2015-04-17

Vom Richtgeist zur Vergebungsbereitschaft

Vielen sind wahrscheinlich folgende Worte durchaus bekannt:

„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. 
Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr
gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, 
wird euch zugemessen werden.“

Gleichzeitig existiert da die Vorstellung des Karma als eines Schuld-und-Sühne-Gedankens. Wie hängt nun beides zusammen? An sich ist Karma nichts anderes, als der Kausalzusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Man erntet, was man sät. Da Bewusstsein wirklichkeitsschöpfend ist, kann man sich aber auch die Realität des Schuld-und-Sühne-Gedankens erschaffen. Das ganze Geheimnis dabei ist, dass man hierbei über sich selbst richtet. Wer andere anklagt und verurteilt, wird sich später selbst als Richter gegenüberstehen. Bei der Vorstellung jubiliert vielleicht so mancher, glaubt er doch möglicherweise dann fein aus dem Schneider zu sein. So einfach ist es dann natürlich doch wieder nicht, denn man wird sich selbst dabei natürlich nicht als den Angeklagten erkennen, sondern meinen, man würde über einen anderen richten. Und so erkennt sich jeder seine eigene Strafe zu, wobei er eben selbst über das Strafmaß, das er für angemessen hält, entscheidet. So mancher urteilt dabei nach dem Talionsrecht, dem „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. So kommt es dann auch, dass man sich dabei selbst auf das Rad des Karmas spannt und eine neue Runde dreht.

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Wie gelingt es einem nun, vom Rad des Karmas herunterzusteigen, das Hamsterrad zu verlassen?

Indem man Einsicht in seine Irrtümer gewinnt, den freien Willen anderer respektiert, weiteres schädigendes Verhalten unterlässt und Vergebung übt und auch bereit ist, Vergebung zu empfangen. Der dunkle/korrupte Demiurg, der diese Realität hier erschuf, er ist nichts anderes, als der verlorene Sohn. Dieser verlorene Sohn ist wiederum nichts anderes als das Egobewusstsein. Wenn das Bewusstsein so sehr in Selbstvergessenheit gerät, dass es sich selbst nicht mehr als das Ganze oder einen integralen Teil des Ganzen erkennen kann, so kommt es zur Entstehung eines Trennungsgefühles. Aus diesem Trennungsgefühl heraus kommt es zur Fokussierung des Bewusstseins auf Angst und Mangel, weshalb sich das Bewusstsein in der Folge eben auch solche Realitäten erschafft. In diesen Realitäten begibt sich das Bewusstsein in Konfrontation mit anderen im Streit um das Zuwenige, es kommt zu Machtkämpfen. Um aus diesem Bewusstseinszustand herauszukommen, darf man nicht vor seiner Angst davonzulaufen versuchen, sondern muss sie aushalten lernen. Man muss lernen, sein Bewusstsein wieder auf Liebe, Fülle, Kooperation und Einsicht auszurichten.

Der dunkle/korrupte Demiurg bevölkerte seine Realität mit seinen eigenen Kindern, entäußerten Anteilen seines eigenen Bewusstseins. Aus diesen Kindern werden im Laufe ihrer Entwicklung Söhne und Töchter. Wenn diese Söhne und Töchter sich gegenüber ihrem Vater zu emanzipieren beginnen, so stehen sie vor der Wahl, ob sie Rache an ihrem Vater nehmen wollen, für das Leiden, das sie selbst erlitten haben. Wenn sie am Schuld-und-Sühne-Gedanken festhalten, so übernehmen sie die Herrschaft über den Vater und die Rollen werden vertauscht. Diese Söhne und Töchter bleiben aber dem Hamsterrad verbunden, auch wenn sie von den Insassen zu den Betreibern desselben „aufsteigen“. Heilung können die Söhne und Töchter dagegen erfahren, wenn sie ihren Brüdern und Schwestern für ihre Irrtümer und Schädigungen vergeben können, wenn sie ihrem Vater für seine Irrtümer und Schädigungen vergeben können und wenn sie sich selbst für die eigenen Irrtümer und Schädigungen vergeben können, was auch heißt, dass sie bereit sind, Vergebung zu empfangen.

Im Grunde ist dies nichts anderes, als ein Selbstheilungsprozess des verlorenen Sohnes. Auf diese Weise kehren die zur Vergebung bereiten Söhne und Töchter, als entäußerte Bewusstseinsanteile des verlorenen Sohnes, in das Haus dessen Vaters zurück. Das Egobewusstsein überwindet seine Selbstvergessenheit, erinnert sich wieder seines Zuhauses und überwindet das Trennungsgefühl.

Gelesen bei: https://lucesveritatis.wordpress.com/2015/04/17/vom-richtgeist-zur-vergebungsbereitschaft-4/

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