gefunden bei PrepareForChange, geschrieben von Cristina Valenzuela, übersetzt von Antares
Wissenschaftler erfinden jetzt die „ultimative intelligente Maschine“, einen Computer, der den Menschen in jeder Hinsicht übertreffen wird. Wenn die Maschine den Menschen überholen kann, was ist dann der Mensch? Was bist du? Worin besteht die Zukunft der Menschheit? Wenn die Maschine alle Operationen übernehmen kann, die der Gedanke jetzt tut, und dies alles viel schneller macht, wenn sie viel schneller lernen kann, wenn sie konkurrenzfähig ist und tatsächlich alles tut, was der Mensch kann – ausser natürlich allein den schönen Abendstern am Himmel zu betrachten und die ungewöhnliche Ruhe, Beständigkeit, Unermesslichkeit und Schönheit dessen zu sehen und zu fühlen – was wird dann mit dem Verstand, dem Gehirn des Menschen geschehen? Unsere Gehirne haben bislang mit dem Kampf ums Überleben gelebt – durch eigenes Wissen, und wenn die Maschine all das übernimmt, was wird dann passieren? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder man wird sich ganz der Unterhaltung widmen – Fussball, Sport, jede Form von Demonstration, in den Tempel zu gehen und mit all dem ganzen Zeug zu spielen – oder man wird sich nach innen wenden. ~ J Krishnamurti (A Timeless Spring)
So prognostizierte es Krishnamurti eineinhalb Jahrzehnte vor der Entstehung des Internets. Ich habe zuvor schon über die Fähigkeit der Technologien geschrieben, uns von uns selbst zu trennen. Heute möchte ich das noch etwas genauer untersuchen.
Wir sind Ratten in einem technologischen Labyrinth
Nach einer Reihe von Experimenten mit hungrigen Ratten, die mittels eines Hebels in einer Kiste eingeschlossen waren, prägte der Verhaltenspsychologe B. F. Skinner den Begriff ‚Schedules of Reinforcement’ = „Verstärkungsplan“ oder „Intermittierende Verstärkung“.
Die Versuche verliefen wie folgt: Die Ratten wurden in zwei Gruppen untergeteilt. Die erste Gruppe war die Fester-Zeitplan-Gruppe, die ein Futterpellet erhielt, nachdem sie den Hebel eine bestimmte Anzahl von Malen gedrückt hatte, sagen wir 20. In der zweiten Gruppe, die als Variabler-Zeitplan-Gruppe bekannt ist, erhielt die Ratte das Futterpellet, nachdem sie den Hebel mehrmals zufällig gedrückt hatte. Manchmal erhielt sie das Futter nach 10-maligem Drücken, manchmal nach 200-maligem Drücken.
Für die zweite Gruppe war die Gabe des Futters unvorhersehbar. Dies machte die Sucht oder Verstärkung des [Drückens des] Hebels viel stärker. Skinner fand heraus, dass die erste Gruppe von Ratten aufhörte, den Hebel zu drücken, fast sofort nachdem das Futter geliefert worden war. Die zweite Gruppe war jedoch viel motivierter, und sie drückten noch sehr lange auf den Hebel.
Nachdem ich von unseren Involution-Workshops in Europa zurückgekehrt war, in denen ich 3 Monate ohne Smartphone verbracht habe, bin ich der Tendenz in mir und anderen erheblich bewusster, unser Telefon ständig wie Ratten zu überprüfen, die auf diesen stimulierenden Anhaltspunkt warten; diese letzte Facebook-Nachricht, diesen Status oder dieses Foto, diese letzte E-Mail oder die letzte schockierende Schlagzeile.
Die meisten E-Mails und Facebook-Updates sind Schrott, aber ab und an erhältst du dieses eine kleine Pellet, das das Überprüfen deines Handys alle 10 Minuten und häufiger lohnt.
Das Herzstück des Technologielabyrinths
Eines der Gefühle, das sich am meisten von meiner technologisch-minimalistischen Erfahrung abhebt (ein Haus mit Kerzenlicht ohne Fernseher in einem Radius von 2 km zur Umgebung, in dem ich jene 3 Monate verbrachte), ist, dass ich es viel einfacher fand, mich zu zentrieren.
Mein Geist fühlte sich viel klarer und inspirierter an; ich fand es erheblich einfacher, aufmerksam zu sein, das Herz, das Zentrum meines Selbst zu finden.
Ich habe etwas sehr Ähnliches erlebt, als ich nach Informationen recherchiert habe. Wenn ich etwas ‚google‘, bekommt man, wie man es erwartet, ein „Googol“ an Ergebnissen. Obwohl mir erhebliche Mengen von Informationen zur Verfügung stehen, habe ich das Gefühl, dass ich erheblich weniger behalte, als ich es tue, wenn ich mich nur auf ein einziges Buch zu diesem speziellen Thema konzentrierte.
Linda Stone, eine ehemalige Mitarbeiterin von Apple und Microsoft, hat den Begriff „kontinuierliche partielle Aufmerksamkeit“ geprägt, um das Leben im Zeitalter von E-Mail, Instant Messaging, Mobiltelefonen und anderen Ablenkungen zu beschreiben. Eben gerade diese „kontinuierliche Teilaufmerksamkeit“ spiegelt genau mein eigenes Dilemma wider.
Wann immer ich mich mit einer Tätigkeit gründlich vertraut mache, muss ich sie mit ganzem Herzen tun, mit all meiner Konzentration und Aufmerksamkeit, die diese Tätigkeit einschliesst. Hier kommt die spirituelle Achtsamkeit mit ins Spiel.
Die Flucht aus dem technologischen Labyrinth
Können extern fokussierte Technologie und intern fokussierte Achtsamkeit nebeneinander existieren? Ich denke, dass sie es nicht nur können, sondern es auch müssen.
Technologie ist ein Werkzeug, ein Instrument, um unsere Leben einfacher und besser zu gestalten. Doch sie hat ihre Grenzen. Die Technologie kann uns spirituell nicht erfüllen, sie kann uns nicht mehr mit uns selbst verbunden fühlen lassen – nur mit einem Teil der Aussenwelt.
Damit spirituelle Achtsamkeit für unser modernes Leben relevant wird, müssen wir sie zuerst von dem übernatürlichen und mystischen Gepäck trennen, das sie für uns so schwer zu akzeptieren macht.
Der Moment wird kommen, an dem uns die Technologie unsere Arbeit und unser Leben vereinfacht. Das werden wir uns dann vergegenwärtigen – ganz wie im Pixar-Film „WALL-E“ , dass körperlicher Komfort und mentale Stimulation nicht ausreichen. Dass wir eben bedeutungsvollere Erfahrungen im Leben machen wollen, als wenn wir alle paar Stunden ein „Like“ an unserem originellen Status haben.
In diesem Moment wird die Technologie den Punkt erreichen, an dem Computer uns übertreffen können, und die Menschen werden an ihren Köpfen kratzen und sich fragen… Was geschieht nun?
Die Technologie wird niemals in der Lage sein, schöne Gedichte wie Blake zu schreiben, sie wird nie in der Lage sein, Musikstücke zu komponieren, wie Bach es tat. Das ist unser Ziel mit unserer Seelenarbeit, unserer Aufmerksamkeit auf unsere innere Welt auszurichten, unseren Emotionen, unseren Gedanken und unseren leidenschaftlichen Wunsch, sie auszudrücken. Das ist genau das, was uns verbleiben wird. Das ist alles, was wir noch haben werden.
Mit allergrösster Präsenz, Lebenssinn und Achtsamkeit im Technologiezeitalter zu leben – das ist das, wonach wir streben müssen.
Vor ein paar Jahren fragte mich ein Nachbar, warum ich meinen Rasen mit einem Schubmäher mähte. Ich sagte ihm, dass motorbetriebene Rasenmäher die Gesellschaft korrumpieren; dass das Leben ein unendlicher Rasen ist, eine Komposition von unspektakulären einfachen Momenten mit ein paar ‚Spitzen‘ der Stimulation hier und da.
Den Rasen auf diese Weise zu mähen hat mich gelehrt, Geduld zu kultivieren, eine Aufgabe zu geniessen, die von den meisten als lästige Pflicht angesehen wird. Der Versuch, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, nimmt dir die Möglichkeiten, all die Gefühle zu geniessen, dich in die Gerüche zu verlieben, in die Texturen, die Lichtformationen, die Klänge und alles, was einfach vorhanden ist – einfach sinnlich zu sein dabei.
Das Paradoxe ist, je mehr man die nicht aufregenden Aspekte des Lebens akzeptiert, desto aufregender werden sie.
Wenn wir nicht lernen, diese alltäglichen Momente zu umarmen, ohne Vermeidung oder Frustration, ohne zu versuchen, dem Mangel an Stimulation zu entkommen, den dieser Moment darstellt, werden wir nie Frieden finden und unersättlich den Smartphone-Knopf drücken, um hinter diesem Futterpellet nachzujagen.
Hier, werfe ich dir ein letztes Pellet in Form eines Videos hin, um das alles zu veranschaulichen. Ich hoffe, es gefällt dir:
Achtsamkeit kann nicht nur mit der Technologie koexistieren, sondern sie kann auch das Erlebnis selbst verbessern. Wie oft setzt man sich auf den Computer, surft im Internet und denkt: „Wow, ich habe unendlich viele Informationen zur Hand. Es gibt Hunderttausende von Menschen aus der ganzen Welt, mit denen ich mich verbinden kann, wenn ich will. Ich kann meine Gedanken mit Tausenden von Leuten von Afghanistan bis Albanien teilen und mich mit jedem aus jeder Kultur von Belarus bis Brasilien anfreunden.“ Versuche es. Vielleicht gefällt es dir.
Achtsamkeit kann nicht nur mit der Technologie koexistieren, sondern sie kann auch das Erlebnis selbst verbessern. Wie oft setzt man sich auf den Computer, surft im Internet und denkt: „Wow, ich habe unendlich viele Informationen zur Hand. Es gibt Hunderttausende von Menschen aus der ganzen Welt, mit denen ich mich verbinden kann, wenn ich will. Ich kann meine Gedanken mit Tausenden von Leuten von Afghanistan bis Albanien teilen und mich mit jedem aus jeder Kultur von Belarus bis Brasilien anfreunden.“ Versuche es. Vielleicht gefällt es dir.
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