geht überhaupt nicht darauf ein.

Gab es 1991 noch 440 Abteilungen für Kinderheilkunde mit 31.708 Betten waren es bis 2013 nur noch 364 Abteilungen mit 19.199 Betten. Ich erinnere mich noch an einen Fall, wo man eine Dreizehnjährige von Thüringen aus quer durch ganz Sachsen fuhr, um ein Krankenhaus zu finden, welches das Kind hätte aufnehmen. Da ging es um Leben und tot. Einige Krankenhäuser lehnten eine Aufnahme ab und die Rettungsleute mussten weiterfahren. Erst in buchstäblich letzter Sekunde erklärte sich das “Heinrich-Braun-Klinikum” (HBK) in Zwickau bereit, das Kind medizinisch zu versorgen. Zur Ehrenrettung des Klinikums sei hier angemerkt, daß man es erst viel zu spät – nämlich erst als letztes – kontaktierte. Das “HBK” in Zwickau ist für solche Fälle nämlich bestens aufgestellt und überhaupt muß man doch bei einem Kind in Not nicht über mögliche Kosten nachdenken. Die Odyssee quer durch Thüringen und Sachsen hätte man dem Kind ersparen können. Keine 30 Minuten später wäre das Kind sonst tot gewesen. Das nimmt man aber wegen der Kosten – wegen des scheiß Geldes – billigend in Kauf. Ein Kind hat keine Lobby und im Gegensatz zu den Bankstern ist so ein Kinderleben ja auch nicht systemrelevant.

Immer mehr Spielplätze sind in einem katastrophalen Zustand, weil auch da das Geld fehlt. Witterung und Benutzung setzen den Geräten nun mal zu. Das ist ganz normal und logisch. Gemacht wird allerdings dagegen nichts. Kostet ja Geld.

Im Hamburger Bezirk Altona werden alle öffentlichen Kinderspielplätze in der Unterhaltungspflege nicht vollständig bedarfsgerecht gepflegt. Der Grund für die wertmindernde Unterhaltung liegt in den zu gering bemessenen finanziellen und personellen Kapazitäten.

Verbotsschilder, dicht befahrene Straßen und weite Wege zum Spielplatz führen dazu, daß sich Kinder und Jugendliche in ihren Spielmöglichkeiten zunehmend eingeschränkt fühlen. Das hat zur Folge, daß sich bei Kindern Entwicklungsverzögerungen ergeben. Seht Ihr draußen noch Kreidezeichnungen von Kindern? Kaum noch! Stimmts? Das ist nämlich mittlerweile vieler Orts verboten. 

Wer’s nicht glaubt, kann ja mal HIER klicken.

In Ermangelung von Spielplätzen kraxeln nicht wenige Kinder in Bauruinen herum, was Unfälle zur Folge hat und uns wieder zum oben erwähnten Problem mit den Kinderkliniken kommen lässt. Andere Kinder gehen überhaupt nicht mehr draußen spielen und daddeln lieber mit Spielekonsolen herum. Die Folgen davon sind Bewegungsarmut, Übergewicht, Haltungsschäden der Wirbelsäule usw. Das bringt uns auch wieder zum Problem der Kinderkliniken.

Es soll ja auch Vermieter geben, die nicht oder nur sehr ungern an Familien mit Kindern Wohnungen vermieten. Da kommt es dann vor, daß sich drei Geschwister eine kleine Buchte teilen müssen. Da ist nichts mit “schöner Wohnen”. Und wenn vermietet wird, dann gibt es im Haus lauter Verbotsschilder: “Spielen im Hof verboten!” , “Fahrräder abstellen verboten!” usw. usf.

Gibt es eigentlich noch Spielstraßen so wie früher? Ich meine damit KEINE verkehrsberuhigten Straßen wie Tempo 30, sondern eine ganz einfache, kaum befahrene Spielstraße hinterm Haus, die von Kreidezeichnungen übersät ist. Ich habe seit Jahren keine mehr gesehen. Die wurden nämlich zu Gunsten der heiligen Kuh der Deutschen – dem Auto – geopfert. Denn jeder dahergelaufene Trottel will seine Benzinschleuder ja möglichst vor der Haustür parken und ja keinen Meter zu weit laufen.

In manchen Städten gibt es Ecken, wo kein Erwachsener vernünftig über die Straße gelangt, geschweige denn ein Kind. Das kann bis 1000 Meter weit laufen, um eine Ampel zu finden und wenn es Pech hat, ist das scheiß Ding auch noch kaputt und beim Fußgängerüberweg ist es auch nicht sicher, daß man da heile rüber kommt, weil es immer wieder Idioten gibt, die sich für so wichtig halten, um keine Zeit zu haben.

Schulen müssen aus “Kostengründen” schließen, was dann zur Folge hat, daß bereits Achtjährige Schulwege von bis zu einer Stunde in Kauf nehmen und mit den Öffis quer durch die ganze Stadt fahren müssen. Da kommt das Kind schon ausgepowert und erschöpft in der Schule an und soll dann noch “Leistung” zeigen. Im Winter ist es da zudem auch noch dunkel und nachmittags wird es auch zeitig finster. Kein Wunder, daß dann Kinder weggefangen, sexuell missbraucht und schlimmstenfalls noch getötet werden. Das ist dann das Ergebnis des neoliberalen Gedanken, der alles nur nach den Kosten bemisst. Mein Schulweg betrug bis zur 10. Klasse gerade einmal 10 Minuten. In all der Zeit des Bestehens dieser Schule, die auf einem Areal mit insgesamt VIER Schulen stand, kam nie auch nur ein Kind abhanden. Aber aus “Kostengründen” und “Wirtschaftlichkeit” nimmt man eben paar vergewaltigte und getötete Kinder in Kauf. Die sind doch im Vergleich zu eingesparten 15 Millionen ein Fliegenschiß. So wird gedacht und so wird auch gehandelt. Ich hab schon Manager bei Gesprächen belauschen können und wie die sich über “Kostenfaktoren” unterhalten haben, hätten kaum die Nazis noch übertreffen können. Ich war nicht immer der arme Schnakenhascher, der von Hartz-IV lebt. Ich hab mich auch in anderen Kreisen bewegt und weiß wovon ich spreche. Auch ein Grund, warum ich vor langer Zeit mal alles hingeschmissen habe.

Schule – das ist auch ein Thema für sich. Da fehlt manchen Schulen das Geld für’s Einfachste. Die Toiletten sind uralt und stinken wie im Pumakäfig, in den Fenstern zieht es rein, die Computerkabinette sind auf dem Stand von vor 20 Jahren und man reitet teilweise noch auf Pentium-IV-Prozessoren herum usw. Die Geräte im Sportunterricht sind alles andere als TüV-geprüft und selbst die Medizinbälle werden 1000 Mal geflickt und gestopft. Hab ich selbst im Rahmen von Sozialstunden häufig machen müssen. Ja und welche Schule bietet denn gleiche Chancen für alle Kinder an? Für die mit Geld mag das kein Thema sein, aber in Wahrheit ist es doch so, daß bereits in den Schulen knallhart ausgesondert wird. Wer da aus ärmeren Verhältnissen stammt, fällt durch das Raster. Denn was zählt, ist das Bankkonto von Mama und Papa. Wer die Kohle hat, kann sich auch teuren Nachhilfeunterricht leisten. Andere bleiben auf der Strecke. Zu meiner Zeit (DDR) war Nachhilfe kostenlos und die übernahmen die Lehrer in ihrer Freizeit!

Erschwingliches oder kostenloses Schulessen zumindest für Kinder einkommensschwacher Eltern? Fehlanzeige! Das kann sich der reiche Westen, der Bankenzockern über Nacht Milliarden in den Rachen wirft, nämlich nicht leisten. Zu meiner Schulzeit (DDR) kostete ein Mittagessen 75 Pfennig und Eltern ab vier Kinder bekamen für ihre Sprösslinge Freiessen. Die hatten gelbe Essensmarken, soweit ich mich noch erinnern kann. Die bekamen auch kostenloses Schulmaterial. Das mußte nicht umständlich mit Vorlage sämtlicher Unterlagen bis hin zum Freischwimmerausweis mit silbernem Seepferdchen beantragt werden. Hier gibt es ja noch wenigstens das wöchentliche kostenlose Obstfrühstück für die Kinder. Das wollte man hier aber auch schon wie anderswo wieder abschaffen, weil es “sich nicht rechnet”. Es ist nämlich billiger, Obst in den Müll zu werfen, als zu den Schulen zu fahren.

Kostenlose Abschlussfeten? Ach was! Doch nicht im reichen Westen! Da wird gesammeltes und in der Freizeit erarbeitetes Geld vom Jobcenter noch eiskalt einkassiert, wie es HIER geschehen ist.

Ich weiß, daß ich vieles vergessen habe aufzuzählen, doch das Fazit lautet: Kinder sind diesem Fuckstaat solange “lieb und teuer”, solange sie nichts kosten.

Schnakenhascher, der selbst keine Kinder hat, wünscht aber dennoch allen Kindern einen schönen Kindertag.

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