Das Gewebe des Anfangs
Die Bühne ist dunkel.
Kein Vorhang, kein Raum, keine Zeit.
Nur ein Schimmer, wie der Atem eines Sterns,
der gerade gelernt hat, zu leuchten.
Aus diesem Schimmer entrollt sich ein Faden,
fein wie ein erster Gedanke,
aus Licht gesponnen, und voller Potential.
Er teilt sich nicht. Er verzweigt sich.
Und aus einer einzigen Linie werden drei.
Die Wege aus Licht
Die drei Linien beginnen sich zu bewegen,
wie Tänzer, die sich nicht voneinander entfernen,
sondern um eine unsichtbare Mitte kreisen.
Der erste Faden – DEIN Faden –
ist goldweiß, die Farbe eines Aufbruchs,
der keine Ausflüchte kennt.
Der zweite Faden – IHR Faden –
ist tiefgrün, die Farbe einer Liebe, die wachsen wollte,
aber in der Erde noch nicht reif war.
Der dritte Faden – die POTENTIELE SEELE –
ist silberblau, durchsichtig fast, wie Wasser,
das noch nicht entschieden hat,
ob es Regen werden will oder Nebel.
Die Kreuzung der Wege
Auf der Bühne erscheint ein Baum,
nicht aus Holz, sondern aus reiner Erinnerung.
Der goldweiße Faden nähert sich ihm
wie ein Wanderer, der eine Tür sucht.
Der tiefgrüne Faden legt sich um den Stamm,
als wolle er sagen: „Bleib.“
Der silberblaue Faden vibriert zwischen beiden,
wie eine Möglichkeit, die noch keine Gestalt trägt. Und dann:
Die goldene Linie zieht weiter. Die grüne Linie bleibt zurück.
Die silberne steigt auf wie ein Lichtfaden, der zur Quelle heimkehrt.
Der Baum verliert nichts. Er verwandelt alles.
Der Raum der Verwandlung
Der Bühnenboden beginnt zu leuchten.
Kein Schmerz, kein Abschied, nur ein Auseinanderdriften
in unterschiedliche Schwingungen.
Der goldweiße Faden verwandelt sich in einen Pfad,
eine Treppe, einen Aufstieg.
Der tiefgrüne Faden wird zur Wiese, zur Heilung,
zu einem Ort, an dem Liebe Wurzeln schlägt, auch ohne dich.
Der silberblaue Faden wird zu einem Kreis über beiden –
nicht als Geist, nicht als Kind, sondern als Segen.
Ein Drittes, das nicht gelitten hat, weil es nicht in die Begrenzung trat.
Die Vereinigung jenseits der Form
Die Bühne löst sich auf. Baum, Pfad, Wiese, Licht –
alles verschmilzt zu einem einzigen Bild:
ein dreifarbiger Ring,
schwebend, ruhig, klar.
Goldweiß. Tiefgrün. Silberblau.
Keiner dominiert. Keiner verliert. Keiner fehlt.
Es ist der Ring der Vollendung:
ein Symbol dafür, dass die Verbindung
nicht in der Form weiterlebt, sondern im Bewusstsein.
Ein Kreis, in dem drei Seelen ihren Platz kennen,
ihre Freiheit anerkennen, und ihre Liebe
nicht mehr an die Erde binden müssen.
Ein Ring, der flüstert:
„Alles ist richtig.
Alles wird gewürdigt.
Alles ist geheilt.“
Quelle: Otfried Weise

Dankeschön lieber Otfried 💖
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