Jakana fragt: …sobald wir „jetzt“ denken, müssen wir alles andere mitdenken sagst du ja, gemeiner Trick finde ich! Jetzt kommt eine Frage: Wenn wir Bashar oder anderen Channels zuhören stecken wir doch durch hören und erklären in Zeiten fest und in einer Paradoxie, weil sie uns, indem sie uns erweitern wollen gleichzeitig in unseren Höhlen fixieren – oder nicht? Du schreibst, wir sind durch die Frage getrennt aber sind wir das nicht dann auch durch Bashars Erklärungen?
Das Jetzt kann man nicht wirklich „denken“, man kann nur im Jetzt sein oder eben nicht. Und in diesem speziellen Zustand, wenn man im Sein ist, ist unsere Wahrnehmung erweitert, alles Begreifen erfolgt direkt, und sämtliche Erklärungen werden überflüssig.
Ein Beispiel: Wenn du ein Eis ißt, würde dein Seinszustand, der dieses Eis im Jetzt genießt, Äußerungen hervorbringen wie „hmmm, aaah, oooh“ usw. Der Verstandkommentiert dieses Erlebnis z.B. mit „Das Eis ist aber lecker“ – die spontane Erkenntnis wird mit einem Satz beschrieben. Der Verstand kann diesen Kommentar abgeben, weil er gelernt hat, was ein „Eis“ ist und einen Begriff kennt, um die Empfindung als „lecker“ zu beschreiben. Doch all dies ist nicht das direkte Empfinden, sondern eine Beschreibung, die erst im Nachhinein getroffen wird. Der Verstand hinkt zwangsläufig immer einen Moment hinter dem direkten Erleben her.
Da wir gelernt haben, uns über unseren Verstand zu definieren, sind wir nun der Ansicht, er könne uns auch tatsächlich Antworten auf unser Leben liefern. Aber das kann er nicht. Wie in meinem Beitrag Der Wert des Verstandes aufgezeigt, ist es dem Verstand lediglich möglich, im Rückblick einer gemachten Erfahrung zu dieser Erfahrung eine Erklärung zu liefern. Aber niemals: im Vorhinein.
Das ist das Paradox des Verstandes, denn dadurch, daß unser gesamtes Erwachsenenleben üblicherweise über den Verstand definiert wird, unterliegen wir der Fehlannahme, er könne uns Erklärungen liefern über Erfahrungen oder Erkenntnisse, die wir selbst gar nicht gemacht haben. Wenn wir uns also diesbezüglich in Erklärungsmodellen verlieren, kann der Verstand sich durchaus in diesem Modell bewegen und z.B. auch Kausalzusammenhänge „begreifen“, die jedoch lediglich Teil sind des jeweiligen Erklärungsmodells. Doch das eigentliche Problem ist: Selbst wenn ich diesen Erklärungen intellektuell folgen kann und glaube, sie nachvollziehen zu können, so verstehe ich sie doch nicht wirklich. Denn eine Erkenntnis hat grundsätzlich zur Eigenschaft, daß sie auf eigenen Erfahrungen gründet.
Allein aus diesem Grund können Interessierte Jahrzehnte oder Ewigkeiten zu den Füßen eines Gurus sitzen und den klugen Worten lauschen, aber daher wachen sie selbsttrotzdem nicht auf, denn keine Erklärung dieser Welt kann das bewirken. Words don’t teach.1 Und deshalb ist deine Frage inklusive Antwort so scharfsinnig. Das einzige, was all diese LehrerInnen vollbringen ist, den Fokus auf eine andere mögliche Beschreibung unserer Erfahrungswelt zu legen. Sie machen uns bekannt mit einer anderen Weltsicht und somit mit anderen Begriffen, die Welt und unser Sein darin zu beschreiben. Doch all diese Beschreibungen und Erklärungen ersetzen niemals die eigene Erfahrung.
Von daher finden sich bei meinen Buchempfehlungen z.B. keine „theoretischen“ Werke, sondern eine Vielzahl von Lehrer-Schüler-Geschichten, in denen die LehrerInnen ihre jeweiligen SchülerInnen zu eigenen Erfahrungen nötigen sozusagen. Lynn Andrews liebt z.B. ihre Erfahrungen, die sie mit ihren Lehrerinnen macht und deren einfaches Leben. (Die Lehrerinnen sind Cree-Indianerinnen, die irgendwo in der schönen Natur Kanadas leben.) An einem Punkt ihrer Ausbildung sagt Lynn zu ihren Lehrerinnen, daß sie auch gern dort mit ihnen leben und lernen möchte. Und die Lehrerinnen sagen „Why not – mach das“, sie sei jederzeit willkommen. Daraufhin verkauft Lynn ihr Haus in Los Angeles, regelt alles, was zu regeln ist und kommt voller Vorfreude nach Kanada zu ihren Lehrerinnen. Und was machen die? Die Lehrerinnen fragen Lynn, was sie sich denn dabei gedacht hat, einfach ihr eigenes Leben so an den Nagel zu hängen. Es folgen Tränen, Auseinandersetzungen und schlußendlich die Erkenntnis.
Über diese Geschichte, die sich vielleicht etwas „brutal“ anhört, macht Lynn eine entscheidende Erfahrung. Sie erkennt etwas schmerzlich, daß nur sie selbst für ihre Verhaltensweisen verantwortlich ist und nur sie selbst ihre eigenen Entscheidungen für ihr Leben treffen kann. Niemand kann ihr das abnehmen. Sie erkennt weiterhin, daß sie als „westliche“ Frau eine bestimmte Rolle spielen kann in der westlichen Welt. Indem sie ihre Erfahrungen in Büchern niederschreibt, werden auch andere mit geistigen Dingen bekannt, von denen sie zuvor vielleicht noch nichts gehört haben, aber vielleicht nach diesen Informationen suchen. Das bedeutet Erfahrung – das einzige Mittel, über das ich tatsächlich Erkenntnisse erlangen kann. Derlei Methoden verwenden alle LehrerInnen in den empfohlenen Büchern.
Die Channelwesenheiten wissen das natürlich; die wollen uns auch gar nicht „aufwecken“, weil sie genau wissen, daß das so nicht funktioniert. Sie versorgen uns lediglich mit Zusatzinformationen. Von daher können z.B. Channelings eine Unterstützung sein, uns aus unseren verfestigten Gedanken- und Verstandes-Strukturen – und also aus unserer Höhle – herauszulocken. Selbstverständlich wird niemand durch Informationen welcher Art auch immer aufwachen. Daher sind jene Aussagen am hilfreichsten, die dich immer wieder auf dich selbst zurückwerfen und dazu anregen, die eigenen inneren Strukturen unter die Lupe zu nehmen. Etwas, was man selbst auch umsetzen kann; so wie bei Abraham, die ununterbrochen predigen: „Schau′ nach, wie sich das anfühlt für dich – und geh′ immer in diejenige Richtung, die sich amentspanntesten anfühlt.“ Dies sind praktische Anleitungen, die jeder auch umsetzen kann, und die deinen Blick hinwenden auf die eigene Bezogenheit in und mit der Welt. Durch die Wahrnehmung der eigenen Empfindungen und Gedanken kann ich erst etwas lernen über mich selbst und darüber, wie ich meine eigene Welt kreiere. Denn erst das Wahrnehmen der eigenen Bezogenheit kann auch zu lebensverändernden Erkenntnissen führen – nicht das theoretische Nachdenken über irgendwelche Vorkommnisse oder Ideenkomplexe. Es geht stets darum, eigene Antworten zu finden aufgrund eigener Erlebnisse, die man in und mit der Welt hat.
(Spax 13.4.16)
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