2019-03-22

DAS LEBENDIGE GEBET - GESPRÄCH MIT MEISTER KONFUZIUS

Jeder Mensch begegnet Gott auf seine Weise, jeder Mensch spricht mit Gott auf seine Weise und jeder Mensch klagt vor Gott oder freut sich vor Gott auf seine Weise.

Gespräch mit Meister Konfuzius – aus dem Buch:
»WANDEL DER HERZEN« Seiten 171-181


MACHT NICHT VIELE WORTE!

Indem ihr aber betet, machet nicht viele Worte wie die Heiden; denn sie meinen, dass sie erhört werden, wenn sie viele Worte machen. Werdet also nicht ihnen gleich; denn euer Vater weiß schon vorher, wessen ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet. (Matthäus 6, 7, 8.)

OSHO: Ich muss euch eine Geschichte erzählen, die ich sehr gerne mag. Sie stammt von Leo Tolstoj:

Irgendwo im alten Russland gab es einen See, der wegen der drei Heiligen berühmt war, die dort auf einer Insel lebten. Im ganzen Land begann man sich für sie zu interessieren. Tausende von Leuten strömten herbei, um die drei Heiligen zu sehen.

Der Metropolit war sehr beunruhigt: Was ging da vor? Von diesen „Heiligen“ hatte er noch nicht gehört, sie waren nicht von der Kirche beglaubigt. Wer hatte sie zu Heiligen ernannt?

Das haben die christlichen Kirchen immer gemacht – ein der dümmsten Dinge im Christentum – sie haben Zertifikate vergeben: „Dieser Mann ist ein Heiliger“.

Als ob du jemanden zu einem Heiligen machen könntest, indem du es ihm „bescheinigst“.

Aber die Leute waren so begeistert und es wurde so viel von Wundern berichtet, die geschehen waren, dass der Metropolit hinfuhr, um die Situation selbst in Augenschein zu nehmen. Er fuhr mit einem Boot zu der Insel hinüber, auf der die drei Männer lebten. Sie waren arme Leute, aber sehr glücklich, denn die einzig wirkliche Armut ist die Armut eines Herzens, das nicht lieben kann. Sie waren arm und reich zugleich – die reichsten Leute weit und breit.

Die drei saßen unter einem Baum und lachten und waren glücklich. Als sie den Metropoliten kommen sahen, verneigten sie sich vor ihm. Er fragte sie:

„Was macht ihr hier? Man hört Gerüchte, dass ihr große Heilige seid. Wisst ihr denn überhaupt, wie man betet?“

Beim Anblick dieser drei Männer war ihm sofort klar geworden, dass sie ungebildet und ein bisschen zurückgeblieben waren – glücklich, aber dumm.

Sie schauten einander an und sagten: „Es tut uns leid, Herr, aber das richtige und von der Kirche genehmigte Gebet kennen wir nicht, denn wir sind ungebildet. Aber wir haben unser eigenes Gebet – wir haben es selbst verfasst. Wenn du es uns nicht übel nimmst, sagen wir es dir gerne auf.“

Der Priester antworte: „Ja, lasst mich hören, was ihr betet.“ Und sie sagten: „Wir haben alles Mögliche ausprobiert und viel darüber nachgedacht. Aber wir sind keine großen Denker. Wir sind simple Leute, wir sind nur unwissende Dörfler. Deshalb haben wir uns für ein einfaches Gebet entschieden. Die Kirche sagt, Gott ist eine Dreifaltigkeit: Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Und wir sind auch drei. Erbarme dich unser.“

Der Metropolit war sehr aufgebracht. Fast wütend sagte er: “Was für ein Unsinn! So ein Gebet gibt es überhaupt nicht. Lasst das gefälligst bleiben! So wird man nicht zu Heiligen. Ihr seid einfach nur dumm.“ Da fielen sie ihm zu Füßen und baten: „Bitte, bringe uns das richtige, das wahre Gebet bei.“

Also sprach er ihnen das richtige Gebet vor, das von der russisch-orthodoxen Kirche genehmigte Gebet. Es war lang und kompliziert – große bombastische Worte. Die drei Männer sahen einander an. Unmöglich!

Der Weg zum Himmel schien ihnen verschlossen. Sie sagten: „Bitte, sag es uns noch einmal auf, weil es so lang ist und wir ungebildet sind.“ Also wiederholt er es, aber sie baten: „Noch einmal, Herr, sonst vergessen wir es bestimmt und machen Fehler.“ Also sagte er es noch ein drittes Mal. Da dankten sie ihm von Herzen und er war sehr zufrieden mit sich: Drei Dummköpfe waren in den Schoß der Kirche zurückgekehrt.

Der Metropolit ruderte in seinem Boot davon. Doch plötzlich, als er schon mitten auf dem See war … er traute seinen Augen nicht: Die drei Männer, diese drei Narren, kamen übers Wasser gelaufen! Sie riefen: „Warte! Nur noch einmal. Wir haben es schon wieder vergessen.“

Es war unfassbar! Der Metropolit fiel vor ihnen nieder und sagte: „Vergebt mir. Bleibt nur bei eurem Gebet!“ (OSHO, Mut, Seite 92ff, Allegria, Ullstein Verlag)

BETET MIT DEM HERZEN!

Beten heißt, sich mit eigenen Worten Gott mitteilen, sein Herz vor Gott ausbreiten.

Beten heißt, mit der Schöpfung, mit allem Leben kommunizieren – eine lebendige und authentische Beziehung eingehen und sich austauschen – frei von Konzepten und Beschränkungen.

Das ist das Gebet, wie es sein soll und wie es ein Menschenherz anhebt und Gott näherbringt. Macht aus eurer Zwiesprache mit Gott etwas Lebendiges und löst jede Starrheit. Das Gebet ist etwas Lebendiges, nichts Totes, ist etwas Einzigartiges, da du einmalig bist und kein ANDERER betet, wie DU.

Jeder Mensch begegnet Gott auf seine Weise, jeder Mensch spricht mit Gott auf seine Weise und jeder Mensch klagt vor Gott oder freut sich vor Gott auf seine Weise.

Lasst ab von den vorgestanzten Worthülsen.

JJK: Osho bringt im erwähnten Buch noch dieses wunderbare Bild – OSHO:

„Ich habe von einem Rechtsanwalt gehört, einem sehr berechnenden Mann. Jede Nacht, wenn er zu Bett geht, schaut er zum Himmel hoch und sagt: „Dito – das Gleiche wie immer.“ Und legt sich schlafen. ER hat nur einmal gebetet, das allererste Mal, und danach kam nur noch „dito“. Das ist für ihn eine völlig legale Angelegenheit. Was hat es für einen Sinn, immer wieder das gleiche Gebet herzusagen? Ob du dito sagst oder immer alles wiederholst, läuft auf das Gleiche hinaus.“ (OSHO, S.95ff, Mut, Allegria Ullstein)

VERWENDET STÄRKENDE MANTRAS

MEISTER KONFUZIUS: Verwendet Mantras, die euch stärken. Mantras sind kein Gebet. Vorformulierte Gebete haben entweder keinen Sinn oder sie wirken sich häufig negativ auf euch aus.

Gebete, wie von den Kirchen ersonnen, folgen dem Ziel, die Menschen hinunterzuziehen und in einer niedrigen Schwingung zu halten. Diese Gebete blockieren eure spirituelle Erweiterung und die Institutionen, die sie ersonnen haben, kontrollieren auf diese Weise eure spirituelle Nicht-Entwicklung.
DU BIST WÜRDIG.

JJK: Mir fällt hier der Satz, der beim christlichen Gottesdienst immer gesprochen wird, ein:

„Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“

Dies ist eine falsche Ableitung der Geschichte, wie sie in der Bibel beschrieben ist:

5 Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn:
6 Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen.
7 Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.
8 Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund.
9 Auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selbst Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es.
10 Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemandem gefunden.
11 Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen.
12 Aber die Kinder des Reiches werden ausgestoßen in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.
13 Und zum Hauptmann sagte Jesus: Geh! Es soll geschehen, wie du geglaubt hast. Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund. (Matthäus 8,5–13)

Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob ein einzelner Mensch, wie der Hauptmann im damaligen Jerusalem, glaubt, er sei nicht würdig, dass Jesus sein Heim betrete – oder ob sich ein Mensch bei jeder Messe einredet, er sei vor Gott unwürdig. Dieses Beispiel zeigt, wie subtil eine wunderbare Parabel umgedeutet wird.

Hier wird eine einmalige Situation der damaligen Zeit, die für Jesus und für den Hauptmann stimmte, für alle Zeiten auf alle Menschen übertragen – und die Menschen glauben das bis heute …

MEISTER KONFUZIUS: Glauben, nicht würdig zu sein, ist ein großer Irrtum. Gott nimmt niemandem seine Würde, es ist der Mensch allein, der imstande ist, dies zu tun und dies zu glauben. Sprecht ihr hingegen die folgenden Jesus-Worte, so stärkt euch das augenblicklich und es lässt euch wachsen, bis ihr euch würdig fühlt. Sprecht:

ICH BIN DER WEG, ICH BIN DIE WAHRHEIT UND DAS LEBEN.

„Was ich tue, das werdet auch ihr tun, und mehr noch!“, sagte euch Meister Jesus – und das ist damit gemeint. Und ehe ihr tun könnt, was Jesus tat, müsst ihr sprechen, was Jesus sprach. Meister Jesus ging euch voraus. Er wies euch den Weg und wie er zu gehen ist.

Folgt Jesus direkt und nicht den Kirchen, die in sicherer Entfernung zu Jesus ihre eigene Suppe kochen.

Vor allem die eingelernten Gebete, die durch ständige Wiederholungen im Herzen der Menschen verankert werden, sind ein Übel und richten großen Schaden an. Negative Gebetsformeln, die die Schuldgefühle und die Minderwertigkeit des Menschen hochhalten, sind ein Werk dunkler irdischer und nichtirdischer Kräfte. Diese „Tradition“ gehört überwunden, damit ihr frei beten und frei werden könnt.

Wer Macht über die spirituelle Entwicklung oder Nicht-Entwicklung eines Menschen ausübt, der hat den Menschen vollkommen in der Hand. Die Kirchen dienen diesem Ziel und haben noch niemals etwas anderes im Sinn gehabt. Deshalb lehren sie euch das falsche Beten, den falschen Glauben und den falschen Zugang zu Gott.

NEHMT DAS GEBET SELBST IN DIE HAND!

• Nehmt euer Leben von heute an selbst in die Hand!
• Nehmt euer Gebet von heute an selbst in die Hand!
• Nehmt eure spirituelle Entfaltung von heute an selbst in die Hand!

Mit Gott sprechen, heißt alles mit Gott austauschen und besprechen! Oder glaubst du, dass dir Gott deine schlechte Laune, so du mit Ihm haderst, übel nimmt? Glaubst du, Gott ist ein Egoist und zieht sich beleidigt zurück, wenn du deinen Unwillen über bestimmte Entwicklungen in deinem Leben vor ihm ausbreitest? Und wer hat dir eingeredet, dass man vor Gott die Knie beugen muss, um angehört zu werden?

SEID EINFACH IHR SELBST.

Was aber ist das Gebet noch? Gebet ist der Austausch mit der Schöpfung – mit der ganzen Schöpfung. Du sprichst mit den Tieren genauso wie mit den Pflanzen. Wer wirklich betet, scheint verrückt zu sein. Dem Beispiel der drei Heiligen könnt ihr – ohne zu zögern – folgen.

Verrücktheit ist hier die Bestätigung dafür, dass ihr etwas richtig macht. Lass dich also von Meinungen und von der Wahrnehmung anderer nicht beeinflussen. Gehe deinen Weg und bete, wie es dir entspricht.

Der Austausch mit Gott findet immer über das Herz statt. Lippenbekenntnisse sind dafür wenig geeignet.

Für das richtige Gebet brauchst du nichts weiter als ein offenes Herz, ein dem Lebendigen zugewandtes Herz. Besitzt du dies, so verlieren die vorgefertigten Gebete jede Faszination und dir käme es niemals in den Sinn, diese wie ein Papagei nachzuplappern.

JJK: Für mich ist interessant, dass Du, Meister Konfuzius, diese Botschaft gibst. Zumal es ein Thema betrifft, dass im christlichen Kontext zu sehen ist.

MEISTER KONFUZIUS: Diese „Überraschung“ ist jetzt sehr hilfreich und notwendig.

Denn genauso wie sich die Menschen von den Gebetsmustern befreien sollen, sollen sie sich auch davon befreien, Meister in irgendwelche Kategorien einzuordnen.

Wir alle sind eins, wir alle erfüllen unsere Aufgaben, diesseits und jenseits des Schleiers – und was ein Meister jenseits des Schleiers für Aufgaben übernommen hat, das entzieht sich den Menschen.

Der Mensch neigt dazu, Dinge und Menschen einzuordnen und in Schubladen zu stecken. Auch mich habt ihr in eine Schublade gesteckt, in der fernöstliche Weisheitslehren zu finden sind. Es gibt aber mehr – viel – mehr und mich macht mehr aus – viel mehr.

Aber ihr könnt erst gut schlafen, wenn sich alles in einer Schublade befindet. Wenn alles an der richtigen Stelle ist, dann habt ihr inneren Frieden, dann herrscht Ruhe.

Und diese „wider-natürliche“ Ordnung gehört aufgelöst. Öffnet diese Schubladen und befreit Dinge und Menschen von euren Vorstellungen. Kategorien, auch wenn sie einmal hilfreich waren, bringen euch jetzt nicht mehr weiter. Was euch heute weiterbringt, ist das konsequente Bewusstmachen von Irrtümern, bis ihr frei denken, frei handeln und frei beten könnt.

Handelt den drei Heiligen gleich: Lasst das Gebet aus eurem Herzen fließen, geht über Wasser, ohne es zu bemerken, und tut Wunder, als wären sie die natürlichste Sache auf der Welt.

Dann lebt ihr und dann habt ihr begriffen, was das Gebet ist und was Gott ist. Handelt den drei Heiligen gleich:

Seid einfach und seid einfach ihr selbst.

Ich bin KONFUZIUS

Leben, Freude, Weisheit und Liebe.

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