2017-02-06

„Stonehenge am Bodensee?“ – Archäologen bestimmten Alter von Holzfunden


Rätselhafte Hügelkette am Grund des Bodensees zwischen Romanshorn und Güttingen.
Copyright/Quelle: Amt für Archäologie Thurgau


Kreuzlingen (Schweiz) – Die Entdeckung einer ganzen Kette aus Steinhügelschüttungen im Obersee des Bodensees sorgte 2014 für Aufsehen und Spekulationen über eine mögliche frühgeschichtliche Kultstätte. Nachdem im Frühjahr 2016 innerhalb der Hügelschüttungen mehrere Holzstücke geborgen werden konnten liegen nun die Alterbestimmungen dieses Holzes vor.

Wie Hansjörg Brem vom Amt für Archäologie des Kantons Thurgau jetzt gegenüber „Grenzwissenschaft-Aktuell.de“ (GreWi) berichtet, handelte es sich bei diesen Holzstücken „nicht um Teile von Strukturen, sondern um Holz das später zwischen die Steine geriet oder allenfalls sogar mit den Steinen eingebracht worden ist. Die Fragestellung lautete deshalb: Wie alt sind die Hölzer und sind die geläufigen Verfahren für deren Datierung ausreichend?“

„Die Jahrringchronologie erbrachte an den Abschnitten keine Resultate, da es sich um verschiedene Holzarten mit wenigen bis sehr wenigen Jahrringen handelte“, berichtet Brem in einer Pressemitteilung und führt darin weiter aus: „An vier Holzproben wurde das 14C-Verfahren, das auf der Halbwertszeit von bestimmten Isotopen des von Pflanzen verbauten Kohlenstoffes beruht, versucht. Eine Analyse ergab ein fehlerhaftes Resultat, von den drei übrigen Hölzern, zwei Eschenstämmchen sowie einem Stück Erle liegen Resultate vor (ETH ZH 72‘339-72‘342).“

Anhand der Datierungen kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die beiden Eschenstämmchen, bei denen bereits die Jahrringanalyse einen ähnlichen Wuchszeitraum vermuten lies, „mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen etwa 3.650 und 3.350 vor Christus geschlagen worden sein (müssen) – also in der Jungsteinzeit.



Taucher untersuchen einen der rätselhaften „Hügli“ im Bodensee.
Copyright/Quelle: Amt für Archäologie Thurgau


Das Erlenpfählchen dürfte dagegen aus dem 19. Jahrhundert nach Christus stammen. Ein datierender Zusammenhang zwischen den Hügeln und den Hölzern sei damit nicht gegeben, da wie erwähnt, „ein direkter konstruktiver Zusammenhang zwischen den Steinschüttungen und den Hölzern nicht festgestellt werden konnte“.

Auf der Grundlage der Untersuchungen verbleiben weiterhin verschiedene Hypothesen. „Wichtig ist im Moment, dass verschiedene Zeitepochen nachgewiesen werden konnten und dass das Verfahren über organisches Material (also kohlenstoffhaltiges Material) zu einer Datierung zu gelangen, erfolgreich war.“ Das nächste Ziel der Archäologen ist es nun, weitere Holzproben zu gewinnen und nach genauester Lokalisierung und Schichtbeobachtung erneut zu datieren.

„Im Moment ist auf jeden Fall das Rätsel um die Hügel – menschliche Bauwerke oder eine Laune der Natur – nicht gelöst, auch wenn die Hypothese „Menschenwerk“ derzeit wohl die besseren Karten hat“, so Brem abschließend. „Die Geschichte geht auf jeden Fall weiter.“

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