Der Ernstfall beginnt an diesem Freitag um 9.29 Uhr in Aachen. Zwei Minuten später geht es in München los, dann in Frankfurt und Berlin. Für eineinhalb Stunden wird dann nach und nach ein seltenes Naturspektakel das ganze Land erfassen.
Am 20. März ereignet sich eine Sonnenfinsternis, bei der die Sonne von Europa aus noch zu großen Teilen bedeckt wird. Menschen weltweit freuen sich auf das Spektakel. Auch für Himmelsgucker in Deutschland ergibt sich ein lohnender Anblick, ein wolkenfreier Himmel vorausgesetzt. Ohne geeigneten Augenschutz sollte jedoch niemand das Spektakel beobachten.
Was ist bei der Sonnenfinsternis zu sehen?
Am Vormittag des 20. März schiebt sich der Mond vor die Sonnenscheibe und verdunkelt sie. Es kommt zu einer totalen Sonnenfinsternis. Komplett finster wird es allerdings nur in einem etwa 400 Kilometer schmalen Streifen auf dem Nordatlantik. In Europa, Nordafrika, dem Nahen Osten, dem westlichen Asien und auf Grönland ist das Ereignis als sogenannte Teilfinsternis zu sehen, bei der die Sonnenscheibe unterschiedlich stark vom Mond bedeckt wird.
Wie sehr verdunkelt sich die Sonne über Deutschland?
Von Deutschland aus gesehen werden immerhin etwa zwei Drittel bis vier Fünftel der Sonne vom Mond verdeckt – je nach Standort. Die größte Bedeckung gibt es in List auf Sylt mit etwa 83 Prozent. In München werden immerhin noch 68 Prozent der Sonnenscheibe verdeckt.
Wann beginnt die “SoFi 2015″ und wie lange dauert sie?
Je nach Standort in Deutschland beginnt der Mond gegen 9.29 Uhr, die Sonnenscheibe anzuknabbern. Eine gute Stunde später, kurz nach 10.30 Uhr, ist die größte Bedeckung erreicht, die Sonne steht dann etwa 35 Grad über dem Horizont. Gegen 12 Uhr mittags ist das Spektakel vorbei.
Wird es dabei dunkel?
Die Teilbedeckung über Deutschland führt nicht zu einer stärkeren Abschattung als etwa eine dichtere Bewölkung. Eine Bedeckung von weniger als 50 Prozent der Sonnenscheibe nimmt der Mensch in der Regel überhaupt nicht wahr. Erst ab etwa 90 Prozent Bedeckung ist die Abschattung auch von unaufmerksamen Beobachtern nicht mehr zu übersehen.
Wie kann ich die “Sofi” sicher beobachten?
Experten warnen eindringlich davor, mit ungeschützten Augen direkt in die Sonne zu schauen. Auch bei einer Sonnenfinsternis drohen bleibende Augenschäden bis zur Erblindung. Auch Sonnenbrillen sind kein geeigneter Schutz. Den bieten spezielle “Sofi”-Brillen, die es für ein paar Euro im Fachhandel gibt.
Die sicherste Methode ist die Projektion – etwa mithilfe eines Feldstechers (aber Achtung: niemals mit den Augen durch den Feldstecher in die Sonne schauen!) oder durch eine simple Lochkamera: einfach ein kleines Loch in eine Pappe stechen und das Bild der Sonne daraus in den Schatten projizieren.
Allerdings ist das Abbild der Sonne aus einer Lochkamera recht klein, wenn die Projektionsdistanz nicht sehr groß ist. Verschiedene Sternwarten bieten Beobachtungen für Interessierte. Voraussetzung ist immer ein wolkenfreier Blick Richtung Sonne.
Wie kann ich die Sonnenfinsternis fotografieren?
Auch für Fotografen bietet sich eine seltene Gelegenheit, ihre Kamera auf die Sonne zu richten. Um Schäden für Augen und Ausrüstung zu verhindern, sollte das ebenfalls nicht ohne einen geeigneten Sonnenfilter passieren. Wichtig ist es, den Filter vor das Objektiv zu setzen.
Von Folien für den Kamerasucher oder dem Okular von Ferngläsern und Teleskopen raten Experten dringend ab. Im schlimmsten Fall drohen Schäden am Kamerasensor oder den eigenen Augen. Die Filter gibt es in vielen Ausführungen im Fachhandel. Für die Aufnahme sollte möglichst eine hohe Brennweite von mindestens 400 Millimetern (Kleinbild) genutzt werden, damit die Sonne groß genug im Bild erscheint. Für Bilder ohne Verwackler ist ein Stativ Pflicht.
Wie kommt es überhaupt zu einer Sonnenfinsternis?
Eine Sonnenfinsternis kann nur zu Neumond entstehen, wenn der Mond zwischen Erde und Sonne steht und sich ganz oder teilweise vor die Sonnenscheibe schiebt. Dort, wo der Mondschatten auf die Erde fällt, ist in diesem Bereich eine totale Sonnenfinsternis zu sehen, wo der Halbschatten des Mondes auf die Erde fällt, ist eine Teilfinsternis zu sehen.
Warum gibt es dann nicht jeden Monat eine Sonnenfinsternis?
Die Mondbahn ist leicht gegen die Erdbahn gekippt. Dadurch wandert der Neumond meist ober- oder unterhalb der Sonne vorbei. Nur an den sogenannten Knotenpunkten, an denen sich die Ebenen von Mond- und Erdbahn schneiden, können Erde, Mond und Sonne genau in einer Reihe stehen. Nur wenn der Neumond genau an einem der beiden Knotenpunkte steht, kommt es daher zu einer Sonnenfinsternis.
Wo kann man “Sofi” als totale Finsternis zu erleben?
In Deutschland wird man aber keine totale Sonnenfinsternis sehen können. Das ist vom Land aus nur auf den Färöer Inseln und auf Spitzbergen möglich. Der Kernschatten überstreicht die Färöer Inseln und Spitzbergen. Dort wird es jeweils für etwas mehr als zwei Minuten komplett dunkel. Allerdings steht die Sonne an beiden Orten recht nah am Horizont, und die Bewölkungswahrscheinlichkeit ist relativ hoch.
Verschiedene Redereien schicken Kreuzfahrtschiffe in den Pfad des Mondschattens auf dem Nordatlantik. Eine sichere Beobachtungsmöglichkeit bieten nur Flüge in die Zone der Totalität. Ein Flugzeug kann sich nicht nur über den Wolken bewegen, sondern dem Mondschatten auch ein Stück hinterherfliegen, sodass sich die Phase der kompletten Verfinsterung etwas verlängert. Touristen können das Naturspektakel zum Beispiel in Tórshavn beobachten, der Hauptstadt der Färöer Inseln. Am 20. März verdunkelt der Mond die Sonne dort für zwei Minuten und 18 Sekunden komplett.
Wie reagieren Tiere auf die Sonnenfinsternis?
Tiere reagieren auf eine Sonnenfinsternis unterschiedlich: Pferde werden unruhig, Hühner ziehen sich dagegen auf ihre Stange zurück. Während bei den einen die Nervosität steigt, wollen die anderen einfach nur schlafen.
Die Sonnenfinsternis signalisiert den Tieren eine beginnende Nacht und wirkt sich damit kurzfristig auf ihren Rhythmus aus. Viele Vögel werden ruhig und stellen alle Laute ein. Laut Tiermedizinern dürfte das Himmelsspektakel auf Hunde und Katzen jedoch keinen großen Effekt haben. Haustierbesitzer können also beruhigt sein.
Wann kommt die nächste Sonnenfinsternis?
Die nächste Sonnenfinsternis gibt es schon am 13. September, allerdings trifft der Mondschatten dabei nicht die Erde, sodass sie überhaupt nur als partielle Finsternis zu sehen ist – und das lediglich von Afrika, der Antarktis und den südlichen Ozeanen aus. Die nächste totale Sonnenfinsternis findet am 9. März 2016 über Südostasien und dem Pazifik statt und ist ebenfalls von Deutschland aus nicht zu sehen. Die nächste Beobachtungschance für eine partielle Sonnenfinsternis in Deutschland gibt es am 25. Oktober 2022. Eine totale Sonnenfinsternis findet über Europa erst wieder am 12. August 2026 statt und über Deutschland erst am 3. September 2081.
Was ist das besondere an dieser Sonnenfinsternis?
Nach dem religiösen biblischen Kalender auf den ersten Nisan, den ersten Tag des ersten Monats. In der jüdischen Tradition ist eine Sonnenfinsternis ein sehr starkes Omen. Besonders interessant wird das Ganze durch den Umstand, dass die Sonnenfinsternis vom 20. März mitten in die Blutmond-Tetrade fällt. Die blutrote Mondfinsternis wiederholt sich am 4. April und 28. September 2015. Zum ersten Mal seit 2.000 Jahren trifft eine solche sogenannte Mond-Tetrade auf vier jüdische Feiertage. Bei den letzten drei Blutmond-Tetraden geschah jeweils Entscheidendes für die jüdische Gemeinschaft. Deshalb wird nun spekuliert, ob im Zuge der vierten Tetrade wieder etwas Bedeutendes passieren könnte.
Was passiert noch?
Am Freitag, den 20.03.2015, um 23:45 Uhr, beginnt der kalendarische und astronomische Frühling. Theoretisch können wir ab dann wenigstens 12 Stunden Sonne pro Tag genießen, denn die Sonne steht an diesem Tag genau über dem Äquator, im Zenit.
Am 20. März tritt um 10.36 Uhr die Neumondphase ein – sonst gäbe es gar keine Sonnenfinsternis.
Hier können Sie das Ereignis Online ansehen: Slooh Community Observatory und Virtual Telescope Project ab morgen.
Video:
https://vimeo.com/116155256
Literatur:
Himmelszeichen von Peter Orzechowski. Blutmonde, Kometen und blaue Sterne. Die Weltenwende hat begonnen.
Quellen: PRAVDA TV/WeltOnline/sueddeutsche.de vom 16.03.2015
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Bei Kommentaren bitten wir auf Formulierungen mit Absolutheitsanspruch zu verzichten sowie auf abwertende und verletzende Äußerungen zu Inhalten, Autoren und zu anderen Kommentatoren.
Daher bitte nur von Liebe erschaffene Kommentare. Danke von Herzen, mit Respekt für jede EIGENE Meinung.