In einer „toten“ Gegend des Weltalls haben Forscher ein extrem massives, neues Schwarzes Loch entdeckt. Seine Masse übertrifft die der Sonne um das 17-Milliardenfache, wie die NASA am Mittwoch mitteilte.
Überrascht hat die Experten seine Lage, mehr noch als die die Größe dieses Schwarzen Lochs: Es liegt im Zentrum der Galaxie NGC 1600, einer eher „kargen“ Zone des Universums, 200 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. In einer „dicht bevölkerten“ Region des Alls sei ein solcher einen Fund eher wahrscheinlich gewesen.
„Das ist, als würde man mitten in einem Weizenfeld im mittleren Westen plötzlich einen Wolkenkratzer finden", erklärte die die Forscherin Chung-Pei Ma von der University of California in Berkeley.
Bei ihren Analysen haben die Forscher herausgefunden, dass dieses Schwarze Loch zehn Mal massiver sein muss, als es die Größe der Galaxie, in der es liegt, vermuten lassen würde. „Es stellte sich heraus, dass eine solche Korrelation (der Größe des Schwarzen Lochs von der Größe der Galaxie – Anm. d. Red.) für supermassive Schwarze Löcher nicht besonders gut funktioniert“, erklärte die Forscherin.
Das gigantische Schwarze Loch sei vermutlich durch die Verschmelzung zweier kleinerer Schwarzer Löcher entstanden. Sein weiteres Wachstum müsste dann ein Gas beschleunigt haben, welches sich beim Zusammenstoß von Galaxien bildet.
Früher waren derartige supermassive Schwarze Löcher mit mehr als zehn Milliarden Sonnenmassen nur in großen Galaxien, sogenannten „dicht bevölkerten“ Regionen des Alls, entdeckt worden. Der NASA zufolge zeugt die neueste Entdeckungen davo, „dass derartige Giganten im Universum nicht so selten sind, wie man früher vorgestellte“. Die Forschungsergebnisse stützten sich auf Beobachtungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop und des Gemini-Observatoriums und sind in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht worden.
Weiterlesen: http://de.sputniknews.com/wissen/20160407/309021796/wolkenkratzer-weizenfeld-schwarzes-loch.html#ixzz458vsnucE
Auf http://www.pro-physik.de/ heisst es dazu:
NGC 1600 beherbergt schwarzes Loch mit 17 Milliarden Sonnenmassen.
Extrem massereiche schwarze Löcher können nicht nur in großen Galaxienhaufen wachsen, wie jetzt die Entdeckung in einer Galaxie nicht allzu weit entfernt von unserer Milchstraße zeigt. Ein internationales Astronomenteam analysierte Daten aus einer Beobachtungkampagne zu massereichen Galaxien. Dabei fanden sie im Innern der Gruppengalaxie NGC 1600 ein schwarzes Loch mit 17 Milliarden Sonnenmassen – eines der massereichsten schwarzen Löcher, das bis heute gefunden wurde.
Abb.: Die elliptische Galaxie NGC 1600 (links) beherbergt ein sehr massereiches schwarzes Loch mit 17 Milliarden Sonnenmassen. Im Gegensatz zu anderen Galaxien, in denen sehr massereiche schwarze Löcher gefunden wurden (wie NGC 4889, rechts), ist sie die größte einer relativ kleinen Gruppe von Galaxien und befindet sich nicht in einem großen Galaxienhaufen. (Bild: MPE / Gemini Observatory)
Fast alle Galaxien beherbergen in ihrem Zentrum ein massereiches schwarzes Loch – im Herzen unserer Milchstraße befindet sich ein eher kleineres mit vier Millionen Sonnenmassen. Tausend Mal schwerere schwarze Löcher als das in unserer Milchstraße brachten einst die weit entfernten Quasare im frühen Universum zum Leuchten. Diese Objekte, die selbst die Leuchtkraft ihrer Wirtsgalaxien um viele Größenordnungen übertreffen, werden von der Energie gespeist, die frei wird, wenn Gas auf ein massereiches schwarzes Loch einfällt. Bisher konnte man die heute nicht mehr aktiven Nachfahren dieser sehr großen schwarzen Löcher nur in gigantischen Galaxien in den Zentren von gewaltigen Galaxienhaufen mit Hunderten von anderen Galaxien nachweisen. Was aber wurde aus all den anderen akkretierenden schwarzen Löchern?
Eines davon – und ein äußerst massereiches – wurde nun im Zentrum der Galaxie NGC 1600 gefunden. Die Astronomen analysierten Beobachtungen aus dem MASSIVE-Survey, einer Beobachtungskampagne zur Erforschung der Struktur, Dynamik und Entstehungsgeschichte der hundert massereichsten elliptischen Galaxien in einer Entfernung von bis zu 350 Millionen Lichtjahren. Insbesondere untersuchten die Astronomen die Geschwindigkeiten der Sterne in der Nähe des schwarzen Lochs, diese verglichen sie dann mit theoretisch berechneten Modellen von Sternorbits, um die Masse des schwarzen Lochs zu bestimmen.
Das erstaunliche an er Entdeckung ist nicht nur die große Masse des schwarzen Lochs, sondern die Tatsache, dass NGC 1600 Teil einer relativ kleinen Gruppe von nur wenigen Galaxien ist. „Das ist das erste Mal, dass wir ein derart massereiches schwarzes Loch in einer so isolierten Galaxie finden, und nicht in einem großen Galaxienhaufen“, sagt Jens Thomas vom MPI für extraterrestrische Physik. „Andere Galaxien mit sehr massereichen schwarzen Löchern befinden sich in der Regel in Regionen des Universums mit einer hohen Massendichte, in Galaxienhaufen mit vielen anderen Galaxien.“ NGC 1600 ist mit Abstand die hellste Galaxie in ihrer kleinen Gruppe und überstrahlt die anderen Mitglieder um mindestens das Dreifache. Um so groß zu werden, könnte diese Galaxie bereits früh mit anderen, nahen Galaxien und deren schwarzen Löchern verschmolzen sein.
Das schwarze Loch in NGC 1600 das erste Beispiel, wie der Nachfahre eines leuchtenden Quasars in einer relativ isolierten Galaxie heute aussehen könnte. Es gibt durchaus weitere Galaxien vergleichbarer Größe in ähnlichen, eher durchschnittlich großen Galaxiengruppen. Im Moment wissen die Forscher noch nicht, ob auch diese Galaxien so massereiche schwarze Löcher haben. Die weiter laufenden Beobachtungen des Teams werden in Kürze zeigen, ob die Astronomen einfach eine ungewöhnliche Galaxie entdeckt haben, oder ob es sich um die Spitze eines Eisbergs handelt.
MPE / RK
Originalveröffentlichung
J. Thomas et al.: A 17-billion-solar-mass black hole in a group galaxy with diffuse core, Nature, online 6. April 2016; DOI: 10.1038/nature17197
Forschungsbereich Schwarze Löcher, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching bei München
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