Eines Tages erspähte der Fuchs eine üppige Rebe, die von einem kräftigen Baum herabbaumelte und schwer mit reifen, violetten Trauben behangen war. Sein Maul wässerte sich und er verkündete: „Diese Trauben sollen mir gehören, denn ich verdiene sie mehr als alle anderen!“ Er sprang mit gefletschten Zähnen auf die Rebe zu, aber die Trauben hingen knapp außerhalb seiner Reichweite. Unbeirrt bellte er die Rebe an: „Komm zu mir herunter, denn ich bin der Fuchs, das klügste aller Geschöpfe!“ Die Rebe, die sich sanft im Wind wiegte, beachtete seinen Befehl nicht.
Die Wut stieg im Fuchs auf. Er kratzte am Stamm der Eiche und knurrte: „Du selbstsüchtiger Baum, warum hältst du die Rebe so hoch? Siehst du nicht, dass ich Hunger habe?“ Der Baum stand aufrecht und still, seine Wurzeln tief und unnachgiebig. Dann wandte der Fuchs seinen Zorn dem Wind zu und schrie: „Blase stärker und bringe mir diese Trauben, denn meine Bedürfnisse sind größer als deine Spielchen!“ Aber der Wind liess nur die Blätter rascheln und zeigte sich gleichgültig gegenüber seinen Schreien.
Stunden vergingen und mit jedem misslungenen Sprung wurde der Zorn des Fuchses größer. Er verfluchte die Vögel, die über ihm saßen und an den Trauben pickten, die er nicht erreichen konnte. „Wie könnt ihr es wagen, das zu essen, was ich beansprucht habe?“, knurrte er. Die Vögel neigten ihre Köpfe und zwitscherten: „Der Weinstock ernährt uns alle, Fuchs. Er beugt sich nicht einem allein.“ Dies schürte seinen Zorn nur noch mehr, denn der Fuchs konnte es nicht ertragen, dass es anderen gut ging, wo es ihm nicht gut ging.
Schließlich sank der Fuchs erschöpft und heiser vom Schreien unter die Eiche. Eine weise alte Schildkröte schlenderte vorbei, ihre langsamen Schritte so beständig wie die Erde selbst. Sie betrachtete des Fuchses gerötetes Gesicht und fragte: „Warum tobst du so, Freund?“ Fuchs spuckte aus: „Die Welt verweigert mir, was ich will! Die Rebe, der Baum, der Wind, die Vögel – alle verschwören sich gegen mich!“
Die Schildkröte nickte nachdenklich. „Der Weinstock wächst für seinen eigenen Zweck, nicht für deinen. Der Baum steht für seine Stärke, nicht für deine Bequemlichkeit. Der Wind weht, wie er will, und die Vögel fressen, was gegeben wird. Du wütest, weil sich das Leben nicht nach deinem Befehl richtet, aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, damit zu leben, anstatt dagegen?“
Der Fuchs sträubte sich, beleidigt von den ruhigen, wenig hilfreichen Worten der Schildkröte, aber als der Tag verblasste, blieb die Weisheit bestehen. Er beobachtete, wie die Vögel davonflatterten, der Wind sich legte und die Trauben in der Dämmerung leuchteten – unberührt von seiner Wut. Langsam schlich sich eine Wahrheit in sein Herz: Seine Forderungen waren seine eigenen, nicht die der Welt. Seine Wut hatte den Weinstock keinen Zentimeter bewegt, aber sie hatte ihn des Friedens beraubt.
Von diesem Tag an hatte der Fuchs immer noch Hunger auf Trauben, aber er lernte, sie dort zu suchen, wo sie fielen, den Wald mit anderen zu teilen und sein Feuer zu zähmen, wenn das Leben sich seinem Zugriff entzog. Seine Wut, einst ein loderndes Feuer, erlosch zu einem Flackern, und an ihrer Stelle wuchs eine stille Stärke.
Moral: Wut blüht, wenn wir verlangen, dass das Leben uns allein begünstigt, aber Frieden kommt, wenn wir akzeptieren, dass die Welt sich für alle wendet, nicht nur für einen. Allen wird gegeben, was sie brauchen, in der Güte der Zeit, nicht auf den Befehl der Wenigen..
Quelle: Paul Dobree-Carey
[gern übersetzt von mascha: Danke lieber Paul 💖Gesegnet sind wir alle, Danke für Euer Sein💗]
Wauuuuuuuuu 🙏🌹🌾🌞👑💜 Carmen Denis sendet liebe Grüße auch an dich
AntwortenLöschenEine wunderschöne Geschichte. Lehrreich, ohne "erhobenem Zeigefinger" ! Dankeschön!!!
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