von Markus Gärtner
Wie viele explosive Warnungen und Prognosen fliegen eigentlich noch unter dem Radarschirm der Mainstream-Medien durch, bevor uns die nächste Finanzkrise mitsamt unseren Ersparnissen plattwalzt?
Der oberste Bankenaufseher der Bundesbank – Andreas Dombret – warnte am Freitag in einem Interview mit Bloomberg
in Johannesburg, die deutschen Banken müssten damit rechnen, mindestens
die Hälfte ihrer Anlagen in Anleihen der österreichischen Heta Asset Resolution – der finanziellen Müllkippe der Hypo Alpe Adria − zu verlieren. Dafür sollte schon jetzt die nötige Vorsorge getroffen werden.
»Diese Situation muss von den deutschen Banken ernst genommen werden«, fordert Dombret. Zumindest die »Qualitätsmedien« scheinen das Thema jedoch nicht sonderlich wichtig zu nehmen.
Denn diese Warnung verhallt anscheinend fast völlig – bis wir eines Tages überall lesen, dass ganz »überraschend« wieder eine Finanzkrise ausgebrochen ist, die selbst »Experten« nicht vorhersehen konnten.
Dabei sollten wir alle die Warnung von Dombret äußerst ernst nehmen. Denn deutsche Banken und Versicherer sind als Gruppe der größte Gläubiger gegenüber der Heta. Dort stehen für sie laut Bloomberg rund 7,1 Milliarden Euro im Feuer.
Das ist zwar kein Betrag, der die Republik erschüttern kann. Aber es ist dafür nur einer von sehr vielen Brandherden, die sich seit der Finanzkrise vor sechs Jahren erneut aufbauen. Die Heta wurde Anfang März überraschend von den österreichischen Marktaufsehern übernommen. Bei der Heta klaffte ein Loch von bis zu 7,6 Milliarden Euro. Der Ministerrat entschied umgehend, kein weiteres Geld einzuschießen.
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) verhängte sofort ein »Schuldenmoratorium«. Das bedeutet: Bis zum Juni 2016 gibt es keine Zahlungen mehr auf die ausgegebenen Anleihen. Das gilt auch für fällige Zinsen und die vom Bundesland Kärnten garantierten Schuldpapiere.
Erst im August 2014 hat die Zerschlagung der vor über fünf Jahren verstaatlichten Krisenbank begonnen. Daraus ging die Heta für faule Kredite und Immobilien hervor. Das Milliardenloch, das Anfang März plötzlich »entdeckt« wurde, erschütterte nicht nur Österreich. Vor allem in Deutschland löste die Nachricht im März Schockwellen aus.
Die Bayerische Landesbank, der ehemalige Besitzer der Hypo Alpe, hat die größten Forderungen unter den deutschen Banken, weil Kredite für etwa 2,4 Milliarden Euro noch nicht zurückgezahlt wurden.
Das Debakel droht sogar, den Haushalt im Freistaat Bayern zu belasten. Aber auch die Commerzbank, die Deutsche Pfandbriefbank, die NordLB und eine deutsche Gesellschaft der Dexia halten Anleihen der Heta. Die BayernLB hat angekündigt, Vorsorge für einen möglichen Ausfall von etwa der Hälfte ihrer Forderungen gegenüber der Heta zu treffen.
Aber das, was Dombret jetzt empfohlen hat, geht auf jeden Fall deutlich weiter als die Maßnahmen, die andere Banken gegen die drohenden Ausfälle angekündigt haben. Die Deutsche Pfandbriefbank hat sich laut Bloomberg für etwa 30 Prozent des zu erwartenden Schadens abgesichert.
Die HSH Nordbank, die 2009 in der Finanzkrise gerettet wurde – und sich auf Garantien von Hamburg und Schleswig-Holstein für mögliche Verluste stützt – will demnach ihre Rückstellungen auf Heta-Anleihen über die aktuellen 40 Prozent hinaus ausbauen.
Das bislang größte bekannte Opfer des erneuten Heta-Skandals ist die Düsseldorfer Hypothekenbank. Sie wurde Mitte März – weil das angeblich reiche Deutschland keine Bankenpleite haben will – von den Privatbanken mit deren Einlagensicherungsfonds übernommen, um eine Insolvenz zu verhindern.
Der Bundesverband deutscher Banken wollte damit ein Übergreifen des Milliarden-Debakels auf den Pfandbriefmarkt verhindern. Dieser umfasst in Deutschland 500 Milliarden Euro. Das Brisante daran: An diesem Markt sind vor allem große Pensionskassen und Versicherer investiert. Sie legen dort die Ersparnisse kommender Rentner-Generationen in Pfandbriefen an.
Großer Schaden dürfte auch auf den Freistaat Bayern zukommen. Der ehemalige Hypo-Eigentümer dürfte jene Milliarden verlieren, die noch in der Hypo stecken. Um diese streiten sich Österreich und Bayern vor Gericht. Auslöser für die neuerliche Finanz-Bombe bei der Bank war eine Neubewertung der Vermögenswerte in der Heta. Sie ergab eine Unterdeckung von vier bis 7,6 Milliarden Euro.
Der wichtigste Grund: Die Hypo hat auch Kredite in Franken vergeben. Dank der scharfen Aufwertung des Franken seit dem Ende der Bindung an den Euro wackeln viele dieser Kredite. Ihre Rückzahlung ist aufgrund der Franken-Aufwertung für einige Schuldner zu teuer geworden.
Laut der Zeitung Die Presse »stehen hinter einem Viertel bis fast der Hälfte aller früheren Hypo-Werte, die mit knapp 18 Milliarden Euro in den Büchern der Bad Bank gelandet sind, faule Kredite, die abgeschrieben werden müssen«.
Demnach hatten der Finanzminister und das Management der Heta bislang keine konkreten Angaben über die Altlasten der Bad Bank gemacht. Sie hatten schon »deutlich niedrigere Schätzungen als ›reinste Spekulation‹ bezeichnet«.
Es ist kaum auszumalen, was passiert, wenn das nächste größere Beben die Finanzmärkte erschüttert, zum Beispiel, wenn sich herausstellt, dass der drohende »Grexit« für die europäischen Kapitalmärkte größere Auswirkungen hat, als Behörden und die Propaganda der Wall Street bislang einräumen.
Niemand weiß, wie lange die Sicherungen, die Steuerzahler vor weiteren Bailouts schützen sollen, diesmal halten werden.
Wenn die Ausfälle an Forderungen groß genug werden, reichen die Federn, die Anteilseigner und Anleihehalter lassen müssen – sowie die Garantiefonds von Verbänden – ganz schnell nicht mehr aus.
Dann ist wieder der Steuerzahler dran, obwohl uns seit sechs Jahren zugesichert wird, dass dies nicht mehr vorkommen soll.
Quelle: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/wirtschaft-und-finanzen/markus-gaertner/banken-beben-in-deutschland-brisante-warnung-eines-aufsehers.html
Wie viele explosive Warnungen und Prognosen fliegen eigentlich noch unter dem Radarschirm der Mainstream-Medien durch, bevor uns die nächste Finanzkrise mitsamt unseren Ersparnissen plattwalzt?
»Diese Situation muss von den deutschen Banken ernst genommen werden«, fordert Dombret. Zumindest die »Qualitätsmedien« scheinen das Thema jedoch nicht sonderlich wichtig zu nehmen.
Denn diese Warnung verhallt anscheinend fast völlig – bis wir eines Tages überall lesen, dass ganz »überraschend« wieder eine Finanzkrise ausgebrochen ist, die selbst »Experten« nicht vorhersehen konnten.
Dabei sollten wir alle die Warnung von Dombret äußerst ernst nehmen. Denn deutsche Banken und Versicherer sind als Gruppe der größte Gläubiger gegenüber der Heta. Dort stehen für sie laut Bloomberg rund 7,1 Milliarden Euro im Feuer.
Das ist zwar kein Betrag, der die Republik erschüttern kann. Aber es ist dafür nur einer von sehr vielen Brandherden, die sich seit der Finanzkrise vor sechs Jahren erneut aufbauen. Die Heta wurde Anfang März überraschend von den österreichischen Marktaufsehern übernommen. Bei der Heta klaffte ein Loch von bis zu 7,6 Milliarden Euro. Der Ministerrat entschied umgehend, kein weiteres Geld einzuschießen.
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) verhängte sofort ein »Schuldenmoratorium«. Das bedeutet: Bis zum Juni 2016 gibt es keine Zahlungen mehr auf die ausgegebenen Anleihen. Das gilt auch für fällige Zinsen und die vom Bundesland Kärnten garantierten Schuldpapiere.
Erst im August 2014 hat die Zerschlagung der vor über fünf Jahren verstaatlichten Krisenbank begonnen. Daraus ging die Heta für faule Kredite und Immobilien hervor. Das Milliardenloch, das Anfang März plötzlich »entdeckt« wurde, erschütterte nicht nur Österreich. Vor allem in Deutschland löste die Nachricht im März Schockwellen aus.
Die Bayerische Landesbank, der ehemalige Besitzer der Hypo Alpe, hat die größten Forderungen unter den deutschen Banken, weil Kredite für etwa 2,4 Milliarden Euro noch nicht zurückgezahlt wurden.
Das Debakel droht sogar, den Haushalt im Freistaat Bayern zu belasten. Aber auch die Commerzbank, die Deutsche Pfandbriefbank, die NordLB und eine deutsche Gesellschaft der Dexia halten Anleihen der Heta. Die BayernLB hat angekündigt, Vorsorge für einen möglichen Ausfall von etwa der Hälfte ihrer Forderungen gegenüber der Heta zu treffen.
Aber das, was Dombret jetzt empfohlen hat, geht auf jeden Fall deutlich weiter als die Maßnahmen, die andere Banken gegen die drohenden Ausfälle angekündigt haben. Die Deutsche Pfandbriefbank hat sich laut Bloomberg für etwa 30 Prozent des zu erwartenden Schadens abgesichert.
Die HSH Nordbank, die 2009 in der Finanzkrise gerettet wurde – und sich auf Garantien von Hamburg und Schleswig-Holstein für mögliche Verluste stützt – will demnach ihre Rückstellungen auf Heta-Anleihen über die aktuellen 40 Prozent hinaus ausbauen.
Das bislang größte bekannte Opfer des erneuten Heta-Skandals ist die Düsseldorfer Hypothekenbank. Sie wurde Mitte März – weil das angeblich reiche Deutschland keine Bankenpleite haben will – von den Privatbanken mit deren Einlagensicherungsfonds übernommen, um eine Insolvenz zu verhindern.
Der Bundesverband deutscher Banken wollte damit ein Übergreifen des Milliarden-Debakels auf den Pfandbriefmarkt verhindern. Dieser umfasst in Deutschland 500 Milliarden Euro. Das Brisante daran: An diesem Markt sind vor allem große Pensionskassen und Versicherer investiert. Sie legen dort die Ersparnisse kommender Rentner-Generationen in Pfandbriefen an.
Großer Schaden dürfte auch auf den Freistaat Bayern zukommen. Der ehemalige Hypo-Eigentümer dürfte jene Milliarden verlieren, die noch in der Hypo stecken. Um diese streiten sich Österreich und Bayern vor Gericht. Auslöser für die neuerliche Finanz-Bombe bei der Bank war eine Neubewertung der Vermögenswerte in der Heta. Sie ergab eine Unterdeckung von vier bis 7,6 Milliarden Euro.
Der wichtigste Grund: Die Hypo hat auch Kredite in Franken vergeben. Dank der scharfen Aufwertung des Franken seit dem Ende der Bindung an den Euro wackeln viele dieser Kredite. Ihre Rückzahlung ist aufgrund der Franken-Aufwertung für einige Schuldner zu teuer geworden.
Laut der Zeitung Die Presse »stehen hinter einem Viertel bis fast der Hälfte aller früheren Hypo-Werte, die mit knapp 18 Milliarden Euro in den Büchern der Bad Bank gelandet sind, faule Kredite, die abgeschrieben werden müssen«.
Demnach hatten der Finanzminister und das Management der Heta bislang keine konkreten Angaben über die Altlasten der Bad Bank gemacht. Sie hatten schon »deutlich niedrigere Schätzungen als ›reinste Spekulation‹ bezeichnet«.
Es ist kaum auszumalen, was passiert, wenn das nächste größere Beben die Finanzmärkte erschüttert, zum Beispiel, wenn sich herausstellt, dass der drohende »Grexit« für die europäischen Kapitalmärkte größere Auswirkungen hat, als Behörden und die Propaganda der Wall Street bislang einräumen.
Niemand weiß, wie lange die Sicherungen, die Steuerzahler vor weiteren Bailouts schützen sollen, diesmal halten werden.
Wenn die Ausfälle an Forderungen groß genug werden, reichen die Federn, die Anteilseigner und Anleihehalter lassen müssen – sowie die Garantiefonds von Verbänden – ganz schnell nicht mehr aus.
Dann ist wieder der Steuerzahler dran, obwohl uns seit sechs Jahren zugesichert wird, dass dies nicht mehr vorkommen soll.
Quelle: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/wirtschaft-und-finanzen/markus-gaertner/banken-beben-in-deutschland-brisante-warnung-eines-aufsehers.html
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