Spiritualität wird hier oft zu einem intellektuellen Hobby, zu einer Theorie, die man konsumiert, statt zu einer inneren Revolution, die man lebt. Man redet über Licht, aber man scheut die Konsequenzen. Man folgt Lehrern aus der Ferne, aber misstraut dem eigenen Herzen. Man spürt eine Sehnsucht nach Gemeinschaft, aber hat gleichzeitig Angst davor, wirklich in Verbindung zu gehen. Das gleiche Muster zeigt sich in der Politik; ein Volk, das kollektiv verunsichert wurde, bewegt sich nicht, es verwaltet und kritisiert, aber übernimmt keine Verantwortung. Es beobachtet, aber traut sich nicht zu gestalten. Es wartet darauf, dass jemand anderes vorangeht.
Das erklärt, warum gelebte Geistigkeit in Deutschland besonders schwer Fuß fasst. Denn gelebter Geist bedeutet Mut zur Wahrheit, Mut zur Verletzlichkeit, Mut zur Aufrichtigkeit, Mut zu einer inneren Freiheit, die nicht kontrollierbar ist. Doch genau vor dieser inneren Freiheit hat die deutsche Seele noch Angst. Nicht, weil sie unfähig wäre, sondern im Gegenteil. Deutschland besitzt ein enormes geistiges Potenzial. Viele Menschen spüren intuitiv, dass in ihnen eine große spirituelle Kraft liegt. Doch genau deshalb entsteht auch die Furcht, diese Kraft falsch einzusetzen, erneut zu scheitern, erneut in die Extreme zu fallen. So bleibt man lieber klein, angepasst, vorsichtig und nennt es Vernunft.
Darum wirkt mein Eindruck, dass sich kaum jemand bewegt, nicht nur in spirituellen Kreisen, sondern auch in gesellschaftlichen Themen, denn es ist ein Grundmuster. Ein Volk, das sein Herz verschlossen hat, verliert nicht nur seine geistige Lebendigkeit, sondern auch seine politische Verantwortung, seine soziale Wärme, seine Fähigkeit, sich zu verbinden. Und doch ist es genau diese Verbindung, die heute gebraucht wird. Dieser Mut, wieder geistig zu leben. Dieser Schritt, die eigene innere Wahrheit ernster zu nehmen als die eigenen Ängste. Viele nannten mich schon Träumer, doch ich sehe das, was unter der Oberfläche ruft. Gemeinschaften, die Geist wirklich leben, werden gebraucht, weder als Sekten noch als Fluchtorte, sondern als Orte, in denen die Menschenseele wieder aufatmen kann.
Vieles, was ich hier beschreibe, ist keine persönliche Enttäuschung, sondern eine genaue Wahrnehmung eines kollektiv blockierten Feldes. Und auch wenn die Masse sich nicht bewegt, es braucht nie die Masse. Es braucht die, die mutig genug sind, den ersten Schritt zu tun. Und genau dort beginnt der Wandel.
Klaus Praschak
Bild: printerest.de danke

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