2025-09-19

Klaus Praschak: Die Weltenbühne der Täuschung und das Erwachen ins Licht


Wir leben in einer Zeit, in der der Vorhang der Weltgeschichte sich hebt wie nie zuvor. Alles, was verborgen war, tritt ans Licht und doch nicht in reiner Klarheit, sondern oft in verzerrter Gestalt, im Gewand der Täuschung. Die Weltenbühne ist erfüllt von Stimmen, Bildern, Inszenierungen. Mächtige Akteure spielen ihre Rollen, und sie tun es mit solcher Intensität, dass viele Menschen meinen, die Aufführung sei die einzige Realität.

Doch jede Bühne ist nur ein Spiegel. Was wir in den Nachrichten, in den politischen Erschütterungen, in religiösen Wiederholungen oder in den Fantasien globaler Kontrolle erleben, ist mehr als ein äußerer Machtkampf. Es ist das große Schauspiel einer Menschheit, die an der Schwelle steht, zwischen Verstrickung in Täuschung und Erwachen zur Wahrheit.

Täuschung ist alt wie die Menschheit. Schon immer gab es jene, die Angst schürten, um Kontrolle zu gewinnen, die das Heilige für ihre Zwecke nutzten, die Gemeinschaften spalteten, um ihre eigene Macht zu sichern. Neu ist jedoch die Geschwindigkeit und die Reichweite, mit der Täuschungen heute wirken. Digitale Netze, globale Strukturen, Massenmedien, sie schaffen ein Feld, in dem Illusionen sich fast nahtlos mit Wirklichkeit verweben.

Die Täuschung ist nicht nur äußerlich. Sie wirkt in unseren Köpfen, unseren Herzen, in unseren Reaktionen. Wir merken, wie wir in Emotionen hineingezogen werden: Angst, Wut, Resignation, Zynismus. So lange wir in diesen Schwingungen gefangen sind, erfüllt die Täuschung ihren Zweck. Sie bindet uns an das Stück auf der Bühne, statt uns zu ermutigen, den Blick hinter den Vorhang zu wagen.

Aus mystischer Sicht ist die Täuschung kein Zufall. Sie erscheint wie eine große Prüfung. In der Alchemie heißt es, nur durch das Feuer wird das Gold geläutert. So auch hier: Nur durch die Begegnung mit Illusion und Verwirrung lernen wir, die innere Stimme von der äußeren Lüge zu unterscheiden. Täuschung ist die Herausforderung, die uns dazu ruft, die Klarheit des Herzens zu entfalten.

Alle großen Traditionen kannten diesen Gedanken. Die Apokalypse im Christentum spricht von falschen Propheten und großen Verführungen. Die indische Lehre nennt diese Kraft Maya – den Schleier, der uns das Wirkliche verbirgt. Die Sufis reden von Nafs, den niederen Seelenkräften, die uns vom Wesentlichen ablenken. In allen Sprachen sagt man letztlich dasselbe: die Täuschung ist da, um uns zur Unterscheidung zu führen.

Wie also erkennen wir die Wahrheit inmitten der Inszenierungen?

Es ist nicht der Verstand allein, der uns befreien kann. Der Verstand prüft, vergleicht, ordnet, doch er kann selbst leicht Opfer von Manipulation werden. Die wahre Unterscheidung entspringt dem Herzen, das in Liebe gegründet ist. Nur ein Herz, das nicht von Angst gelenkt wird, kann spüren: „Dies erhebt – und jenes erniedrigt. Dies führt in Freiheit – jenes in Fesselung.“
Das Herz ist wie ein innerer Kompass, und wenn es in Verbindung mit der Seele steht, richtet es uns auf die Quelle aus. Dort, wo Liebe, Mitgefühl, Wahrheit und Stille sich begegnen, da ist kein Raum für Täuschung.

In dieser Zeit gewinnen Gemeinschaften einen neuen Wert. Jesus sprach: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Diese Worte tragen eine tiefe Bedeutung: Wenn Menschen sich in Wahrhaftigkeit und Liebe verbinden, entsteht ein Feld, das Täuschungen durchdringen kann.

Eine solche Gemeinschaft muss nicht groß sein. Schon ein kleiner Kreis von Menschen, die ehrlich, wach und verbunden sind, kann wie ein Leuchtturm wirken. In wahrer Begegnung, nicht in virtuellen Illusionen, sondern im lebendigen Austausch von Herz zu Herz, fließt eine Kraft, die heilend wirkt. Dort, wo echter Energiefluss entsteht, wächst ein Raum, in dem die Seele sich erinnert: Wir sind nicht Zuschauer des Schauspiels, wir sind Mitschöpfer einer neuen Wirklichkeit.

Doch die wichtigste Gemeinschaft beginnt in uns selbst. Solange wir unser inneres Haus nicht gereinigt haben, werden wir auch im Außen keine klare Sicht haben. Darum ruft uns die Zeit auf, einen inneren Garten zu schaffen, einen Garten Eden im Herzen. Dort gedeihen die Tugenden wie Pflanzen: Demut, Geduld, Wahrhaftigkeit, Liebe, Freude. Sie sind die wahren Sterne unseres Weges, auch wenn das Ego sie unscheinbar findet.

Wer diesen Garten pflegt, wird innerlich frei. Er erkennt, dass die äußeren Täuschungen zwar laut sind, aber keine Macht über das Herz haben, das im Licht verankert ist. Die Täuschung ist nicht das Ende, sondern das Vorspiel einer Wende. Denn je größer das Chaos wird, desto mehr Menschen beginnen zu fragen: „Was ist wirklich? Wer bin ich jenseits der Rollen auf dieser Bühne?“

Das ist das Geschenk der Zeit, sie zwingt uns, tiefer zu sehen. Sie lädt uns ein, nicht bei den äußeren Masken stehenzubleiben, sondern in die innere Wahrheit einzutreten.

Mögen wir lernen, die Masken zu durchschauen, ohne in Bitterkeit zu verfallen.
Mögen wir die Stimmen der Angst hören und uns dennoch für die Liebe entscheiden.
Mögen wir auf der Weltenbühne stehen aber unser Herz im göttlichen Zuschauerraum verankern.
Und mögen wir erkennen, dass kein Spiel, keine Täuschung, keine Macht stärker ist als das Licht, das wir im Innersten sind.

Klaus Praschak

Bild: printerest.de danke

Quelle: Klaus Praschak

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