2025-10-30

Klaus Praschak: Zwischen Intellekt und Bewusstsein


Kürzlich hörte ich einen Mann sprechen, dessen Wortgewandtheit und geistige Schärfe mich gleichermaßen beeindruckten wie irritierten. Er jonglierte mit Begriffen, zerlegte religiöse Lehren, und erklärte mit glasklarer Logik, dass es keine Seele gebe, denn alles, was wir Geist nennen, sei nur ein Produkt des Nervensystems. Sein Denken war brillant, präzise, schnell. Und doch spürte ich das Etwas entscheidendes fehlte.

Denn der Intellekt allein, so scharf und glänzend er auch sein mag, bleibt immer innerhalb eines geschlossenen Kreises. Er kann das Leben analysieren, aber nicht erfahren. Er kann das Herz beschreiben, aber nicht fühlen. Er kann das Licht messen, aber nicht sehen. In seiner Welt gibt es nur Mechanik, aber keine Musik. Er kennt das Instrument, aber nicht die Melodie. Und so bewegt er sich in einer Art geistiger Hochleistung, supramental im Denken, aber nicht im Bewusstsein.

Wahrer supramentaler Geist aber, wie ihn die Weisen aller Zeiten beschrieben, ist nicht die Übersteigerung des Verstandes, sondern seine Durchlichtung. Es ist Denken im Licht des Herzens. Erkenntnis, die von Liebe getragen ist.

Wenn der Mensch den Verstand vergöttlicht, wird er kalt und verliert den Zugang zur Tiefe. Wenn er den Verstand jedoch dem Bewusstsein unterstellt, verwandelt sich Wissen in Weisheit.

Ich habe gelernt, solche Menschen nicht zu verurteilen. Ihr Weg führt sie vielleicht gerade durch die Welt der Formen und Systeme, um später zu erkennen, dass jenseits des Denkens eine größere Wahrheit wartet und das nicht nur als Gedanke, sondern als lebendige Gegenwart.

Manchmal genügt schon eine Begegnung mit einem Menschen, der nicht argumentiert, sondern einfach ist, um im Innersten etwas zum Schwingen zu bringen, dann entsteht vielleicht ein feiner Riss im Panzer des Intellekts, durch den das Licht eintreten kann. Und dieses Licht, wenn es einmal hereingelassen wurde, vergisst die Seele nie wieder.

Es gibt zur Zeit sehr viele Menschen, deren Worte glänzen wie poliertes Glas, klar, scharf und überzeugend. Doch durch diesen Glanz scheint kein Licht, denn das Herz blieb auf dem Weg zurück. 

Sie reden von Wahrheit, doch meinen nur das, was der Verstand greifen kann.

Sie leugnen die Seele, weil sie ihr Leuchten nicht messen, und ihre Stille nicht denken können.

Christus jedoch verurteilt sie nicht, denn er sieht in ihnen das Kind, das sich in den Gängen des Geistes verirrt hat, auf der Suche nach Sicherheit, die es allerdings nur im Herzen gibt.

Leise hätte er gesprochen: „Du brauchst die Seele nicht zu beweisen, du bist sie und sie lässt dich atmen. Du musst die Liebe nicht verstehen, denn du bist ihr Ausdruck. Höre auf, die Wahrheit zu suchen, werde still, und sie findet dich.“

Weil die meisten Menschen nicht über die astrale oder mentale Ebene hinausgelangen, wird der Intellekt noch als höchstes Gut verehrt. Doch der Intellekt ist nur das Werkzeug, nicht der Meister. Er kann analysieren, erklären und ordnen, aber er kann das Mysterium des Lebens nicht berühren.

Das Herz aber, ist schweigend, lauschend, verbunden mit der Quelle und erkennt, wo der Verstand nur deutet. So wird die Welt noch vom Denken regiert, doch das neue Zeitalter gehört der Weisheit.

Denn Weisheit ist Liebe, die sich selbst erkannt hat. Wenn der Mensch das Denken nicht länger vergöttert, sondern ihm den Platz zuweist, der ihm gebührt, als Diener des Herzens, dann wird der Intellekt vom Licht durchströmt und zum Werkzeug des Erwachens.

Klaus Praschak

Bild: printerest.de danke

Quelle: Klaus Praschak

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