2025-11-03

WAS ODER WEN SUCHST DU? - Erzengel Chamuel

Erst wenn ein Mensch an diesem irdischen Spiel das Interesse verliert, kann er ‘spirituell’ werden. Dann kommt der wahre Meister wie von selbst in das Leben und dann wird der spirituelle Pfad wirklich beschritten. Weder kann ein Fisch in der Wüste noch ein Kamel am Meeresgrund leben.

Was oder wen suchst du?

„Mein Großvater und der Guru meines verehrten Gurus Maharaj erfuhren einst, dass ein großer Heiliger in eine Stadt in ihrer Nähe gezogen sei. Sie suchten ihn auf, mit der Absicht, zehn Tage dort zu bleiben. Nach vier Tagen fragte der Heilige sie, warum sie gekommen wären und was sie von ihm wollten. ‚Wir haben gehört, dass Ihr ein großer Mann unserer Zeit seid‘, antworteten sie. ‚Und da wir ohne Führung sind, wollten wir Euch um eine Sitzung bitten und gern bei Euch bleiben.‘ Nach fünfzehn oder zwanzig Minuten erwiderte der Heilige: ‚Richte ich auch nur meine Aufmerksamkeit auf euch, werdet ihr nicht in der Lage sein, sie zu ertragen. Mein Blick ist so machtvoll, dass ich – schaue ich einen Stein an – diesen in zwei Teile zerspalte.‘ Sie gingen und suchten nach einem Stein, den größten, den sie noch anheben konnten, und sie brachten einen so schweren, dass sie ihn nur mit Schwierigkeiten zu transportieren vermochten. Dieser Stein wurde vor den Heiligen gelegt. Der Heilige sah den Stein an und er zerbarst beim ersten Blick. Mein Großvater verbeugte sich tief. ‚Herr‘, sagte er, ‚wir haben einen Gaukler und Magier im Gewand eines Heiligen kennengelernt.‘ ‚Warum sprecht ihr so?‘ erwiderte der Heilige mit offensichtlichem Missfallen. ‚Die Leute verehren mich als großen Mann.‘ ‚Sicher seid ihr ein großer Mann. Es braucht große Kraft, solch eine Tat zu vollbringen. Aber mit all dieser Kraft vermögt Ihr nicht, das Herz eines Menschen aufzuspalten. Wir sind einfache Leute. Aber wir sind fähig, das Herz eines Menschen so zu wenden, dass dieser immer weitergehen wird, weiter und weiter, bis dahin, wo es sich niemand vorstellen kann.‘ Und mit diesen Worten verließen sie den Mann.“ (Der Weg durchs Feuer, Tagebuch eines spirituellen Schulung durch einen Sufi-Meister; Irina Tweedie; S. 664ff)

JJK: Ist die Esoterik-Szene nicht voller solcher „Heiliger“? Manchmal gewinne ich den Eindruck, dass die vielen „Selbstermächtigungskurse“ verdeckte Egotrips jener sind, die sie anbieten. Wir leben in einer Zeit, in der alles existiert, und auf dem spirituellen Markt überwiegen jene „Meister“, die mit ihren Fähigkeiten auf „Jüngerfang“ gehen. Solche, die in der Lage sind, das Herz des Menschen „aufzuspalten“, sind sehr selten. Meine Frage ist, sind falsche Heilige eine Gefahr für einen Sucher oder ist der Irrtum Bestandteil der Suche? Gehören Umwege zum Weg oder könnte durch mehr Achtsamkeit manches, auch neues Karma, vermieden werden?

Der menschliche Wille steuert

ERZENGEL CHAMUEL: Mein Licht umhüllt die Menschen, die dafür offen sind, mein Licht erreicht die Herzen, die dafür bereit sind und mein Licht durchdringt die Finsternis, dort, wo die Menschen leben wollen. Damit ist die Antwort auf deine Frage gegeben: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg – dieses gebräuchliche Sprichwort der Menschen ist hier am richtigen Platze. Es ist der menschliche Wille, der alles steuert und anzieht. Jeder Mensch sehnt sich auf seine Weise nach Erkenntnis und spirituellen Erlebnissen und ein jeder Mensch zieht das an, wofür er innerlich bereit ist. Wer sein Herz nicht öffnen möchte, aber bestimmte Fähigkeiten erwerben will, der wird zu einem „Heiligen“ gehen, wie er in der einleitenden Geschichte beschrieben ist. So ist es der Einzelne, der einen Umweg wählt, und es ist nicht das Schicksal, dass diesen bestimmt. Die falschen Heiligen, die Magier und Zauberer, die Steine nicht aber Menschenherzen aufspalten können, gab und gibt es in dieser Matrix zu jederzeit.

Ein jeder Mensch findet den Meister, der seinen Bedürfnissen gerecht wird, und ein jeder Meister die Schüler, die seinen Bedürfnissen entsprechen. Auf diese Weise gehen oftmals Meister und Schüler Umwege.

Der Sinn von Wundern

JJK: Jesus ging über das Wasser, da er, aus meiner Sicht, den Jüngern ein Beispiel von Gottvertrauen geben wollte. Die Apostel waren einfache Menschen, Fischer, die keine Ahnung davon hatten, wer Jesus war. Die Wunder, die Jesus tat, verfestigten das Vertrauen der Apostel in Jesus selbst und in die Botschaft des „Messias“. Meine Frage ist: Wann sind Wunder angebracht und wann handelt es sich um unnötigen Zauber?

ERZENGEL CHAMUEL: Wunder erfüllen dann einen Sinn, wenn der einzelne Mensch ein Wunder benötigt, um voranzukommen. Hier gibt es zwei Gründe, die vorliegen müssen, damit ein Wunder gerechtfertigt ist:

1) Wenn ein Wunder das einzige Mittel ist, einen Menschen oder Menschengruppen wachzurütteln und sie für eine spirituelle Wahrnehmung zu sensibilisieren.

2) Wenn durch ein Wunder Karma in großem Ausmaß erlöst werden soll.

Ein wahrhaftig Heiliger geht mit Wundern sehr sorgfältig um und er weiß genau, wann und wo es ein Wunder braucht. Heilige, die ihre Fähigkeiten zur Schau stellen, ziehen die Menschen an, die noch im außen suchen. Wer seine Aufmerksamkeit nach innen lenkt, dessen Suche ist ganz anders und dieser Mensch sucht auch woanders.

JJK: In diesem Fall haben Meister und Schüler eine ähnliche innere Reife? Beide orientieren sich im außen.

Meister-Schüler-Beziehungen

ERZENGEL CHAMUEL: Auf dieser Ebene, ja. Wahre Meister wissen genau, warum sie welchen Schüler annehmen. Bei oberflächlicher Betrachtung scheinen manche Schüler für einen Meister nicht reif genug. Deshalb sind die meisten Meister-Schüler-Beziehungen auf dieser Ebene von kurzer Dauer. Wahrhaftige und tiefe Meister-Schüler-Beziehungen überdauern viele Leben, oft haben sie bis zur Rückkehr in die Einheit Bestand. Dabei wechseln sich die Rollen von Lehrer und Schüler oft ab. Es ist ein Nehmen und Geben, ein unaufhörliches Lernen, bis alles, was auf dieser Ebene möglich ist, erworben wurde.

JJK: Warum gibt es auf dieser Welt so wenige ernsthafte Sucher? Menschen, die sich ihr Herz „aufspalten“ lassen wollen, sind sehr, sehr selten.

Warum gibt es so wenige Sucher?

ERZENGEL CHAMUEL: Diese Ebene des Seins bietet den Menschen Erfahrungen. Eine nahezu unerschöpfliche Bandbreite von Abenteuern gilt es zu erleben. Deshalb verkörpern engelsgleiche Wesenheiten als Menschen auf dieser Erde – und diese Abenteuer wollen mit Leib und Seele ausgekostet werden, eher ist ein Mensch nicht bereit, dieses Leben gegen das andere Leben einzutauschen.

Diese Ebene des Seins beherbergt Menschen, die diese Reise in allen Facetten auskosten wollen. Jene, für die dieses Spiel uninteressant ist, sind in der Minderzahl.

Erst wenn ein Mensch an diesem irdischen Spiel das Interesse verliert, kann er „spirituell“ werden. Dann kommt der wahre Meister wie von selbst in das Leben und dann wird der spirituelle Pfad wirklich beschritten. Weder kann ein Fisch in der Wüste noch ein Kamel am Meeresgrund leben.

Jesus und Buddha

JJK: Welche Aufgabe haben oder hatten wahre Meister wie JESUS oder BUDDHA?

Wenn ich denke, wie ignorant die meisten Menschen sind oder wie gerne wahre Meister falsch verstanden werden, dann frage ich mich, welchen Sinn macht so ein Leben, wenn die Menschen ihre Runden fern von einer spirituellen Wahrnehmung drehen wollen?

ERZENGEL CHAMUEL: Wahre Meister setzen Lichtanker und Lichtpunkte, damit die Menschen dann, wenn sie bereit sind, eine Orientierung haben. Ohne dieses Licht fände niemand aus diesem Labyrinth der Zeit hinaus. Es sind Oasen des flüssigen Lichts, die diese Meister auf der Erde verankern, damit jene, die sie eines Tages brauchen, nicht verdursten.

Ein Meister kennt seine Aufträge und erfüllt sie. Liebe fließt unaufhörlich, bis sich ein Menschenherz öffnet und es gespalten werden kann. Seid euch gewiss, dass auch auf dieser Welt alles den göttlichen Gesetzmäßigkeiten gehorcht. Die vielen Dramen sind Teil von Erfahrungen und nur jene Menschen, die ihre Bindungen an diese Welt aufgeben, können die Neue Welt betreten – fern von Ängsten und in Freiheit.

Reife Schüler finden reife Meister und wer dieses Spiel ausgekostet hat, erlangt in Windeseile seine Meisterschaft.

Stelle dir die Fragen: Wo stehe ich in diesem Prozess? Bin ich am irdischen Spiel noch interessiert? Was möchte ich auf dieser Welt noch erleben? Wohin drängt und zieht es mich und was ist meine tiefste Sehnsucht?

Ein wahrhaftiger Umgang mit dir selbst lässt dich den Lauf der Welt und dein eigenes Leben besser verstehen – und so führen dich die Antworten auf diese Fragen zu dir selbst zurück.

Ich liebe dich unendlich
ERZENGEL CHAMUEL

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