Zu den schwierigen Herausforderungen, die auf dem spirituellen Weg zu überwinden sind, gehört das Loslassen der Vorstellung, dass es eine einzige Wahrheit gibt, und somit, dass dann jemand „richtig“ liegt und ein anderer „falsch“. Vor dem [spirituellen] Erwachen neigen die Menschen und die Gesellschaft dazu, mit absoluten Wahrheiten umzugehen – es gibt „das was passiert ist“, jenseits jeden Zweifels, und somit müssen wir nur herausfinden, was passiert ist. Daraus schliesst man dann, dass jemand ‚recht‘ hat und ein anderer ‚unrecht‘ hat. Und du legst dich fest auf eine bestimmte Sache innerhalb einer bestimmten Realität – dein Ego wird fixiert und fällt Urteile über die Welt und die Menschen in ihr. Dies ist streng limitierend. Wie könnten wir das loslassen?
Ein Schmetterling träumt, dass er ein Mann ist
Das einzige absolute im Universum ist reines Dasein – reines Potential, bevor irgendetwas entsteht. Darüber kann man in absoluten Worten sprechen. Aber das, worüber man redet, worüber man denkt oder womit man arbeitet, alles, was existiert – alles, was aus dem reinen Dasein entsteht – das läuft im Reich des Relativen ab.
Es ist wichtig, dies zu verstehen. Was es bedeutet ist, dass du immer nur einen Aspekt des Lebens im Vergleich zu einem anderen würdigen kannst. Daher ist nichts feststehend. Daher kann man auch nichts absolut definieren. Deshalb ist deine Sicht auf die Realität immer nureine Sichtweise. Es ist nicht die absolute Wahrheit. Es kann eine relative Wahrheit sein, und es kann eine Wahrheit enthalten, aber niemals die ganze Wahrheit.
Chuang Tzu (= Zhuang Zhou oder Zhuangzi) wird allgemein als der grösste Taoist nach Lao Tzu (oder Laozi) angesehen. Sein Schmetterlingstraum ist vermutlich der berühmteste Traum, der jemals in der Geschichte der chinesischen Philosophie aufgezeichnet wurde …
Einst träumte Zhuangzi, dass er ein Schmetterling sei, der beschwingt umherflatterte. Er hatte Freude an sich und folgte allen seinen Regungen. Dabei wusste er nicht, dass er Zhuangzi war. Plötzlich wurde er wach und er war eindeutig wieder Zhuangzi. Aber nun wusste er nicht, ob er Zhuangzi war, der geträumt hat, er sei ein Schmetterling geworden, oder ob er ein Schmetterling war, der träumt, er sei Zhuangzi geworden. Es gibt aber gewiss zwischen Zhuangzi und einem Schmetterling einen Unterschied. Dies ist damit gemeint, wenn gesagt wird: „Die Wesen unterliegen dem Wandel.“
Es besteht die Chance, dass du nach einem so starken Traum in der Lage sein wirst, das Umfeld, das dich erkennen lässt, was dich vom Schmetterling unterscheidet, differenzierend wahrzunehmen. Oder wenn du spirituell erwacht bist, könntest du in der Lage sein, das synchronistische Zusammenspiel – die objektive Muttersprache des Universums – zu lesen, welche dir sagt , dass du die Person bist und nicht der Schmetterling. Du könntest also ziemlich sicher sein – vielleicht etwa zu 95% – welche Form du hast. Aber du kannst nie absolut sicher sein, denn dein Bezugspunkt zur Welt ist immer relativ, niemals absolut und er verändert sich deshalb immer.
Wie kann ein Verständnis dieser lebenswichtigen Philosophie dich tiefgehend in deinem täglichen Leben unterstützen?
Absolutheiten aufgeben – vielleicht die grösste Freiheit von allen
Für ein Ego ist es enorm wichtig, so oder anders zu sein. Das Ego braucht jemanden, der „richtig“ liegt, und jemanden, der „falsch“ hat. Es muss seine Meinung haben und diese rechtfertigen und aufrecht erhalten. Ein Ego ist sogar bereit, dazu in den Krieg zu gehen (wie wir leider feststellen müssen, nutzen dies die angeblich intelligentesten Führer auf dem Planeten gnadenlos aus).
Das Problem ist, dass deine Sichtweise der Wirklichkeit immer durch eigene Filter beeinflusst wird: mentale, emotionale und karmische Schleier. Sie bewirken, dass du die Wirklichkeit in einer bestimmten Weise siehst. Sie könnten dazu führen, dass du zum Beispiel die Rolle eines Unterdrückers oder eines Opfers einnimmst.
Das macht die Realität so schmerzhaft für das Ego. Entweder so unsicher oder sonst so kontrollierend. Und es bedeutet, dass du damit den Saft aus dem Leben drückst.
Es kommt daher, dass man Sicherheit in Bezug auf eine bestimmte Situation oder ein Ergebniss benötigt – man benötigt etwas vom Augenblick, ohne das man grosse Unsicherheit erfährt.
Was wäre, wenn du deine Sichtweise über das, was du im Augenblick wirklich brauchst ändern könntest?
Was wäre, wenn du die relative Realität – die Existenz – eher als einen Spiegel sehen könntest, der die Dinge zu dir zurück spiegelt und dich immer wieder dazu ermutigt, dich mehr auf das auszurichten, was du bist?
Nun erstens, diese Wahrheit nimmt dir die Notwendigkeit weg, dass etwas „richtig“ und „falsch“ sein muss
Sie nimmt die Notwendigkeit, etwas Materialistisches „gewinnen“ zu wollen
Sie nimmt uns das Streben nach etwas (immer Recht zu haben, zum Beispiel)
Sie kann Disharmonie zwischen den Menschen entfernen, weil sie alle ermutigt, sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern
Sie bedeutet, dass du immer weiter wächst, lernst, dich entwickelst.
Ich habe festgestellt, dass wenn ich in der Lage bin, das Leben auf diese Weise anzugehen, es mich offener macht für den Augenblick. Es bedeutet, dass ich einen Standpunkt anhören kann, aber nicht durch ihn eingeengt oder limitiert werden kann. Ich kann ihn anhören, aber dann bin ich frei, eine ausgemessene Antwort zu geben – so angemessen, wie es mir möglich ist.
Dies ist unglaublich befreiend und enorm öffnend, es ermöglicht, dass Licht buchstäblich hereinflutet.
Lasse die Notwendigkeit los, dass die Dinge sich in einer bestimmten Art und Weise zeigen sollen
Das nächste Mal wenn du dich in einer bestimmten Situation ertappst, nachdem du auf ein bestimmtes Ergebnis hingearbeitet hast, und Angst oder Anspannung spürst, dass es in einer bestimmten Weise ablaufen könnte, dann stoppe! Gehe in die Anspannung hinein, die diese Situation erzeugt. Erinnere dich, dass du der Eine bist und kein bestimmtes Ergebnis aus dieser Situation brauchst.
Lass einfach die Notwendigkeit los, dass der Augenblick sich in einer bestimmten Weise zeigen soll. Lass die fixen Meinungen los. Höre auf, Leute oder Situationen zu verurteilen, weil „es nicht so ist wie letztes Mal“ oder „das und das geschehen wird, wenn ich nicht versuche, es zu regeln“. In der Erwartung, dass die Welt sich ständig ändert, begrüsse und zelebriere den ständigen Wandel. Es liegt eine lebendige Energie in ihm. Er ist so erhebend und verjüngend.
Die Mehrheit in der Gesellschaft ist noch nicht bereit, so zu leben. Das Ego wird sich noch an dem festhalten, was seine Existenz rechtfertigt. Wenn du dich weiterentwickelst, werden die Menschen um dich herum versuchen, sich an die alte Realität zu klammern und werden versuchen, deinem Wandel Widerstand zu leisten.
Lassen wir es!
Erinnere dich einfach immer wieder an die Schmetterlingsgeschichte. Werde in gewissem Sinne wie der Schmetterling, der von Blume zu Blume tanzt, sich niemals durch andere Meinungen fixieren lässt, was ihm erlaubt, sich von Moment zu Moment zu verwandeln, zusammen mit der Landschaftskulisse.
Dann wird dein Leben befreiend werden, erfüllt und frei. Du wirst dich zunehmend entspannt fühlen, ganz und vollständig. Du wirst den Wandel freudig umfangen und nicht mehr in der Welt eingesperrt sein mit einer festen Meinung. Du wirst das Leben mit der Ehrfurcht und dem Staunen eines kleinen Kindes betrachten.
Genial!
Open (im Auftrag von Openhand)
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