[Auch dazu hier auf dem Blog:
Wissenschaftlicher Durchbruch: Oktopus DNA ist nicht von dieser Welt! ]
Wie das Autorenteam um Edward J. Steele vom Centre for Astrobiology an der University of Ruhuna und dem bekannten Astrobiologen Chandra Wickramasinghe, einem der Mitbegründer der modernen Theorie der Panspermie vom Buckingham Centre for Astrobiology aktuell im Fachjournal „Progress in Biophysics and Molecular Biology“ (DOI: 10.1016/j.pbiomolbio.2018.03.004) argumentieren, stammen nicht nur Oktopusse, sondern auch das Leben allgemein nicht von dieser Welt, sondern gelangten durch die sogenannte Panspermie, also in Form „kosmischer Saat“ mit Asteroiden und Kometen, auf die noch junge Erde.
Zu den Autoren des Fachartikels gehören insgesamt 33 Wissenschaftler unterschiedlicher Forschungsrichtungen, Universitäten und Institutionen. Darunter Forscher vom Buckingham Centre for Astrobiology an der University of Buckingham; vom Center for the Physics of Living Organisms, Department of Physics an der Michigan Technological University; des Department of Geology der University of Peradeniya in Sri Lanka; vom South African Brain Research Institute in Johannesburg; der University Toronto; dem Department of Physics an der indischen Cochin University of Science and Technology; dem Centre for Astrobiology, University of Ruhuna (Sri Lanka); der School of Veterinary and Life Sciences an der Murdoch University in Perth; dem Department of Infectious Disease Control am Tianjin Center for Disease Control and Prevention in China; von der School of History and Philosophy of Science an der University of Sydney; dem japanischen Institute for the Study of Panspermia and Astrobiology in Gifu; dem Centre for Surface Chemistry and Catalysis an der belgischen Katholieke Universiteit Leuven; vom Institute of Astronomy in Cambridge; dem Pestalozzi- Gymnasium in München; der School of Biomedical Sciences an der australischen Curtin University und dem College of Physical and Mathematical Sciences an der Australian National University in Canberra; sowie vom Henan Collaborative Innovation Center of Modern Biological Breeding am Henan Institute of Science and Technology und dem Department of Biochemistry an der University of Alberta.
Im Fokus des Artikels stehen unter anderem komplexe Retroviren, die während oder kurz vor der sogenannten kambrischen Artenexplosion und damit dem fast gleichzeitigen erstmaligen Vorkommen von Vertretern fast aller heutigen Tierstämme in einem geologisch kurzen Zeitraum von 5 bis 10 Millionen Jahren zu Beginn des Kambriums vor etwa 543 Millionen Jahren.
Das plötzliche Auftauchen der Arten versuchen die Autoren nun anhand von Indizien und Beweisen zu erklären, die sie in Funden kontrovers diskutierter Mikrofossilien im Innern von Meteoriten und dem nicht minder kontrovers diskutierten Nachweis von Leben im Innern von vermeintlich aus dem All stammenden Partikeln sehen (…GreWi berichtete, siehe Links u.).
„Sobald die Bedingungen (vor rund 4,1 Milliarden Jahren) hierfür geeignet waren, könnte die Erde von Leben-tragenden Kometen befruchtet worden sein. Lebenden Organismen, die die Bedingungen im Weltall überstehen können – darunter extremophile Bakterien, Viren aber auch komplexere eurkaryotische Zellen, sowie bereits befruchtete Eier und Saaten – könnten fortwährend auf die Erde gelangt sein, hier die irdische Evolution vorangetrieben, einen bedeutenden Beitrag zur genetischen Diversität und damit schlussendlich auch zum Erscheinen des Menschen geleistet haben.“
Das zweite Augenmerk der Autoren liegt auf dem ebenfalls plötzlichen Erscheinen und der „erstaunlichen plötzlichen Evolution der komplexen Intelligenz von Kopffüssern (Cephalopoden) wie Kraken bzw. Oktopussen. Auch bei Oktopoden sei eine plötzlich einsetzende, sprunghafte genetische Entwicklung und Abgrenzung zu deren Vorfahren zu beobachten: „Das große Gehirn und das hochentwickelte Nervensystem, kameraartige Augen, der absolut flexible Körper, die Fähigkeit zur spontanen komplexen Tarnung durch Farb- und Formveränderung der Hautoberfläche, sind nur einige von vielen erstaunlichen Fähigkeiten (der Oktopoden), die plötzlich auf der Bühne der Evolution erschienen und die Tiere stark von den Eigenschaften ihrer Vorfahren, wie etwa dem schneckenförmig beschalten und nur wenig intelligenten Nautilus (s. Abb.l.), unterscheiden.“
Filmszene aus „Arrival“ (2016) in dem außerirdische Besucher, hier sog. Hektapoden, als krakenartige Wesen dargestellt werden. Copyright: Sony Pictures
Nachdem die Autoren einige genetische Daten hierzu diskutieren, kommen sie zu der Schlussfolgerung, dass die beschriebenen Entwicklungssprünge am ehesten durch ein Panspermie-Szenario erklärt werden könnten. Doch seien es nicht nur Bakterien und Viren, die mit Kometen und Asteroiden auf die Erde gelangt sein könnten. „Eine unserer Meinung nach plausible und argumentativ sparsamste Erklärung für das plötzliche Erscheinen (intelligenter) Oktopusse vor rund 270 Millionen Jahren wäre jene, dass (damals) neue Gene in Form außerirdischer Importe zur Erde gelangten. Das plausibelste Szenario hierfür wäre eine bereits vorhandene kohärente Gruppe funktionaler Gene im Innern von durch Kälte konservierter und geschützter bereist befruchteter Oktopus-Eier (aus dem All).“
Neben den für ihn leider typischen persönlichen Attacken gegen die Autoren des Artikels und hier hauptsächlich gegen Wickramasinghe, gesteht der Biologe und bekannte Skeptiker P.Z. Meyers zwar die Tatsache von Ungereimtheiten in der Evolution von Kopffüssern ein, erklärt aber, dass die beschriebenen plötzlichen evolutionären Neuerrungen nicht nur auf die Cephalopoden beschränkt seien und „deshalb auch nicht als Beweis für einen außerirdischen Ursprung der Oktopusse verwendet werden könnten“. Es gibt, so Meyers weiter, darüber hinaus auch „keine nachvollziehbare Rechtfertigung für die außergewöhnliche Behauptung, dass Oktopus-Eier einst in eisigen Körpern zur Erde gelangt sind. (…)“ Schließlich würden in diesem Fall Cephalopoden einer völlig neuen Abstammungslinie angehören und nicht nur einige wenige molekulare Neuerungen aufzeigen: Dann wären sie in keiner Weise mit irgendwelchen anderen Tierstämmen auf den Planeten verwandt. Sie wären weder mit den Weichtieren verwandt, noch wären sie Urmünder – Sie wären ja noch nicht einmal Eukaryoten. Stattdessen wären Sie unseren Arten völlig fremd.“
Eine deutlich konstruktivere wenn auch eindeutige Sachkritik formuliert im gleichen Fachjournal wie der Fachartikel die Virologin Dr. Karin Mölling vom Max-Planck-Institute für molekulare Genetik in Berlin und schreibt in einem begleitenden Kommentar (DOI: 10.1016/j.pbiomolbio.2018.03.005): „Dieser Artikel ist hilfreich und es Wert beachtet und bedacht zu werden: Dennoch kann die Hauptaussage darüber, dass Viren, Mikroben und selbst höhere Tiere aus dem All zur Erde gekommen sind, eigentlich nicht ernst genommen werden.“
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