2025-11-09

Jason Gray: Die Ebbe und Flut des Lebens


Der Ozean, in den wir hineingeboren werden

Von dem Moment an, in dem wir unseren ersten Atemzug nehmen, werden wir in ein lebendiges Meer der Bewegung geworfen.

Die Existenz selbst ist eine Flut, manchmal sanft und rhythmisch, manchmal chaotisch und verschlingend, aber immer in Bewegung.

Das Leben war nie dafür gedacht, beständig zu sein, denn Stille ohne Bewusstsein wird zu Stagnation.

Wir sind dazu bestimmt, uns zu bewegen, zu lernen, das Wasser der Erfahrung über uns und durch uns hindurch strömen zu spüren.

Jede Seele kommt hierher, um sich daran zu erinnern, dass nicht die Veränderung der Feind ist, sondern der Widerstand.

Die Menschen in der Antike wussten dies, dass alle Dinge einem Puls folgen.

Der Tag wird zur Nacht, der Winter wird zum Frühling, der Atem dehnt sich aus und zieht sich zusammen, und die Herzen öffnen und schließen sich wie Wellen.

Das Universum selbst atmet ein und aus.

Wenn wir aufhören, Beständigkeit zu erwarten, hören wir auf, unter Unbeständigkeit zu leiden.

Was sich wie Verlust anfühlt, ist einfach das Meer, das sich zurückzieht, um die nächste Welle vorzubereiten.

Der Fluss, die steigende Flut des Werdens

Es gibt Momente im Leben, in denen alles zusammenzufallen scheint.

Du wachst jeden Morgen mit der stillen Gewissheit auf, dass du genau dort bist, wo du sein sollst.

Das Licht fühlt sich wärmer an, Gespräche sind mühelos, und Synchronizitäten erscheinen wie Wegweiser, die dich vorwärts führen.

Das ist der Fluss, das Universum, das sich durch dich vorwärts bewegt.

In diesen Zeiten kommt die Inspiration ohne Anstrengung.

Menschen treten in dein Leben, die dein Ziel widerspiegeln.

Projekte entwickeln sich mit Anmut.

In diesen Momenten ist es verlockend zu glauben, dass du „angekommen” bist, dass die Flut für immer hoch bleiben wird, aber der Fluss ist keine Belohnung, sondern ein Rhythmus.

Der Zweck dieser hellen Intervalle ist nicht, einen ewigen Aufstieg zu versprechen, sondern uns zu zeigen, wie sich Harmonie anfühlt, wenn wir mit unserem Weg im Einklang sind.

Der Fluss lehrt Dankbarkeit.

Er erinnert uns daran, dass Anstrengung mit Leichtigkeit verschmelzen kann, wenn wir im Einklang mit der Wahrheit handeln.

Er flüstert uns auch eine leise Warnung zu: Halte nicht fest.

Wer sich an der Welle festhält, wird zwangsläufig ertrinken, wenn sie sich wendet.

Die Ebbe, der heilige Rückzug

Dann kommt die Ebbe, die unvermeidliche Wende der Gezeiten.

Plötzlich verlangsamt sich der mühelose Fluss.

Türen, die einmal geöffnet waren, schließen sich.

Stille ersetzt Inspiration.

Was sich einst strahlend anfühlte, fühlt sich jetzt fern an, und wir beginnen, an unserem eigenen Rhythmus zu zweifeln.

Dies ist die Phase, in der die meisten Seelen Widerstand leisten und die Kontraktion eher als Strafe denn als Reinigung interpretieren.

Die Ebbe ist heilig.

Sie ist der unsichtbare Neustart, der Moment, in dem das Leben uns sanft aus den Händen nimmt, was wir nicht mehr tragen müssen.

Wir werden nicht verlassen, wir werden geläutert.

Das Universum nimmt uns nichts weg, es bringt uns wieder ins Gleichgewicht.

Der Fluss gibt uns Ausdruck, aber die Ebbe gibt uns Tiefe.

Sie zieht uns nach innen und zwingt uns, uns selbst zu begegnen, wenn der Lärm verstummt und die Lichter gedämpft werden.

In dieser Dunkelheit bilden sich Wurzeln.

Samen keimen nicht allein im Sonnenlicht, sie brauchen Erde, Stille und Zeit.

Das Gleiche gilt für die Seele.

Die Ebbe lehrt uns Hingabe, Geduld und Demut.

Sie erinnert uns daran, dass dieselbe Kraft, die uns emporgehoben hat, eines Tages zurückkehren wird, wenn wir nur genug auf den Rhythmus vertrauen, um uns darin auszuruhen.

Der stille Punkt, das Auge zwischen den Welten

Zwischen Ebbe und Flut liegt ein stiller Punkt, eine Pause, in der sich nichts zu bewegen scheint.

Es kann sich wie ein Schwebezustand anfühlen, ein endloser Horizont, an dem Meer und Himmel zu einer Einheit verschmelzen.

Dies ist der kraftvollste Moment von allen.

Der stille Punkt ist keine Leere, sondern Gleichgewicht.

Hier vertieft sich das Bewusstsein.

Wir beginnen, die Mechanismen hinter der Bewegung zu erkennen.

Wir erkennen, dass weder das Hohe noch das Niedrige uns definiert, sondern dass beides vorübergehende Zustände sind, die durch uns hindurchgehen.

Was konstant bleibt, ist der Zeuge, das Bewusstsein, das den Ozean beobachtet, ohne von ihm verschluckt zu werden.

Hier beginnt die Weisheit.

Nicht im Aufstieg, nicht im Fall, sondern in der ruhigen Erkenntnis, dass beide demselben göttlichen Zweck dienen.

Der ruhige Punkt erinnert uns daran, dass Frieden nicht gefunden wird, wenn die Wellen aufhören, sondern wenn wir aufhören, gegen sie anzukämpfen.

Die Rückkehr, der Puls der Erneuerung

Nach jedem Abstieg kommt die langsame und stetige Rückkehr.

Die Flut beginnt wieder zu steigen, nicht mit Fanfaren, sondern mit stiller Beharrlichkeit.

Die Dynamik nimmt zu.

Das Leben haucht uns neue Energie ein, und was einst unmöglich schien, beginnt sich wieder zu entfalten.

Etwas in uns hat sich verändert.

Wir bewegen uns nicht mehr blind mit der Strömung, wir bewegen uns bewusst.

Die Rückkehr ist eine Wiedergeburt.

Wir sind nicht mehr die, die wir vor dem Fall waren.

Die Zeit in der Tiefe hat uns unsere Illusionen genommen und nur die Wahrheit zurückgelassen.

Wir kommen mitfühlender, kritischer und realer zurück.

Die Wellen machen uns keine Angst mehr, weil wir sie jetzt verstehen.

Wir haben gelernt, dass kein Moment der Ausdehnung oder Kontraktion verschwendet war, jede Bewegung hat das Gefäß unseres Werdens geformt.

Die Lektion der Gezeiten

In Harmonie mit den Gezeiten des Lebens zu leben bedeutet zu erkennen, dass alles der Entwicklung der Seele dient.

Freude erweitert uns, Schmerz verfeinert uns, Stille offenbart uns.

Das Universum bestraft oder belohnt nicht, es erinnert sich durch uns an sich selbst.

Es wird immer wieder ein neues Hoch, ein neues Tief, eine neue Stille geben.

Jedes davon ist notwendig, jedes davon ist ein Lehrer.

Wenn wir aufhören, Momente als gut oder schlecht zu bezeichnen, und stattdessen fragen: Was lehrt mich das?, beginnen wir, uns auf die Weisheit einzustimmen, die alle Dinge regiert.

Die Gezeiten sind sowohl Spiegel als auch Mentor.

Sie zeigen uns, dass Kontrolle eine Illusion ist, aber Teilhabe eine Entscheidung.

Wir können den Ozean nicht beherrschen, aber wir können lernen, auf seinem Rhythmus zu surfen.

Leben bedeutet, sich mit Anmut durch jede Phase zu bewegen, in dem Wissen, dass jeder Verlust Platz für einen größeren Gewinn schafft, jede Stille ein neues Lied verbirgt und jedes Ende den Keim eines Neuanfangs in sich trägt.

Das ewige Meer in uns

Schließlich erkennen wir, dass der Ozean nie außerhalb von uns war, sondern die ganze Zeit in uns.

Die Ebbe und Flut des Lebens sind keine Kräfte, die auf die Seele einwirken, sie sind der Herzschlag der Seele selbst.

Wir sind die Flut, die im Laufe des Lebens steigt und fällt, jede Welle ein weiterer Ausdruck des Bewusstseins, das sich selbst erkennen will.

Wenn du dich in einer Tiefphase befindest, verzweifle nicht.

Du wirst aus einem bestimmten Grund nach innen gezogen.

Wenn du im Fluss bist, klammere dich nicht fest, du wirst aus einem bestimmten Grund getragen.

Wenn du zur Stille gelangst, atme, denn hier erinnerst du dich daran, wer du wirklich bist.

Die Flut ist nicht gegen dich.

Sie ist du.

Wenn du lernst, dich so zu bewegen, wie sie sich bewegt, zu lieben, wie sie liebt, wirst du endlich erkennen, dass es im Ozean der Veränderung nie etwas zu befürchten gab, sondern nur den Ruf, dich daran zu erinnern, dass du schon immer aus Wasser gemacht warst.

Jason Gray

Quelle: Jason Gray

Mehr über Jason Gray, hier👇👇👇👇👇
https://liebe-das-ganze.blogspot.com/p/wer-ist-jason-gray.html

[übersetzt von max: Herzlichen Dank lieber Jason💖Wir freuen uns über eure Unterstützung, Danke💖]

1 Kommentar:

  1. Welch Segen doch in der Unbeständigkeit liegt. Nur diese Welt versucht alles festzuhalten, zu versichern und enzumauern. Haltlos glücklich. Wer braucht schon Beständigkeit. Welch kosmischer Witz.

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