2016-06-20

Die Sommersonnenwende – Die wilde Atempause zwischen Saat und Ernte

von Alexa Szeli


Der Tag der Sommersonnenwende ist der längste Tag des Jahres und dementsprechend der kürzesten Nacht. Es ist das Fest des Feuers, das Fest des Lichtes und bildet das Pendant zur Wintersonnenwende im Dezember. Das Jahr gliedert sich grob in eine Hälfte des Lichtes und eine Hälfte der Dunkelheit.

Das Fest ist uralt. Bei den Kelten ist es unter dem Namen Alban Hevin bekannt. Sie sollen sage und schreibe 12 Tage und Nächte gefeiert haben. Der Mittsommer, wie das Fest auch genannt wird, gehört zu den großen Sonnenfesten: Wie auch ihr Gegenpart die Wintersonnenwende, die Frühlings-Tagundnachtgleiche und die Herbst-Tagundnachtgleiche.

Die Kirche konnte natürlich auch von diesem heidnischen Fest ihre Finger nicht lassen und wandelte die Sommersonnenwende in den Johannistag um, welche dem Heiligen „Johannis der Täufer“ gewidmet war. Noch heute sind die riesigen Freudenfeuer auch unter dem Namen Johannisfeuer bekannt. Gestohlen bleibt aber gestohlen.

Das Fest an sich ist wesentlich älter als die Bibel. Es hatte seit jeher in den germanischen, nordischen, keltischen, slawischen und baltischen Gebieten seinen Raum für Freude. Selbst der älteste Turm der Welt, der Turm von Jericho aus dem 9. Jahrtausend vor Christus, zeigt, dass die Sonnenwende eine wesentliche Rolle spielte. Archäologen der Universität Tel Aviv haben herausgefunden, dass der Turm just an der Stelle erbaut wurde wo der Schatten des benachbarten Gipfels Quarantals die Siedlung verdunkelte und das genau zu dem Zeitpunkt der Sommersonnenwende.

Aber auch die später steinzeitlich errichtete Kultstätte Stonehenge, heute noch unorganisierter Austragungsort der größten Sommersonnwendfeier Europas, ist unter anderem auf den Punkt der Sommersonnenwende ausgerichtet. Ein phänomenaler Fund aus der Bronzezeit, die Himmelsscheibe von Nebra, dokumentiert ebenfalls die Sonnenwenden.


Alte Mythen rund um die Sommersonnenwende

Das Sommersonnenfest, auch Mittsommer genannt, ist ein Fest der Sonne und des Feuers. Es wird ausgelassen, ja nahezu ekstatisch gefeiert. War dieWintersonnenwende mit der Sorge vor der bevorstehenden kalten Jahreszeit verbunden, so war dieses Fest ein Fest der puren Freude am Leben. Die Menschen mussten sich nicht sorgen, die Erde brachte die ersten Früchte hervor und alles stand in heller Pracht.

Alles roch nach Fülle und Überfluss. Das Überleben war schwer in der damaligen Zeit, aber in dieser Zeit des Mittsommers konnte das Leben sorgenfrei gefeiert werden. Das Land war fruchtbar, die Pflanzen wuchsen und kündeten reiche Ernte an. Die Natur lebte als gäbe es kein Gestern und kein Morgen. Die Göttin der Erde barg in ihrem Schoß neues Leben. Der Sommer mit seiner ganz eigenen Melodie füllte die Herzen der Menschen mit Glück.

Riesige Mittsommerfeuer wurden entfacht. Die Menschen tanzten um sie herum und sprangen über sie hinweg. Das sollte Glück bringen und vor Unheil schützen. Es heißt auch, dass Kinder über das Feuer geworfen wurden um sie vor Krankheiten zu schützen. Einen glühenden Scheit nahmen die Menschen mit in das eigene Heim um dieses zu segnen.

Es war ein Fest, welches tief in die Nacht hineinreichte, bis der Morgen wieder dämmerte. Um so später es wurde um so berauschter wurde gefeiert. Brennende Räder, eine noch heute bekannte Tradition, wurden entzündet und von Bergen und Hügeln hinab gerollt.

Am Tage sammelten die Frauen Kräuter wie Beifuß, Eisenkraut und Rittersporn und banden sich diese in der Nacht um ihre Hüften. In ihren Haaren trugen sie Blumenkränze aus Gundermann und Eisenkraut, welche die Hellsichtigkeit dafür sensibilisierter Menschen fördert. Den Kräutern wurden wundersame starke Heilkräfte zugesprochen, die ihre Wirkung am meisten entfalteten, wenn die Mittsommernacht auf die Nacht des Vollmondes fiel. Auch die nackten Tänzer banden sich einen Gürtel aus Beifuß oder Eisenkraut um die Hüften. Es sollte die Manneskraft erhöhen. Die Nacktheit in jener Nacht war heilig, sie war die Verbindung zur Ursprünglichkeit des menschlichen Daseins.

Zudem wurde mit Hilfe der Kräuter ein starkes Braubier gebräut, welches eine besonders berauschende und aphrodisierende Wirkung hatte.

Die Priester der Heiden, auch Bilwis Priester genannt, dienten dem Sonnengott Belenus oder auch Baldur. Ihre Aufgabe war es zu Mitsommer die Felder zu segnen. Vor allem auch der keltische Naturgott Cerunnos „Der Gehörnte“ wurde an diesem Tage geehrt. In der griechischen Mytholigie ist der Gehörnte unter dem uns geläufigeren Name Pan bekannt. Sein germanischer Name lautete Freyr. Er, der Herr der Tiere, ist der treue Begleiter der großen Erdgöttin. Seine Gottheit steht für viele Bereiche der weltlichen Welt. So ist er eine Gottheit der Natur, des Waldes, der schöpferischen Naturkräfte, der Fruchtbarkeit, der Zeugungskraft, des Wachstums, der Reinkarnation, der Kreuzwege, der Krieger aber auch der Gott der Liebe und der Gott des Wohlstandes und Reichtums. Ihn zu huldigen bedeutete die eigene Lebenskraft und Fruchtbarkeit zu steigern. Aus ihm spricht die ungebändigte Natur, das Wilde und die Freiheit eines jeden Einzelnen als Teil des Kreislaufes in dieser Welt.

Dem Gehörnten zu Ehren wurden sogenannte Wolfskräuter rund um die Felder gesteckt. Dazu gehörten Arnika, Eberesche, Beifuß, Königskerze, Kümmel und das Christophskraut.

Der Krönung des Sonnenkönigs

Es ist der längste Tag des Jahres. Längst sind die Tage nicht so heiß, wie sie noch werden können. Doch an keinem anderen Tag des Jahres wird die Sonne länger ihre Kraft der Erde schenken. Hernach wird sie sich mehr und mehr zurückziehen. Die Schatten ihres Daseins werden von Tag zu Tag längern, bis an Jul die Nacht den längsten Schatten werfen wird.

Es ist der Tag an dem der Gott zum Sonnenkönig gekrönt wird. Ein Tag des Reichtums und des Überflusses. Der ideale Zeitpunkt für die Herrschaft des Sonnenkönigs an der Seite der schwangeren Göttin. Gemeinsam herrschen sie fortan über das Land. Der Sonnenkönig weiß um seinen Tod zu Samhain und so steckt er all seine Kräfte, all seine Energie in die fruchtbare Erde, auf das sie neues Leben hervorbringen wird. Es ist der Tag an dem Zeit ist das Leben zu feiern. Die Aussaat liegt hinter uns, die Blütezeit ist größtenteils passé. Jetzt reifen die Früchte und verheißen eine baldige reiche Ernte.

Der Tag der Sommersonnenwende steht unter dem Zeichen des Krebses

Am heutigen Tag verlässt die Sonne das Zeichen der Zwillinge und wechselt in den Krebs.

Die Sonne tritt in das erste Wasserzeichen ein, der Sommer beginnt. In der nächster Zeit geht es vor allem um unsere Familie. Es geht um Fragen zu unserer Heimat, unserem Zuhause. Es ist wichtig, dass wir nun emotionale Sicherheit finden, da die Sehnsucht danach sehr stark sein wird. Nutzen wir die Zeit des Sommers um uns intensiv um diese Bereiche zu kümmern, damit nicht nur die Sonne am Himmel strahlt, sondern auch wir und all unsere Lieben.

Ein kleines Mittsommer – Ritual

Nimm dir einen kleinen Leinenbeutel und fülle diesen mit Kräutern aus:

- Lavendel
- Johanniskraut
- Eisenkraut
- Gundermann

Nimm all deine Sorgen, Ängste und Probleme und bespreche den Beutel mit ihnen. Verbinde ihn anschließend gut.

Werfe den Beutel am Abend in das Feuer, welches du mit Freunden besuchen solltest, es sei denn ihr entfacht euer eigenes. Ist das Feuer klein genug, so springe darüber hinweg (bitte nur, wenn das für dich völlig problemlos möglich ist!!!) um dich zu reinigen.

Mittsommer ist ein geselliges Fest. Es mag einen bitteren Beigeschmack haben. Es erzählt uns davon, dass alles was in Fülle vorhanden ist auch wieder verloren geht. Alles was hervorkommt, wird auch wieder vergehen. Jetzt aber ist es noch nicht soweit, jetzt noch sind die Nächte einladend warm und die Tage voller Kraft und Licht. Also feiere ausgiebig mit deinen Lieben solange deine Füße dich durch die magische Nacht tragen werden.

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