Tim Wiegelmann: Das möchte ich der Welt sagen

Hallo, ich bin Tim, 15 Jahre alt und sitze im Rollstuhl. Zwar stehe ich noch ganz am Anfang meines Lebens und empfinde doch einen tiefliegenden Schmerz, wenn ich mir die Zustände dieses Planeten bewusst mache. Ich stelle mir die Frage, ob wir uns völlig voneinander entfremdet haben. Ich beginne mich zu fragen, ob wir unser Bewusstsein für das, was es wirklich bedeutet Mensch zu sein, völlig verloren haben. In unserer Welt scheint ein perfekt formatierter Lebenslauf oder ein guter Schulabschluss mehr zu bedeuten, als einen Menschen in seiner ganzen Einzigartigkeit wahrzunehmen. Menschen, die unter der Last ihres Alltags zusammenbrechen, bezeichnen wir als psychisch krank, anstatt ihnen zu zeigen, welch einzigartiger Mensch sie in Wirklichkeit sind.

Bereits in der Schule werden unsere Kinder anhand ihrer Leistungen kategorisiert und wir denken uns sämtliche Methoden zur Lenkung ihres Verhaltens aus. Weigern sie sich, sich unseren Vorstellungen anzupassen, stempeln wir sie als schwererziehbar oder verhaltensauffällig ab und unterziehen sie womöglich sämtlichen psychologischen Tests.

Dann sitze ich in tiefer Betroffenheit in meinem Zimmer und beginne mich zu fragen, was hier wohl geschehen ist. Ich beginne mich zu fragen, wie wir uns jemals so weit voneinander entfremden konnten und ich frage mich, ob wir es vergessen haben uns in unserer ganzen Einzigartigkeit zu sehen. Doch dann beginnt mich eine Hoffnung zu tragen. Die Hoffnung, dass in uns allen so viel mehr steckt und unser Leben von so viel mehr Wundern erfüllt sein könnte.

Mir beginnt klar zu werden, dass Unerreichbares dazu da ist um es zu erreichen, Unüberwindbares um es zu überwinden und Unmögliches um es möglich zu machen. Ich beginne mir der unwahrscheinlichen Kraft die uns allen innewohnt bewusst zu werden und mir beginnt klar zu werden, dass wir alles schaffen können, wenn wir uns gemeinsam dazu entscheiden. Wir alle tragen etwas Wunderbares in uns, das nur auf seine Entfaltung wartet und wenn wir beginnen würden, wieder das Wunderbare in uns allen zu sehen, würden wir zum ersten Mal in seiner ganzen Schönheit erfahren, was es wirklich bedeutet ein Mensch zu sein. 

Wenn wir den Mut haben, uns in unserer ganzen Einzigartigkeit zu sehen und gegenseitig unser Gefühl dafür stärken, was wir als Mensch zu vollbringen in der Lage sind, werden wir den wahren Sinn unseres Lebens finden. Ich glaube wir sind alle hier, um dieser Welt etwas Wertvolles zu schenken und alles was ich tue, soll von meiner Bemühung zeugen, diesem Planeten etwas Wertvolles zu schenken. Ob es mir gelingen wird, weiß ich nicht. Doch mein größter Wunsch ist es, mit euch gemeinsam an einer Welt zu arbeiten, in der auch noch unsere Enkelkinder überglücklich leben können. Ich danke dir, dass du diesen Weg gemeinsam mit mir gehst.

Tim Wiegelmann Juli 2020

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