Mit dem "Gipfel der Alternativen" haben die Proteste gegen das
G7-Treffen in Elmau begonnen. Gefordert wird ein Kurswechsel der
G7-Staaten. Mit mehr als 600 Teilnehmern hat der Andrang die
Veranstalter überrascht.
Die Veranstalter des Alternativ-Gipfels haben vorab deutliche Kritik an den bayerischen Sicherheitsbehörden geübt. Mit dem dauernden Hinweis auf angebliche gewaltbereite Demonstranten sei „in beinahe beispielloser Weise“ versucht worden, Proteste in der Nähe des Tagungsortes zu verhindern, so Thomas Eberhardt-Köster vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac auf einer Pressekonferenz in München. Keiner der Demonstrationsveranstalter habe je zu Gewalt aufgerufen. Hier solle berechtigter Protest mundtot gemacht werden. Die Aussage von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, es seien tausende gewaltbereite Demonstranten zu erwarten, quittierte Eberhardt-Köster mit Kopfschütteln: „Ich weiß nicht, woher er das weiß.“ Ziviler Ungehorsam und Blockaden seien legitim und stellten keine Gewalt dar.
Ausgerechnet der prominenteste Gast des "Gipfels der
Alternativen" kam zu spät: Jean Ziegler, früher UN-Botschafter für das
Recht auf Nahrung, heute Bestsellerautor und Handlungsreisender in
Sachen Globalisierungskritik, wurde von der Polizei aufgehalten –
allerdings nicht aus politischen Gründen, sondern weil jemand in seinem
Wagen nicht angeschnallt war. Kaum hatte Ziegler das Podium erklommen,
ging er gewohnt hart mit den G7-Staaten ins Gericht
"Wenn jemand in diesem Saal glaubt, dass da in Elmau souveräne und unabhängige Regierunschefs und Staatschefs zusammenkommen, dann irrt er sich, die Macht ist nicht in Elmau, sondern in Konzernetagen." Jean Ziegler
Und diese großen Konzerne setzten ihre
Profitinteressen knallhart durch – auf Kosten der Menschen, insbesondere
im Süden. Ziegler forderte auch ein Verbot der Spekulation auf
Grundnahrungsmittel:
"Alle fünf Sekunden ist letztes Jahr ein Kind unter zehn Jahren verhungert. Fast eine Milliarde ist verkrüppelt durch permanente Unterernährung. Das auf einem Planeten, wo die Weltlandwirtschaft, so wie sie heute ist, problemlos fast das Doppelte ernähren könnte. Jedes Kind, das jetzt an Hunger stirbt, wird ermordet." Jean Ziegler
Die ungleiche Verteilung des Reichtums in der Welt
beenden – das forderte auch die indische Wirtschaftsprofessorin Jayati
Ghosh in ihrem Eröffnungsvortrag. Es gebe sehr wohl Alternativen zur
aktuellen Spar- und Freihandelspolitik der G7-Staaten. Man müsse
ernsthaft darüber reden, die Ungleichheit zu reduzieren. Und das sei
ganz einfach:
"etwa durch massive Besteuerung: Vermögenssteuern, Erbschaftssteuern, Steuern für die ganz Reichen. Das ist nicht schwierig, das geht ganz leicht." Jayati Ghosh
Zwei Tage lang wollen die 600 Teilnehmer des
Alternativ-Gipfels über eine andere – wie sie es nennen – gerechtere
Weltordnung diskutieren. Vorschläge gibt es viele – alle eint die Kritik
am G7-Gipfel.
"Abgeschottet werden dort Sachen besprochen, die uns was angehen, die unser Leben bestimmen, wir möchten hier Themen, die uns interessieren, besprechen. Ich spreche für die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und aus meiner Sicht ist gerade dieses Thema Ernährungssicherung ein ganz großes und das, was die G7-Staaten da machen, ist absolut kontraproduktiv, es hilft den großen Konzernen, aber nicht der hungernden Weltbevölkerung. Wir können nicht ewig unbegrenzt wachsen, sondern wir müssen uns vermehrt über Verteilung unterhalten: dass einige wenige supergigantisch reich sind und große Teile der Bevölkerung, ja denen wird der Monat so lang, und das Einkommen ist schon weg." Teilnehmer des Alternativgipfels
Die Ergebnisse des Gipfels der Alternativen sollen
dann heute Nachmittag bei der Großdemonstration der G7-Gegner durch die
Münchner Innenstadt vorgestellt werden. Zahlreiche Teilnehmer wollen
anschließend auch Richtung Garmisch-Partenkirchen aufbrechen, wo ab
Freitag zahlreiche Protestaktionen stattfinden – auch Blockaden sind
geplant. Die Warnungen vor gewaltbereiten Demonstranten, die Bayerns
Innenminister Joachim Herrmann gestern noch einmal erneuerte, stößt bei
den G7-Gegnern auf Unverständnis: Pfarrerin Gisela Voltz von Mission
eine Welt kritisiert:
"Ich stell an dieser Stelle immer die Gegenfrage, müssen wir eigentlich nicht viel mehr Empörung entgegenbringen, gegen ein Wirtschaftssystem, das strukturell gewaltsam ist, dass jeden Tag 24.000 Menschen wegen Hungers sterben müssen?" Pfarrerin Gisela Voltz.
Kritik an Sicherheitsbehörden
TTIP, Klimawandel, Gerechtigkeit
In zahlreichen Workshops, die an mehreren Veranstaltungsorten in München stattfinden, beschäftigen sich die Teilnehmer anschließend unter anderem mit aktuellen Krisen und Kriegen, mit dem geplanten Freihandelsabkommen TTIP, dem Klimawandel und dem Thema globale Gerechtigkeit.
Veranstaltet wird der Alternativ-Gipfel von einem breiten Bündnis, das von globalisierungskritischen Gruppen wie Attac über Gewerkschaften bis hin zu kirchlichen Organisationen reicht. "Uns alle eint die Kritik an der Politik der G7. Für uns stehen die G7 für das Vorantreiben von Kriegen, für Umweltzerstörung, Armut und Flucht", so die Koordinatorin der Tagung, Julia Killet von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. "Wir wollen der Politik der G7 eine solidarische, friedliche und ökologische Weltwirtschaft entgegensetzen."
Veranstaltet wird der Alternativ-Gipfel von einem breiten Bündnis, das von globalisierungskritischen Gruppen wie Attac über Gewerkschaften bis hin zu kirchlichen Organisationen reicht. "Uns alle eint die Kritik an der Politik der G7. Für uns stehen die G7 für das Vorantreiben von Kriegen, für Umweltzerstörung, Armut und Flucht", so die Koordinatorin der Tagung, Julia Killet von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. "Wir wollen der Politik der G7 eine solidarische, friedliche und ökologische Weltwirtschaft entgegensetzen."
Im Anschluss nach Elmau
Prominentester Referent beim Alternativgipfel: Jean Ziegler, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. In Garmisch-Partenkirchen finden bis Montag zahlreiche Protestaktionen gegen das Treffen in Elmau statt. In München ist außerdem nach eine Großdemonstration am Samstag geplant.
Quelle: http://www.br.de/nachrichten/g7-alternativgipfel-100.html
BR Bericht hier: http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/nachrichten/g7-alternativ-gipfel-zulauf-100.html
Prominentester Referent beim Alternativgipfel: Jean Ziegler, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. In Garmisch-Partenkirchen finden bis Montag zahlreiche Protestaktionen gegen das Treffen in Elmau statt. In München ist außerdem nach eine Großdemonstration am Samstag geplant.
Quelle: http://www.br.de/nachrichten/g7-alternativgipfel-100.html
BR Bericht hier: http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/nachrichten/g7-alternativ-gipfel-zulauf-100.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Bei Kommentaren bitten wir auf Formulierungen mit Absolutheitsanspruch zu verzichten sowie auf abwertende und verletzende Äußerungen zu Inhalten, Autoren und zu anderen Kommentatoren.
Daher bitte nur von Liebe erschaffene Kommentare. Danke von Herzen, mit Respekt für jede EIGENE Meinung.