Papst Franziskus hat die Öffnung geheimer Vatikan-Archive aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs angekündigt. Der Schritt sei für den 2. März 2020 geplant, sagte Franziskus am Montag im Vatikan. Zahlreiche Wissenschaftler fordern seit Jahren die Öffnung der Archive aus der Zeit des Pontifikats von Pius XII. (1939-1958), um nachforschen zu können, weshalb sich der Papst damals nicht vehementer gegen den Massenmord durch die Nazis an den Juden wandte.
„Die Kirche hat keine Angst vor der Geschichte“, sagte Franziskus. Pius XII. habe die katholische Kirche „zu einem der traurigsten und dunkelsten Momente des 20. Jahrhunderts“ angeführt. Die „seriöse und objektive historische Forschung“ werde ein „gerechtes Licht, mit angemessener Kritik“, auf das Agieren seines Vorgängers werfen.
Die Entscheidungen von Pius XII. könnten durch „einige als Zurückhaltung“ gedeutet werden, sagte Franziskus weiter. Doch sein Vorgänger habe während des Zweiten Weltkriegs versucht, „die kleine Flamme der humanitären Initiativen, der versteckten aber aktiven Diplomatie“, am Brennen zu halten.
Ein „überfälliger Schritt“
Die Göttinger Zeithistorikerin Petra Terhoeven hat die angekündigte Öffnung der vatikanischen Archive zum Pontifikat Papst Pius XII. (1939-1958) gelobt. Es handele sich um einen „überfälligen Schritt“, sagte die Expertin für den italienischen Faschismus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Damit wird es endlich möglich, alle Behauptungen über Pius XII. auf eine sachliche Grundlage zu stellen und die seit langem umstrittenen Fragen quellenbasiert beantworten zu können: Was wusste der Papst über die Judenvernichtung? Warum hat er nicht mehr dagegen getan?“ Nun bestehe die Chance auf ein differenziertes Bild jenseits der bisher üblichen Verteufelungen oder Generalabsolutionen, so Terhoeven weiter.
Die bisherige Praxis des Vatikans, nur ausgewählten Forschern Aktenzugang zu gewähren, insbesondere jenen, die mit dem Verfahren zur Seligsprechung Pius XII. betraut seien, kritisierte Terhoeven als unwürdige Geheimniskrämerei. Zeithistoriker beschäftigen sich vorwiegend mit der Zeit ab 1917. (afp/dts)
Die Göttinger Zeithistorikerin Petra Terhoeven hat die angekündigte Öffnung der vatikanischen Archive zum Pontifikat Papst Pius XII. (1939-1958) gelobt. Es handele sich um einen „überfälligen Schritt“, sagte die Expertin für den italienischen Faschismus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Damit wird es endlich möglich, alle Behauptungen über Pius XII. auf eine sachliche Grundlage zu stellen und die seit langem umstrittenen Fragen quellenbasiert beantworten zu können: Was wusste der Papst über die Judenvernichtung? Warum hat er nicht mehr dagegen getan?“ Nun bestehe die Chance auf ein differenziertes Bild jenseits der bisher üblichen Verteufelungen oder Generalabsolutionen, so Terhoeven weiter.
Die bisherige Praxis des Vatikans, nur ausgewählten Forschern Aktenzugang zu gewähren, insbesondere jenen, die mit dem Verfahren zur Seligsprechung Pius XII. betraut seien, kritisierte Terhoeven als unwürdige Geheimniskrämerei. Zeithistoriker beschäftigen sich vorwiegend mit der Zeit ab 1917. (afp/dts)
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