In der zweiten Ausgaben von Zur Sache lautet das Thema: Der Fall Khashoggi - Kleine Morde unter Freunden?
Mordsgeschäfte.
Wenn ein in England lebender russischer Doppelagent, Sergei Skripal, einem seinerzeit von Russen entwickelten Nervengift, Novitschok, zum Opfer fällt und merkwürdiger Weise überlebt, liegt der Fall für die westliche Wertegemeinschaft klar auf der Hand.
Der Kreml steckt hinter der Attacke und wird seither mit Sanktionen überzogen. Präsident Putin persönlich, so verkaufen es uns die Konzernmedien, steckt hinter der Attacke. Sein Geheimdienst würde nicht autark arbeiten, sondern wie allgemein üblich auf Anweisung der Chefetage. Und die hätte mit Skripal eben ein Exempel statuieren wollen, das da lautet: Wer als Russe den Kreml kritisiert gerät, auch im Ausland, ins Fadenkreuz. Putin, um es auf den Punkt zu bringen, hat versucht, Sergei Skripal ermorden zu lassen.
Der Grundsatz eines Rechtsstaates „In dubio pro reo", „Im Zweifel FÜR den Angeklagten" könne daher nicht zur Anwendung kommen, schließlich ist der russische Präsident verschlagen. Fall abgeschlossen.
Am zweiten Oktober betritt der saudische Journalist und Riad-Kritiker, Jamal Ahmad Khashoggi, das saudische Konsulat in Istanbul. Er will heiraten und benötigt dafür entsprechende Papiere. Als die Botschaft am Abend schließt, wartet die Braut immer noch auf ihn. Vergeblich.
Nach Tagen des Schweigens, als der mediale Druck immer größer wird, räumt Riad schließlich ein, es wäre im saudischen Botschaftsgebäude zu einem Streit mit Jamal Ahmad Khashoggi gekommen. Eine Rangelei. Bei dieser sei der Mann leider zu Tode gekommen.
Als es den türkischen Behörden gelingt, die Bilder der Überwachungskameras, die sich wie üblich im Umfeld von Botschaften befinden, auszuwerten, entdecken sie, wie am Tag des „Unfalls“ ein Khashoggi-Doppelgänger den Hinterausgang des Gebäudes verlässt. Damit wird klar, der Journalist und scharfe Kritiker des saudischen Königshauses wurde gezielt in eine Falle gelockt. Der Mord an ihm war geplant, auch wenn die Vertuschung in die Hose ging. Anders als im Falle Skripals, wo die finalen Beweise gegen Moskau bis heute fehlen, räumt Riad wenig später sogar ein, Kashoggi getötet zu haben. Man spricht von „Tötung“.
Doch wie reagiert der Westen jetzt? Völlig anders, als wenn Russland, der Iran, Syrien, der Irak oder Nordkorea am Pranger stehen. Wenn ein eingeräumter Mord an einem saudischen Journalisten geschehen ist, sogar von der saudischen Regierung zugegeben wird, geht die Show auf der politischen Bühne weiter, als wäre das ein Auffahrunfall mit Blechschaden. Sanktionen gegen Riad? Weit gefehlt. Im Gegenteil. Eine Investoren-Konferenz unmittelbar im Anschluss an den Mord erzielt in Riad Rekordergebnisse. Man spricht von 50 Milliarden Dollar. Vor allem im Öl-Sektor boomt es richtig und hier sind die USA ganz vorne mit dabei. Natürlich verkaufen sie vor allem Waffen an Riad, aber hier sind auch Frankreich und Deutschland mit von der Partie.
Ob der Mord an Khashoggi daran etwas ändern konnte? Nicht wirklich. Deutschland hat den Export nur für zwei Monate ausgesetzt. Wenn es um Mordsgeschäfte geht, muss man bei Mord schon mal ein Auge zudrücken.
Warum wird Riad anders beurteilt als Moskau? Nun Riad wird noch gebraucht. Als größter Öl-Dealer der Welt muss es die größten Junkies, den Westen, an der Öl-Nadel halten und es ist vorgesehen, den von den USA ersehnten Krieg gegen den Iran endlich vom Zaun zu brechen.
Wir garantieren ein journalistisches Aha-Erlebnis.
Als Diskussionsteilnehmer waren im Studio: Rainer Rupp: Journalist und Publizist Patrik Baab: Politikwissenschaftler und NDR-Journalist Dirk Pohlmann: Investigativer Drehbuchautor
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