2017-02-03

Barbara Bessen: Demut – Den Mut haben, sich selbst zu dienen


Wir wissen schon lange, dass niemand von uns wirklich allein ist. Das lesen wir nicht nur in wissenschaftlichen Berichten, auch in alten mystischen Schriften wird es vermittelt. Wir sind nicht allein, das wissen wir instinktiv, und wir können es fühlen. Tief im Herzen spüren wir, alles ist EINS, nichts ist voneinander getrennt.

Dass wir uns dennoch allein fühlen, ist die Wahrnehmung des Egos, unserer Persönlichkeit, die uns aus den vielen Erlebnissen seit unserer Geburt formt. Das Ego/die Persönlichkeit entsteht, so sagt die Wissenschaft, wenn das Kleinkind beginnt, sich als ein eigenständiges Ich zu erkennen. Es sagt zu sich selbst: „Ich bin!“ Es sagt seinen Namen und erkennt sich im Spiegel als dieses Ich. Fortan identifiziert es sich damit und lebt in der Welt der Persönlichkeit. 

Wir wissen, dass das Ego sich durch alle Erfahrungen hier Zeit seines Lebens immer wieder neu oder anders ausrichtet, auch passend zu den gespeicherten Erfahrungen. Wir leben damit in einem sicheren Feld der Gewohnheit, Neues wird kritisch beäugt, und lässt alte Erfahrungen vielleicht auch als Ängste erkennbar werden. Der wahre freie Wille wird so selten gelebt, da wir in unseren Erfahrungen feststecken und sie möglicherweise ständig neu kreieren. 

Wir wissen jetzt, dass all dem eine Idee zugrunde liegt: Der Wunsch, auf der Erde Erfahrungen zu sammeln. Wer oder was hat diesen Wunsch? Das Ego/die Persönlichkeit? Sicher nicht, es ist unser wahres Sein, unser Höheres Selbst, unser Göttlicher Funke. Wenn wir dieses wahre Sein, unser wirkliches Ich Bin kennen lernen wollen, müssen wir tief in uns selbst eintauchen. Wir tun dies durch Meditationen, innere Reisen und ähnliches. Manche von uns sind schon intensiv mit dem Ich Bin in Kontakt: Wir folgen unserer Intuition, unserer inneren Stimme und kommunizieren vielleicht sogar telepatisch mit dem Höheren Selbst. 

Was bedeutet das für uns selbst und für unsere Umwelt? 

Es bringt eine Veränderung der eigenen Identifizierung mit sich. Wir stellen infrage, ob wir dieses Ich der Persönlichkeit wirklich oder ausschließlich sind. „Wer bin ich?“ ist die nächste Frage. „Wie kann ich dieses Ich kennen lernen? Was ist das Ziel dieser Verbindung, und was möchte dieses ICH leben? Wie schaffe ich es, mit der Persönlichkeit und dem Höheren ICH gemeinsam zu leben?“ 

Hingabe und Demut sind die Schlüssel

Hingabe, indem ich meine Aufmerksamkeit auf dieses Ich Bin lenke, am besten ohne Vorgaben, ohne Erwartungen und große Forderungen, die übrigens aus dem Ego kommen. Einfach sein und loslassen, sind gute Einstiegsmöglichkeiten. Das tiefe Lauschen in sich selbst ist wichtig. Dies auch im Alltag immer wieder zu tun, bringt eine wachsende Verbindung. Da ist unsere innere Stimme, unser Gefühl für die Richtig- und Wichtigkeit einiger Schritte im Leben, die wir vielleicht noch zaghaft gehen, weil der Verstand etwas anderes vorschlägt. 

Doch die Erfahrungen, die uns sagen, das oder das war gut, es so zu tun, stärken unser Vertrauen. So gehen wir Stück für Stück den Weg der inneren Verbundenheit, der Hingabe an das Göttliche Licht. Das schafft, salopp ausgedrückt, eine stete Verlichtung des eigenen Seins: Das höhere Selbst „überschattet“ immer mehr die Persönlichkeit, das Ego tritt zurück, es hat nicht mehr die Stärke des Willens, die Dualität zu leben. 

Mit dem Höheren Selbst das irdische Leben zu teilen, schwächt die Dualität ab, wir schwanken nicht mehr so hin und her, wir sind gefestigter. Wir entwickeln uns weiter in unsere Herzenskraft, diese Verbindung zum Heiligen, Höheren Herzen, zu der Liebe von allem was ist. Es ist dieses Feld der Einheit, die tiefe Dunkelheit der weiblichen Schöpfung, in der alles und auch nichts ist. Dort, wo alle Möglichkeiten des Ausdrucks in Formen vorhanden sind. 

Wer sich mehr und mehr mit dem Höheren Selbst verbindet, hat weniger Sorgen im Alltag, beziehungsweise weiß immer, was wann wo wie zu tun ist. Es ist die Inspiration, die Intuition, eben diese innere Stimme, dieses Bauchgefühl, das uns lenkt. Es ist nicht der Kopf, wie wir sagen, dieser niedere Verstand, der öfter noch das Sagen hat. Der tritt immer mehr zurück und wird dann aktiv, wenn sein Wirken gebraucht wird. Dieses führt mehr und mehr zu einer inneren Zufriedenheit. Dieses ständig im Außen etwas tun zu wollen, wird weniger. Äußere Aktivitäten werden und wirken gezielter. Wir sitzen nicht „erleuchtet“ irgendwo tatenlos in der Ecke. Wir sind oft sehr aktiv, nur eben gezielter, effizienter (würde der Verstand werten), liebevoller, ganzheitlich denkender, eben inspiriert von unserer eigenen Göttlichkeit. 

Das wiederum bringt mit sich, dass wir natürlich nicht nur für uns selbst das Beste wollen und tun, sondern generell für alles, was lebt. Für Menschen und Tiere, Situationen, für alles, das hier in der Dualität Erfahrungen sammelt. Wir sehen uns und alles, was lebt voller Mitgefühl, Verständnis und mit viel Humor. Wir wollen nicht mehr kämpfen im herkömmlichen Sinne, das macht keinen Sinn mehr. Wir wollen wahren Frieden leben. Frieden auf der drittdimensionalen Ebene leben zu wollen, zieht allerdings immer Krieg nach sich, wenn auch oft zeitlich verzögert und nicht gleich wahrnehmbar. Das ist die Spielebene der Dualität. 

Wenn wir aber unser multidimensionales Sein mit in dieses Spielfeld hinein beziehen, das ist es, was immer mehr geschieht auf der Erde, dann leben wir friedvoller und harmonischer mit uns und den anderen. 

Der nächste Schritt wäre, und einige von uns leben dies schon, sich noch tiefer in das Feld der Einheit, dem Lebensbereich unseres Höheren Selbst zu begeben. Dorthin, wo Stille weilt, wo kein Wunsch ist, kein Gedanke, wo wir einfach nur im Sein sind. Dort tanken wir auf, was wir hier für das Leben in der Dualität brauchen: Kraft und Inspirationen, die einfach dann auftauchen, wenn wir sie brauchen. 

Wir erleben dort bei längerem Verweilen – das ist ein Prozess – auch Ekstase, Gefühle der Wonne und Glückseligkeit. Wir sind mit der höheren Schöpfung eng in Verbindung, ein weiterer Schritt auf der Reise nachhause. Bei genauerem Hinsehen ist all dies ein Dienst an Allen und Allem, was hier lebt. 

Es werden immer Pioniere gebraucht, die diesen Weg gehen, um damit, wie es einst ein wunderbares Wesen vor gut 2000 Jahren tat, die Lichtbahnen für all die anderen zu legen, die folgen. Das führt tatsächlich zu einem friedlicheren Leben hier auf der Erde, die dann nicht mehr als drittdimensional zu bezeichnen ist. 

Der Aufstieg der Erde ist die Veränderung der Schwingungsebene. Wir gehen diesen Pfad Schritt für Schritt. Es sieht so aus, als gingen wir ihn individuell und allein, jeder für sich. Dennoch ist es das kristalline Gitter der Erde, das wir sind, unser Bewusstsein, das sich verändert. Und – es betrifft uns alle, niemand ist ausgenommen! 

So macht es Sinn, in Demut nach vorn zu schauen und sich nicht von den vielen äußeren Geschehnissen beeindrucken zu lassen. 

Sicherlich ist es gut, sich gegen bestimmte Dinge aufzulehnen, Petitionen zu unterschreiben und vieles mehr, wenn man das innere Bedürfnis verspürt, es zu tun. Dennoch, die wahren Veränderungen beginnen immer im Inneren, in den höheren Ebenen des Seins, um sich dann – oft ganz leise und sanft – auszubreiten. Wie eine Kette der Menschlichkeit, bei der sich alle Menschen die Hände reichen und gemeinsam wie ein Ganzes mitfühlend agieren. 

Ist es vielleicht so, wie es mit dem 100. Affen beschrieben wird? Wenn eine bestimmte Anzahl Menschen sehr tief mit dem wahren, eigenen ICH BIN verbunden ist, dass es fast alle automatisch sind? Ohne viel Kampf, große Übungen, karmische Auflösungen, Familienstellen, astrologischen Erkenntnissen, einfach so ist der Kanal geputzt, und das Göttliche Feld der Einheit steht uns offen. 

Die Vorstellung gefällt mir und macht bei längerem Hineinfühlen Sinn, oder?

Barbara Bessen 

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