2015-06-03

Göttliche Ekstase

Ekstase als spiritueller Weg: Spirituelle Ekstase ist in vielen schamanischen Traditionen ebenso wichtig wie stille Meditation. Warum fehlt sie in der westlichen Spiritualität?

 
Ekstase als spiritueller Weg

Die Erfahrung ekstatischer Begeisterung mit ihrem freudigen Ausdruck des sich schüttelnden und zitternden Körpers, synkopiertem Rhythmus, Gesang und Ausrufen von Lobpreisungen wird allzu oft versteckt, falsch verstanden oder in den meisten zeitgenössischen Formen der Heilung, des Schamanismus und der spirituellen Gottesdienste verboten. In vielen spirituellen und heilenden Traditionen ist jedoch eine direkte Erfahrung und begeisterte Feier der göttlichen Ekstase ein Höhepunkt und der wichtigste Punkt der Initiation zu einem heilenden oder spirituellen Weg.

Ekstatische Begeisterung oder Ergriffenheit wird am besten als eine überwältigende, ehrfurchtgebietende und lebensverändernde Begegnung mit dem Göttlichen beschrieben. Sie wird physisch von Kopf bis Fuß gefühlt und lässt einen in das größte Glück und in immense Freude eintauchen.

Wir beziehen uns hierbei nicht auf einen Moment der Klarheit, ein Erkennen der universalen Einheit oder gar auf einen plötzlichen Blitz erleuchteter Erkenntnis, sondern auf eine Ganzkörpererfahrung, in der man von göttlicher Ekstase erfüllt ist. Wenn dies geschieht, macht es einen sprachlos. Man ist von einer Art spirituellem Strom erfüllt, der einen schütteln, zittern, schreien und singen lässt.

Indem diese göttlich inspirierte Ekstase an aller Vernunft und Erklärung vorbeigeht, berührt sie die Wurzeln des Seins auf emotionale Weise. Sie führt zu einer Wiedergeburt und der Umwandlung von Identität, Sinn und täglicher Präsenz in der Welt. Obwohl eine solche Erfahrung einen mit starker Lebensenergie erfüllt, ist ihr wichtigstes Er­gebnis ein weicheres Herz und ein demütigeres Ego. Sobald jemand die ekstatische Ergriffenheit erlebt hat, empfindet er Freude, wenn er diese Schwingungsenergie und göttliche Liebe mit anderen teilt.

Ekstatische Spiritualität – Jenseits von Meditation und Kontemplation

Obwohl Meditation und kontemplative Spiritualität inzwischen im Westen sehr bekannt sind, sind viele Menschen weniger vertraut mit dem, was wir allgemein als “ekstatische” Spiritualität bezeichnen – solchen Formen der Heilung, des Schamanismus und des Gottesdienstes, die einen erhöhten emotionalen Ausdruck, einen bebenden Körper sowie vibrierende Berührung zulassen und schätzen.

Anstatt Stille, Ruhe und besinnliche Konzentration zu fördern, zielt ekstatische Spiritualität darauf ab, den Körper und die Emotionen zu energetisieren und zu erwecken. Ekstatische Spiritualität improvisiert, ist spontan und unberechenbar, und eine Erfahrung der ekstatischen Begeisterung ist ihre wertvollste Erfahrung. Ekstatischer Ausdruck wird oft nur mit den Religionen der afrikanischen Diaspora oder charismatischen Pfingstlern verbunden. In der Tat hat ungezähmte, rohe, ekstatische Erfahrung viel tiefere und breitere Wurzeln in den indigenen Heiltraditionen und in den großen Weltreligionen, als in der Regel anerkannt wird.

Nachdem wir mehr als vierzig Jahre mit Heilern, Schamanen und spirituellen Ältesten auf der ganzen Welt, von Afrika bis Japan, in der Karibik, auf Bali und bei den indigenen Völkern Nord-und Südamerikas studiert und praktiziert haben, können wir sagen, dass die Erfahrung der göttlichen Ekstase und des ekstatischen Ausdrucks eher die Regel als die Ausnahme ist.

Obwohl weitgehend abwesend in den zeitgenössischen Formen des Heilens und des Schamanismus, wie er in New-Age-Workshops gelehrt wird, betrachten die stärksten traditionellen Heiler, Schamanen und spirituellen Lehrer eine Erfahrung der ekstatischen Ergriffenheit als den definitiven Moment ihres Lebens – es ist das, was sie für ihre heilige Berufung initiiert und bereit macht.

Ekstase – Feuer in den Knochen
Der wichtigste Unterschied zu den Erfahrungen von Erwachen oder Erleuchtung in kontemplativen Traditionen wie dem Buddhismus ist, dass ekstatische Begeisterung eine sehr starke, uni­verselle Lebensenergie oder heilige Schwingung in den Körper bringt. Dies fühlt sich wie eine elektrische Strömung an, die den Körper dazu bringt, stark zu zittern, sich zu schütteln und zu beben. Wenn man noch sprechen oder rational denken kann, dann ist das, was man gerade erlebt, keine ekstatische, göttliche Ergriffenheit.

Wenn diese eintritt, erlebt man erhöhte Emotionen, eine starke Freude und Liebe zum Göttlichen. Es gibt viele Namen für diese nicht-feinstoffliche Energie, unter anderem Seiki (Japan), n/om (afrikanische Buschmänner oder San der Kalahari), Kundalini (Sanskrit) und die “Kraft des Heiligen Geistes” (ekstatische Christen).

Im 19. Jahrhundert wurde dies in einem Bericht eines ehemaligen afrikanischen Sklaven aus den Südstaaten der USA in einem Buch mit dem Titel “God Struck Me Dead” von Charles P. Johnson (1969) so beschrieben: “Früher habe ich mich gefragt, was die Menschen zum Schreien brachte, aber jetzt nicht. Da ist eine Freude im Inneren, und die quillt so stark hoch, dass wir nicht ruhig bleiben können. Es ist Feuer in den Knochen. Jedes Mal, wenn das Feuer einen Mann berührt, wird er springen.”

Diese Energie zu empfangen, die wir ein “heiliges Vibrieren” nennen, gilt als die wichtigste Erfahrung innerhalb ekstatischer Heilung und spiritueller Traditionen. Diese Schwingung durch Gesang, Lobpreisung, Tanzen, Schütteln und Zittern zu erwecken hat in einigen Kulturen der Welt Priorität; sie lassen keine Woche vergehen ohne ekstatische Anbetung mit all der Reenergetisierung und Erneuerung, die diese mit sich bringt.

Diese heilige Schwingung miteinander zu teilen ist ihr bestgehütetes Geheimnis, ihr Jungbrunnen und ihre Quelle der Vitalität. Diese göttliche, vibrierende Energie und das Zittern, welches sie im Körper bewirkt, ist ihre wichtigste Wahrheit, ihr tiefstes Gebet und ihre stärkste Medizin...

Quelle und weiter: https://www.sein.de/goettliche-ekstase/

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