2025-12-20

Klaus Praschak: „Die Wahrheit wird euch frei machen“


Als Jesus sagte: „Die Wahrheit wird euch frei machen“, meinte er damit wohl kaum eine richtige Meinung, eine neue Lehre oder ein religiöses System. Wahrheit war für ihn kein Besitz, den man verteidigt, sondern etwas, das sich ereignet, wenn der Mensch beginnt, sich selbst wirklich zu erkennen. Nicht im oberflächlichen Sinn von Selbsterkenntnis, wie wir sie heute oft verstehen, sondern als ein inneres Erwachen, das Erkennen dessen, was wir jenseits von Rollen, Geschichten, Schuld und Angst sind.

Im biblischen Verständnis bedeutet „erkennen“ nicht, etwas zu wissen, sondern es zu durchleben. Wahrheit ist daher keine Information, sondern Erfahrung. Sie zeigt sich dort, wo wir beginnen zu sehen, wie sehr wir uns mit Bildern von uns selbst identifiziert haben, mit Erwartungen, Verletzungen, Glaubenssätzen und dem ständigen inneren Müssen. In dem Moment, in dem diese Verwechslung durchschaut wird, entsteht Freiheit. Nicht, weil sich das Leben schlagartig verändert, sondern weil der innere Widerstand nachlässt.

Diese Freiheit ist keine äußere. Sie hat nichts mit Umständen, Erfolg oder Sicherheit zu tun. Es ist die Freiheit, nicht länger gegen sich selbst zu kämpfen. Die Freiheit, nicht mehr aus Angst reagieren zu müssen. Die Freiheit, das Leben nicht ständig kontrollieren oder rechtfertigen zu wollen. Wahrheit macht frei, weil sie den Menschen aus der Gefangenschaft seiner eigenen Vorstellungen entlässt. In diesem Sinn ist Selbsterkenntnis kein narzisstischer Blick nach innen, sondern ein stilles Zurücktreten des Egos. Nicht das „Ich“ erkennt die Wahrheit – vielmehr erkennt die Wahrheit den Menschen. Und was dabei erkannt wird, ist etwas zutiefst Einfaches: dass hinter allen Masken ein Leben wirkt, das getragen ist, verbunden und von einer Liebe durchdrungen, die nichts fordert. So verstanden ist Jesu Wort keine Drohung und keine Bedingung, sondern eine Einladung. Eine Einladung, ehrlich zu werden, mit sich selbst, mit den eigenen Ängsten und Begrenzungen. Wer diesen Weg geht, wird nicht perfekt, aber freier. Und vielleicht ist genau das gemeint: Freiheit nicht als Flucht aus der Welt, sondern als Heimkehr in das, was wir im Innersten immer schon sind.

Die Menschheit ist müde, müde vom Konsum, von Geschwindigkeit, von dauernder Selbstoptimierung. In dieser Müdigkeit verliert sie den Weg zur Seele, weil Seele Ruhe verlangt und Ruhe heute als Bedrohung empfunden wird. Stille wird mit Stillstand verwechselt, Rückzug mit Schwäche, und Nicht-Tun mit Bedeutungslosigkeit. Doch gerade in der Pause beginnt das Eigentliche wieder hörbar zu werden.

Der Mensch hat gelernt, sich über Leistung zu definieren, über Sichtbarkeit, Effizienz und Funktion. Was sich nicht messen, teilen oder verwerten lässt, gilt als verdächtig oder nutzlos. So wird auch die Seele zu etwas, das man „hat“ oder „entwickelt“, statt zu etwas, dem man lauscht. Sie wird überdeckt von Lärm, Erwartungen und einem ständigen inneren Antreiben, das kaum noch Raum für echtes Spüren lässt. Diese Müdigkeit ist nicht nur körperlich oder mental, sie ist existenziell. Sie entsteht dort, wo das Leben sich von innen nach außen verlagert hat, wo Orientierung nicht mehr aus dem Inneren kommt, sondern aus Vergleichen, Bildern und Konzepten. Der Mensch wird zum Manager seiner selbst und verliert dabei den Kontakt zu dem Teil in ihm, der nicht gemacht, sondern nur empfangen werden kann. Seele jedoch folgt keinem Zeitplan. Sie lässt sich nicht beschleunigen und nicht optimieren. Sie zeigt sich in Momenten der Wahrhaftigkeit, in der Langsamkeit, im Innehalten. Dort, wo der Mensch aufhört, sich ständig neu erfinden zu wollen, beginnt er sich zu erinnern. Nicht an ein besseres Selbst, sondern an sein wahres Wesen.

Diese Müdigkeit ist kein Fehler, sondern ein Übergang. Ein leiser Hinweis darauf, dass das alte Tempo nicht mehr trägt und das etwas in uns langsamer werden will, um tiefer zu werden - und dass Heilung nicht im Mehr liegt, sondern im Weniger, im Mut zur Stille, im Wiederzulassen von Einfachheit und im erneuten Vertrauen darauf, dass die Seele ihren Weg kennt, wenn man ihr endlich zuhört.

Klaus Praschak

Bild: Netzfund danke

Quelle: Klaus Praschak

1 Kommentar:

  1. Ich habe eine Vermutung ich denke das Jesus den Lichtkörper Prozess hier auf der Erde Verankert hat so das jeder der Aufsteigen möchte gehen kann.
    Seine Worte sind im Prinzip die Anleitung für den Prozess. Je bewusster man wird Versteht man das was er lehrte. Viele seiner Gleichnisse sind ein guter Wegweiser. Ich nehme seine Worte gerne zum Verständnis vieler Dinge. Er ist so wie wir nur war er Genetisch Besser Ausgestattet er hatte wahrscheinlich alle DNA Stränge.
    Und konnte die „Wunder“ bewirken.

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