Kinder – es ist Zeit für Achtsamkeit …
Dieser etwas joviale Aufforderungssatz lässt sich mehrfach deuten. Ich habe dabei eine sehr spezielle Deutung im Herzen. Mir geht es um darum, auch Kindern vom Kleinkind an Achtsamkeit zu vermitteln.
Sie meinen, dies ist eine schöne Illusion?
Ich meine, dass es eine Notwendigkeit ist, um in einer rasanten Welt mit den Fähigkeiten, die viele Kinder haben, umgehen zu können.
Folgen Sie mir in die Welt der Kinder, in ihre ganz besondere Welt
Glauben Sie mir – Sie können unendlich viel davon lernen. So haben Sie von diesem Beitrag einen doppelten Effekt. Sie können Achtsamkeit an Kinder weitergeben und Sie machen einen Spaziergang durch die spielerisch-kindliche Welt und lernen über einfachste Übungen Achtsamkeit für Ihren Alltag. Ich schreibe hier als Mutter von zwei erwachsenen Kindern, als Mensch, der Kinder aller Altersgruppen achtet, offen, neugierig und bereit ist, von ihnen zu lernen. Folgen Sie mir auf den Spuren zu sich selbst – kleinere Überraschungen inbegriffen.
Können Kinder Achtsamkeit erlernen?
In einer Zeit, wo selbst Kindergartenkinder Tastentelefone bestenfalls vom Hörensagen und altmodischen Fotos kennen und Wischen der Standardhandbewegung ist. In einer Zeit, wo Volksschüler Großeltern den Weg durch den digitalen Urwald locker mit ‚Oma, Du musst hier nur klicken, dann biste drin und Bücher kauft man nicht im Buchladen sondern online‘ erklären.
In einer Zeit, wo Alexa für Kinder selbstverständlich ist. In einer Zeit, in der Kinder quasi schon mit dem Smartphone in der Hand geboren werden. …
Sie meinen, ich übertreibe schamlos? Nun denn, dann gehen Sie einmal völlig unvoreingenommen auf Beobachtungsposten in die S-Bahn, die Bahn, in den Bus, stehen am Bahnsteig oder an der Straßenkreuzung etc. pp. Sie nutzen keine öffentlichen Verkehrsmittel? Auch kein Problem. Beim nächsten Treffen mit Ihren Freunden, Bekannten, mit Ihrer Familie beobachten Sie die anwesenden Kindern.
- Welches Kind kann länger bei einem Spiel nicht digitaler Natur bleiben?
- Welches Kind kann fantasievoll mit ganz einfachem Spielzeug umgehen?
- Wie lange ist die Aufmerksamkeitsschwelle?
- Wie viel Abwechslung brauchen Kinder heute, um sie quasi bei der Stange zu halten?
- Wie lange dürfen Kinder am PC sitzen und spielen?
- Wie sieht es mit den Surfgewohnten der lieben Kleinen aus?
Und dann gibt es das andere Extrem, das sich in den Helikoptereltern, nein, neuerdings nennt man sie Rasenmäher-Eltern, äußert. Sie sind überbeschützend, tun alles, damit das Kind einen möglichst glatten Rasen hat und vor Misserfolgen geschützt ist. Anstatt den Kindern zu zeigen, wie vielfältig die Welt ist und das die Bewertung schön oder hässlich eben eine Bewertung aufgrund von Erfahrungen und Erwartungen ist, bügeln sie alles vorab aus. Hindernisse werden niedergemäht, sodass das Kind gar nicht mitbekommt, dass es auch mal stolpern kann. Man kann dies übrigens auch astrologisch sehr schön erklären. Diese Eltern leben ihre Mondkraft im Übermaß und geben Kindern nicht die Chance, zu lernen, zu erfahren und letztlich auch am Widerstand aus dem Äußeren, an den Hindernissen zu wachsen.
Kinder wachsen mehr denn je in einer polarisierten Welt auf. Einerseits sind sie sehr sich selbst überlassen und werden mit digitalem Futter abgespeist. Andererseits sind sie mit Rasenmäher-Eltern konfrontiert, die die Realität einfach wegmähen. Achtsamkeit hat darin nur sehr wenig Platz.
Damit wir einander richtig verstehen – ich moralisiere nicht. Nein – ich lade zum Beobachten ein – frei von Wertung und Verurteilung. Beobachten Sie. Das ist übrigens für Sie bereits die erste Achtsamkeitsübung. Sie ist immer frei von Wertung und Verurteilung und pflegt Ihr Unterscheidungsvermögen. Genau das brauchen wir dringender denn je.
Wie schafft man es, länger als nur 30 Sekunden an einer Sache dran zu bleiben?
Schaffen Sie es? So als kleine Zwischenfrage … Wie lernen Kinder mit Widerständen umzugehen und stärken damit auch ihren Selbstwert? Wie begeistert man Kinder für etwas und bindet damit für einige Zeit ihre Aufmerksamkeit? Wie vermittelt man Kindern das Kleine, das Unscheinbare, das scheinbar Unwichtige, das Natürliche, das Grundsätzliche, das Leben? … in einer Zeit des rasanten Umbruchs, der oft nicht rational erklärbar ist, weil derart viel Bekanntes, Altes gar nicht mehr zieht … in einer Zeit der gedehnten Reizschwellen …
Die Kinder der vergangenen zumindest 10 Jahre wachsen bereits in einer sich grundlegend verändernden Welt auf. Für sie ist der permanent change, also das, was Leben in seiner Tiefe ausmacht, die dauernde Veränderung, für sie ist das Standard. Sie kennen es gar nicht anders. Der Erfolgsdruck zeigt sich in kindergärtnerischen Auswüchsen in die eine und die andere Ausrichtung.
Wissen wir überhaupt noch, was es bedeutet, heute Kind zu sein?
Ich meine – nein. Wir haben Modelle, Vorstellungen, pädagogische Ansätze in allerlei Richtungen. Und ja – es wird unglaublich viel herumpädagogisiert, herumprobiert, experimentiert. Es wird unglaublich viel Kluges geschrieben.
Doch ich frage – was bedeutet es heute, Kind zu sein? Zu lernen, zu erfahren, zu er-leben?
Kind zu sein in einer Welt, die sich im Höchsttempo dreht, in der sich neue Bewusstseinsebenen täglich öffnen, Betriebsanleitungen fürs Leben fehlen, Sicherheit verloren gegangen ist; gleichzeitig von Eltern umgeben zu sein, die meinen, alles scheinbar Unangenehme muss weg. Wir alle sind mitten drin und nicht nur dabei.
Können wir noch Vorbild sein? Wenn ja, welches Vorbild geben wir ab? Woran machen wir es fest?
Erfahrungsgemäß hilft es dabei, einen Schritt zurückzutreten, um das Bild tatsächlich ins Bild zu bekommen. Atmen Sie durch. Halten Sie kurz inne – nur für einen Moment (schon wieder ein kleine Achtsamkeitsübung zur geneigten Anwendung empfohlen). Der Schritt des Zurücktretens hilft, Raum zu schaffen, zwischen dem Detail und dem Ganzen. Das Durchatmen führt Sie zu sich selbst zurück. Vielleicht brauchen Sie mehr als nur einmal Durchatmen dafür.
Kinder haben einen unglaublich scharfen Blick fürs Details. Sie können sich in dieses Details vertiefen, es erforschen und durchleben. Sie sind gelebte Hingabe, wenn man sie lässt. Hier kann man vermittelnd ansetzen.
Sei es in der Natur mit Beobachtungen, mit begleitenden Erläuterungen – weniger ist dabei mehr. Es geht um das Kleine, das Unscheinbare, um das Wahrnehmen mit allen Sinnen – und das können durchaus mehr als die fünf bekannten Sinne sein … Lassen Sie es zu – und machen Sie auch diese kleine Achtsamkeitsübung gleich mit. Denn – Kinder können schauen, doch sie denken nicht. Erwachsene denken, doch sie müssen das Schauen wiederum mühsam erlernen, weil sie es vergessen haben. …
Wenn man Kinder wie Parzival sein lässt und ihnen das Natürliche als das sogenannte Normale vermittelt (gleich, was die Norm für den Moment ist), die Fähigkeit des Kindes, sich in seiner Welt positiv zu verlieren und angstfrei zu sein, sich beschützt fühlen, Vertrauen zu haben … dann sind wir bereits in einem vormeditativen Zustand und das Kind darf sein, was es ist.
Ich mache mit Kindern sehr oft die interessante Erfahrung, wie neugierig sie auf den Begriff der Meditation reagieren. Neugierde ist dem Kind innewohnend. Es will forschen, erkennen, wissen, fühlen … Tun Sie dieses Interesse nicht als lapidar ab. Wenn Sie selbst achtsam sind und meditieren – vertrauen Sie darauf, dass das Kind sich auch dafür beginnt zu interessieren. Es tut es auf seine Weise. Vielleicht nicht im Meditationssitz, sondern eben in seiner Weise. Lassen Sie es zu. Geben Sie vorerst keine Regeln vor.
Ich hatte eine der schönsten Meditationserfahrungen mit einem 5-jährigen Jungen, der mich neugierig fragte, warum ich in einer großen Runde so still die Gruppe beobachte. Wir kamen in ein Gespräch miteinander, wo ich zuhörte und er Fragen stellte.
Er wollte schlicht neugierig wissen
Er wollte für ihn bislang scheinbar Unbekanntes erforschen. So kamen wir auch auf die Meditation. Anstatt sie ihm zu erklären, lud ich ihn ein, sich mir gegenüber zu setzen. Wir blickten einander einige Zeit in die Augen, lächelten uns sanft an. Es erschien uns nicht unangenehm oder gar ungewohnt. Ich fragte ihn, ob ich seine Hände nehmen dürfe und begann mit ihm, im gleichen Rhythmus zu atmen. Das ging sehr rasch, dann waren wir auf der gleichen Frequenz.
Danach lud ich ihn weiters ein, seine Hand auf mein Herz zu legen und fragte ihn, ob ich das gleich bei ihm tun dürfe. Nachdem er bejahte, waren wir binnen kürzester Zeit im gleichen Herzrhythmus. Augen geschlossen. Atem und Herz glichen sich auf der gleichen Frequenz an. So saßen wir einige Momente und schwangen auf der gleichen Frequenz. Es war ein ‚moment of sheer bliss‘, Momente der völligen Hingabe ohne etwas zu fordern… so lässt es sich am besten ausdrücken.
Das Ganze dauerte etwa 5 Minuten (wie ich hinterher feststellte). Danach meinte der Junge, er habe so viele bunte Bilder gesehen, da er ja die Augen geschlossen hatte. Und er hätte sich wie in einer warmen Decke gefühlt. Und wie schön es sei, sich selbst atmend zu fühlen und sein Herz pochen zu hören und zu fühlen. Der Junge ist 5 Jahre, also spirituell unverdorben, wie ich immer sage. Es sind seine natürlichen Anlagen, die zum Vorschein kamen.
Kinder sind Meister in der Hingabe an den Moment, weil sie Zeit noch nicht einschätzen können
Für sie ist alles Hier&Jetzt. Geben wir Ihnen die Chance, dies zu erfahren, zu erfühlen, zu erschmecken, zu ertasten, zu ersinnen. Und lassen Sie vorerst alle sinnlichen Erfahrungen und Erkenntnisse zu – denn es gibt keine Norm, außer die individuelle Wahrnehmung. Das zu vermitteln, hat viel mit Achtsamkeit zu tun und führt das Kind zügig ins Unterscheidungsvermögen.
Da der junge Mann bei seinen Eltern plauderte, was wir ohne zu sprechen miteinander gemacht hatten, zog unsere kurze gemeinsame Erfahrung seine Kreise. Mehrere Mütter traten an mich heran, ob ich Lust und Zeit hätte, diese Übung in einer Kindergruppe zu machen. Ohne die leiseste Ahnung, wie das gehen sollte, sagte ich zu. Es zeigte sich der Spieltrieb in mir, das Kindliche. Ich wollte einfach mal sehen, wie die Kinder agieren würden mit dem neuen „Spielzeug“.
Die Kinder waren zwischen 5 und 7 Jahren alt
Es war tatsächlich ein Spiel, auf das wir uns einließen (ohne große Worte) und das wir gemeinsam spielten. Darauf reagieren Kinder sehr gut. Sie müssen sich erkannt, beschäftigt und wahrgenommen fühlen. Die Paare fanden einander ohne mein Zutun. Es war still in dieser kleinen Gruppe von 8. Ja – sie waren neugierig. Einige blinzelten noch mit geschlossenen Augen. Was macht der Nachbar? Was tut sich sonst noch so im Raum? … Doch sie folgten alle meiner Stimme und meinen Schritten. Und dann ging es aus sich selbst heraus. Ohne viel Zutun. Einfach Kind.
Wenn eine Gruppe kleiner Menschen auf ihrer natürlichen Frequenz atmet – das ist etwas ganz Besonderes
Das muss nicht lang sein. Knappe 10 Minuten – für Kinder oft eine scheinbare Ewigkeit – reichen völlig aus. Wir machten auch die Herzübung, die mich unendlich berührte. Diese kleinen Menschen, ernsthaft in sich ruhend, völlig natürlich, atmend, den anderen gegenüber wahrnehmend. Es war eine Stille, eine fast feierliche Stille für Momente in der RaumZeit. … Das ist natürlich die Wahrnehmung einer Erwachsenen.
Mittlerweile hat sich dieses Gruppentreffen zu einem regelmäßigen „Event“ entwickelt. Was ich sagen kann, ist, dass mir die Eltern der Kinder nach 6 Monaten berichten, dass die Kinder ruhiger und sicherer auch im Alltag wurden. Es ist dieses einfach mal so sein dürfen, wie man ist, dieses bewusste sich innerlich Versammeln, das auf den anderen Eingehen, das Fühlen des anderen, das die bereits innerlich offenen Kindern noch mehr öffnet – für das Kleine, das Natürliche, den anderen.
Es sind kleine, oft unscheinbare Übungen, die die natürlichen Fähigkeiten der Kinder nützen und sie noch ausweiten. Achtsamkeit nimmt gerade das Natürliche her und gibt diesem mehr Raum.
Können Kinder Achtsamkeit leben?
Diese Frage ist für die Gegenwart und Zukunft eine der Schlüsselfragen. Sie ist in der Beantwortung mindestens ebenso wichtig wie die Frage nach der passenden Bildung und Ausbildung (und natürlich noch vieles mehr). Achtsamkeit hat viel mit Herzensbildung zu tun. Dem Kleinen, scheinbar Unbedeutenden Raum zu geben, es schlicht zu betrachten, nicht immer alles gleich und sofort haben zu wollen, sondern auch mal stehen lassen zu können, die Pflege der bewussten kleine Freude im Alltag, die Achtung des anderen in seinem Sosein … wie viel Raum geben wir, denen Kinder als Geschenke auf Zeit geliehen sind, in unserem Alltag?
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Ich weiß, das ist eine vielleicht unangenehme Frage, denn sie entlarvt, dass wir viel zu wenig Raum und auch Zeit dafür reserviert haben. Genau das ist jedoch auch einer der Gründe, warum ich mich 2019 mit Achtsamkeit beschäftige und meine Gedanken mit Ihnen teile.
Natürlich können Sie Ihr Kind, Ihr Enkelkind, in einen Meditationskurs schicken. Warum auch nicht?! Doch daran bemisst sich für mich nicht. Es ist für mich so, als ob Sie brav in den Yogakurs ein Mal die Woche gehen und jedes Mal, wenn es nicht klappt, Sie ein schlechtes Gewissen haben. Wenn die Yogaübungen nicht Teil Ihres Alltags sind, können Sie noch so viele schlaue Bücher darüber gelesen und Kurse besucht haben – womöglich noch bei einem der Gurus in der Branche. Kannste knicken. …
Lesen alleine reicht nicht. Brav in einen Kurs traben reicht nicht. Darüber reden reicht nicht. LEBEN – das ist die Antwort.
D.h. wenn Sie Achtsamkeit im Alltag mit Ihrem Kind, Ihrem Enkelkind, mit dem Ihnen anvertrauten Kind auf Zeit leben, wenn Sie innehalten, wenn Sie aufmerksam machen, wenn Sie den spielerischen Ansatz pflegen – dann sind Sie am geeigneten Weg. Hier geht es ausdrücklich NICHT darüber, schneller und besser zu sein. Achtsamkeit hat gar nichts mit Wettbewerb, mit Verbesserung zu tun. Im Gegenteil, könnte man schreiben – Achtsamkeit lässt schlicht so sein wie es ist.
Achtsamkeit zeigt Kindern, dass sie vollkommen sind, wie sie sind.
Das ist für das Kind unglaublich erleichternd – zu wissen:
ich bin genug wie ich bin. Kein Herumbasteln, kein Herumdrehen, kein Weniger, kein Mehr. Einfach so sein. Was für eine Entlastung! Was für ein Zugewinn für den Selbstwert!
Probieren Sie – frei von Erwartung, dass irgendetwas Besonderes geschehen muss – die kleine Übung, die ich oben beschrieb. Halten Sie sie kurz inne. Sprechen Sie mit dem Kind über seine Gefühle, seine Wahrnehmungen. Lassen Sie das Kind erzählen. Hören Sie zu. Das ist ein großes Geschenk, das Sie dem Kind machen können. Es fühlt sich wahrgenommen, angenommen wie es ist. Das ist eine ausgezeichnete Voraussetzung für einen gesunden Selbstwert.
Nehmen Sie sich Zeit für das Kind. Geben Sie sich und dem Kind Raum. Üben Sie einfach, regelmäßig, frei von Druck und Zwang. Hören Sie zu. Kinder sind Weltmeister im Nachmachen. Achten Sie darauf. Sie werden überrascht sein, wie schnell Kinder bewusstes Atmen genießen und wie sehr sie der Herzschlag fasziniert.
Und … wissen Sie, dass Sie in sehr guter Gesellschaft sind. In den USA und in einigen asiatischen Ländern sind Kindermeditationen ein Instrument, um Kinder zu sich selbst zurückzuführen anstatt sie zu bestrafen, wenn sie bocken und nicht weiterwollen. Sie können dazu am Internet recherchieren und werden einige berührende Filmdokumente dazu finden. Nehmen Sie diese an Anregung.
Was können Erwachsene von Kindern in Sachen Achtsamkeit lernen?
Erwachsene lernen von Kindern – wenn sie selbst achtsam sind – die Hingabefähigkeit an den Moment. Kinder leben bis zum etwa 7. Lebensjahr fern von Raum und Zeit. Das ist im Kind so angelegt. Es ist die natürliche Anbindung ‚nach oben‘. Astrologisch betrachtet, ist das Kind am Ende des 1. Viertels von Saturn, dem Lehrmeister des Lebens, angelangt. Es beginnt erstmals, Verantwortung zu übernehmen. Das ist die Zeit, wenn die Grundschule anfängt. Die Angabe ist eine ungefähre Orientierungsmarke. Sie ist auch Teil eines natürlichen Zyklus.
Also – die Hingabefähigkeit, dieses mit Raum und Zeit und einer Aufgabe, einer Sache völlig zu verschmelzen. Sie werden förmlich dazu. Künstler können Ihnen diese Fähigkeit bestätigen. Viele jedoch erlernen die Fähigkeit der Hingabe an den Moment wieder mühsam. In der Smartphonezeit, wo ein rapides Tempo herrscht, mutet das wie Luxus an.
Ich meine, dass Hingabe eine Notwendigkeit ist, wenn man sich nicht vollends verlieren will.
Doch es ist nicht das sich im Traumland eines Kindes, für das das natürlich pure Realität ist, zu verlieren
Als Erwachsene dürfen wir gehimmelt und geerdet sein
In dieser Umbruchszeit, die noch einige Jahre anhalten wird und in Wellenform vor sich geht, ist die ‚doppelte Verbindung‘ grundlegend, um heil das andere Ufer erreichen zu können. Mit dem Geerdetsein haben viele deutlich weniger Probleme, weil sie kopf- und verstandesgesteuert sind. Darin sind wir ausgezeichnet trainiert. Mit dem gehimmelt sein (das ist die Verbindung nach oben) hingegen, sieht es ganz anders aus. Hier können wir von den Kindern unglaublich Schönes lernen, wieder erlernen – müsste ich korrekt schreiben, denn jede/r hatte diese Fähigkeit. Wir haben sie nur vergessen.
Werdet wie die Kinder … Hingabe an den Moment … gehimmelt und geerdet sein … das kann man erlernen. Damit ist ein wesentlicher Teil von Achtsamkeit erlernt.
Welche Auswirkungen könnte diese gemeinsame Achtsamkeit für uns alle haben?
Allverbundenheit ist mittlerweile ein Schlagwort, das weit über die Quantenphysik hinaus verwendet wird. Durch das Lernen von Kindern mit Kindern in der Achtsamkeit wird diese Allverbundenheit fühlbar gemacht und kann damit gestärkt werden – jenseits des Internet (auch ein Beispiel für Allverbundenheit). Ich meine es nicht alternativ, sondern im Wechseltakt … sowohl-als auch.
Wir gehen aus der Wettbewerbs- und Vergleichsgesellschaft in eine Gesellschaft der Neuen Zeit, eine Gesellschaft, die diese Neue Zeit miterschafft und den Ton dafür setzt. Das mag abstrakt klingen, ist es jedoch keineswegs.
Die gelebte Achtsamkeit mit Kindern, gleich welche Übungen Sie dafür verwenden, macht eine erweiterte Wahrnehmung, Mitgefühl, Hingabe, Klarheit und einen stimmigen Selbstwert möglich. Sie führt heraus aus höher-schneller-weiter, aus dem Selbstliebe- und Selbstwertdefizit (das übrigens chronisch unter Erwachsenen ist), aus ungesunder Macht und Dominanz. Sie führt vor allem Kinder dazu, für sich selbst einstehen zu lernen. Sie führt Erwachsene dazu, achtsam ihren Raum zu definieren und auch einzunehmen. Grenzen ermöglichen ein Ich und ein Du – letztlich damit auch das Wir und die anderen. Wer diese Grenzen achtsam erfährt, kann damit auch umgehen.
Und schon sind wir auf einen deutlich höheren und weiteren Betrachtungsebene als beim Kind, beim Kind und beim Erwachsenen.
Schätzen Sie Ihren Achtsamkeitsbeitrag hoch genug ein
Pflegen Sie ihn. Unterscheiden Sie weise und geben sie diese Fähigkeiten an die Kinder in Ihrem Umfeld weiter. Wenn Sie dies regelmäßig tun, und sei es noch so klein, dann leisten Sie IHREN Beitrag zum Gelingen des großen Ganzen – jenseits von Getue, von Gedöns und Lärm. Bestechend einfach … Danke dafür.
Ergänzend empfehle ich das Buch „Achtsamkeit mit Kindern“ von Thích Nhất Hạnh, einem der großen Meditations- und Weisheitslehrer. Es enthält eine Reihe von Übungen, die sich einfach und leicht anwenden lassen.
Im nächsten Beitrag im Rahmen der Achtsamkeitsserie 2019 geht es um „Achtsamkeit für Tweens … Mind full oder Mindful …” wie gelingt es, Tweens aus ihrer Smartphonefalle in eine Grundachtsamkeit für sich selbst zukommen, um einen starken Selbstwert zu haben und in der Gesellschaft sich als wertvolles Mitglied einzubringen?
Ich will jungen Menschen eine andere Perspektive auf die Welt eröffnen, die nicht im Dystopischen liegt und wo Coming-of-age auch eine spannende, aufregende Entwicklungsstufe im eigenen Sein sein kann – doch dazu muss man den Blick wenden, auch weg vom Nur-Smartphone. Dazu will ich motivieren.
Lust auf mehr?
Andrea Riemer bietet regelmäßig Online ihre Beratungen an.
Mehr dazu unter >>> https://xpertyme.com/de
Zudem auf dieser Plattform unter Andrea Riemer und unter Das Jahr der Achtsamkeit: Vom Schlagwort zum Leben
25.02.2019
Andrea Riemer
www.andrea-riemer.de
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