2019-06-06

Andrea Riemer: Megatrends und Spiritualität sind Schlüssel gesellschaftlicher Veränderungen


Der Beitrag erschien am 5.06.2019 unter: https://spirit-online.de/megatrends-und-spiritualitaet-sind-schluessel-gesellschaftlicher-veraenderungen.html

Megatrends und Spiritualität – Geht gar nicht?

Das Verständnis gesellschaftlicher Veränderungen ist der Schlüssel, um zu smarten Entscheidungen zu kommen, die unsere Zukunft prägen. Das Wissen um sog. Megatrends ist relativ wenigen vorbehalten – doch allen zugänglich, die sie wissen wollen. Und doch – die Zusammenhänge zwischen diesen einzelnen Megatrends, das kann schon fast als Geheimnis für einen langfristigen Erfolg im gesamten Sein gelten.

Es ist unbestritten, dass wir in einem bemerkenswerten, breiten und tiefen Umbruch in unseren Gesellschaften sind.

Vor allem gereifte Gesellschaften (mature societies) sind mit diesem Phänomen konfrontiert, wenngleich in unterschiedlicher Gewichtung. Überlagert wird vieles von einer Bewusstseins- und Achtsamkeitsbewegung, der man sich nicht mehr auf Dauer entziehen kann.

  • Was sind diese scheinbar geheimnisvollen Megatrends?
  • Wie hängen Megatrends und Achtsamkeit und Bewusstsein zusammen?
  • Wie ist unsere Lebenswelt davon betroffen?
  • Wie wirkt sich dies auf den einzelnen aus?

Sie merken schon, es geht ans Eingemachte. Folgen Sie mir auf dem Weg in eine Welt der Verbundenheit.

Was sind Megatrends?

Megatrends sind keine Vorhersagen. Nein – es gibt keine Glaskugel. Ja es gibt viele Daten, viele Gespräche, viel Rechenarbeit, ein Grundgespür für große Zusammenhänge, strategisches Wissen, Erfahrungen und eine hohe Erkenntnisbereitschaft. Megatrends sind im gesellschaftlichen Geschehen bereits vorhanden. Das bedeutet, dass sie nicht wie Phönix aus der Asche steigen und einfach da sind. Vielmehr beginnen sie unter der gesellschaftlichen Oberfläche in sog. Subkulturen und irgendwann dringen sie ins gesellschaftlichen Äußere.

Megatrends prägen das gesellschaftliche Geschehen über einen längeren Zeitraum.

Das klingt schwabbelig, doch wenn man etwas in der vollen Größe beobachtet, kann man es nicht kleinkariert beschreiben. Details zu suchen, ist dabei der verkehrte Weg. Das würde dem Ganzen widersprechen. Lassen Sie sich also auf die großen Ströme, die mit dem breiten Pinsel gemalt werden, im Lesen ein.

Lassen Sie die Aussagen schlicht auf sich wirken. Ich gehe mit Ihnen in den Keller der Gesellschaft, in die tiefen Ströme unseres Seins und der Veränderung. Auch hier gilt – ganz unspirituell – wie im Großen, so im Kleinen. Veränderung geschieht durch diese Trends langsam, gelegentlich unscheinbar – doch immer nachhaltig und oft unumkehrbar.

Matthias Horx und sein Zukunftsinstitut, auf dessen Arbeiten ich mich im Kern beziehe, beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit diesem Thema. Ich habe mich fast 20 Jahre im Rahmen meiner wissenschaftlichen Arbeiten mit sog. key drivers für gesellschaftliche Transformationen befasst. In meinen Gedanken teile ich die Erkenntnisse aus all diesen Arbeiten. Selbstverständlich gibt es noch andere Quellen, auf die man zugreifen kann. Doch im Wesentlichen sind die Erkenntnisse sehr ähnlich.

Megatrends sind mit dem breiten Pinsel gemalte gesellschaftliche Entwicklungen, die zusammenhängen und jeden mehr oder weniger in seiner Lebenswelt betreffen. Es gilt das Prinzip ‚wie im Großen, so im Kleinen‘.

Die 12 Megatrends: Grundzüge und Beispiele

Die folgenden Megatrends sind dem aktuellen Bericht 2019 des Zukunftsinstituts von Matthias Horx entnommen (https://www.zukunftsinstitut.de/dossiers/) und durch meine eigenen, jahrelangen Forschungserkenntnisse ergänzt und angereichert (auf meiner Webseite finden Sie eine umfangreiche Publikationsliste zu den key drivers). 

Wesentlich beim Lesen ist, dass es sich um ein Netzwerk an Megatrends handelt und nicht um eine lapidare Aufzählung von Strängen, die nebeneinander existieren.

1. Konnektivität – die Verbundenheit – gilt als der Schlüsseltrend schlechthin.

Alles ist mit allem verbunden. Dies ist auch eines der großen Lebensprinzipien. Aus der Sicht der Quantenwissenschaften lässt sich dies sehr einfach belegen. Praktisch bedeutet es, dass wir aufgrund der digitalen und logistischen Möglichkeiten miteinander in einem engen Verbund stehen. Kommunikationstechnologien wie das Internet in all seinen Spielformen machen aus der Welt ein ‚gobal village‘, wie Marshall McLuhan dies sie bildlich umschrieb.

Daraus resultieren neue Lebensstile (z.B. digitale Nomaden oder Menschen, die von überall aus arbeiten können – vom Strand oder von der Berghütte – und allem, was dazwischen noch an Schattierungen und Möglichkeiten gibt), die Überwindung von Raum und Zeit (heute muss man nicht mehr persönlich beim Kunden sein, sondern man kann sich via Zoom, Skype, Facetime, XPERTyme, SPIRITyme etc. sehen und austauschen).

Einerseits kommen wir einander dadurch rasch und kostengünstig nahe.

Andererseits sind wir auch mit einer gewissen Entpersönlichung konfrontiert, wenn man nicht achtsam genug ist und den inneren persönlichen Faden mit dem Gegenüber herstellt. Vernetzung hat ja viele Spielformen und birgt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken, insb. wenn z.B. Formen der Künstlichen Intelligenz überhand nehmen. Hier liegt vieles noch im Ungefähren. Auch die Möglichkeiten, die 3D-Drucker bieten, sind nicht immer nur positiv.

Gleichzeitig gibt es bemerkenswerte Chancen im sog. augmented learning. Plattformen, die mittlerweile ausgereift sind, machen Bildung, Weiterbildung, Wissensvermittlung und Expertisenvermittlung deutlich einfacher und kostengünstiger, lebendiger und anschaulicher – wie eben z.B. die Plattform SPIRITyme. Die gesamte digitale Welt bietet neben dem Internet of things eine Fülle an Lernmöglichkeiten, an Vermittlungsmöglichkeiten, an Studiermöglichkeiten.

Soziale Netzwerke sind mittlerweile fixer Bestandteil der privaten und der wirtschaftlichen und kulturellen Welt. Wer nicht dabei ist, wird in den seltensten Fällen wahrgenommen. In den Bereich der Konnektivität fallen auch autonomes Fahren und Big Data. Fahren ohne menschlichen Fahrer. Datenvolumina, die jegliches menschliches Vorstellungsvermögen übersteigen – mit allen Problemen wie Wahlbeeinflussung etc. pp., wenn mit den Möglichkeiten nicht verantwortungsvoll umgegangen wird.

Auch neue Währungen fallen in diesen Bereich.

Dies ist besonders angesichts der Energieänderungen seit März 2019 bemerkenswert, wo es um Werte und Substanz, um Wahrhaftigkeit und Integrität – nicht nur bei Regierungen – geht. Neue Finanzierungsformen wie Crowdsourcing eröffnen eine neue Verbindung zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern. Es braucht nicht mehr die Bank dazwischen geschalten, wenn man etwas Neues auf die Beine stellen will. Dies bedeutet, dass sich der Zugang zu Geld als haptisches Wesen auch längst verändert hat. Wir sind „Kartenwesen“ mit plastic money geworden. Geld ist eine Zahl am Konto, und weniger der Geldschein und die Münze, die wir in Händen sichtbar fühlen. Die Verbindung hat zu einem gerüttelt Maß an Virtualität geführt … mit allen Konsequenzen für den Einzelnen und das Kollektiv.

2. Urbanisierung: die Bedeutung von Städten nimmt mehr und mehr zu

– als Lebensraum, als Gestaltungsraum, als Seinsraum. Damit geht es nicht nur um eine demografischen Entwicklung, die für sowohl für den ländlichen als auch für den städtischen Bereich deutliche Auswirkungen hat, sondern Urbansierung ist eine Form von Lebensstil, weil damit auch Mobilität und Vernetzung verbunden sind.

Tiny houses, geteilte Lebensräume, der Radboom, der EScootenboom, die Sehnsucht, ‚drinnen‘ (also in der Stadt am pulsierenden Leben) zu sein und gleichzeitig sich auch ein Stück Landleben zu bewahren, führt zu einem Revival der Kleingartenkultur (z.B. Tempelhof in Berlin).

Urban garding ist das Schlagwort hierfür. Natürlich gibt es Mega Cities und Global Cities. Doch der Trend zu einer gesunden Architektur, die den Stress, die Unruhe, das Über-Leben, das große Städte mich sich bringen, ein wenig dämpfen, ist die Ausgleichsbewegung.

3. Wissenskultur: dieser Trend setzt sich ungebrochen fort.

Wissen als bewertete Daten ist heute nicht mehr exklusiv und elitär. Wir leben in einer sog. open source Gesellschaft, d.h. Wissen ist vor allem über das Internet nahezu frei zugänglich. Selbst wenn eine Paywall (Bezahlschranke) eingezogen wird – man hat Möglichkeiten, das Wissen zu erwerben – so als ob man in eine altmodisch erscheinenden Buchhandlung geht und einkauft.

Wissensvermittlung hat sich zu einer eigenen Branche entwickelt, wobei die Vermittlung eine Form von Entertainment auf höchstem Niveau sein muss, um durchzudringen. Die Idealkombination ist Edutainment mit einer fundierten Expertise, also Unterhaltung auf höchstem Niveau, ein Satz, den ich für meine Lehrveranstaltungen bereits anfangs der 2000er prägte und sehr gut damit fuhr.

4. Individualisierung: Dieser Trend entspricht dem westlichen Kulturverständnis und breitet sich global aus.

Zusammenhänge finden sich zu Konnektivität, zur Wissenskultur, Globalisierung und Mobilität. Hier finden sich beispielsweise Bewegungen wie Hygge (also der bewusst Rückzug ins kuschelige Heim – ein in den skandinavischen Ländern vertretener Trend, der durch IKEA mit nach Mitteleuropa kam) und do it your self (Handarbeiten, Gärtnern, Handwerken), die weltweit aktive LGBTQ-Bewegung (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer), die für ein höheres Genderbewusstsein eintritt; Fragen der Identität (vor allem aufgrund von Big Data), die Wichtigkeit von individueller Lebensqualität, Diversity (Vielfalt auf allen Ebenen). Auch die verstärkte Achtsamkeitsbewegung ist diesem Trend zuzuschreiben.

5. Globalisierung: Dies ist wohl seit gut 20 Jahren einer der Schlüsseltrends.

Gleichzeitig ist es einer der umstrittensten Trends. Nationale Gegenbewegungen haben seit einiger Zeit wieder Hochkonjunktur. Regulierung und Einhegung sind fast natürliche Gegenbewegungen. Gleichzeitig verschwinden die positiven Effekte hinter Handelskriegen und Cyberkriegen. Doch – die Globalisierung ist unumkehrbar. Die Weltordnung ist multipolar. Es geht darum, Gleichgewichte zu finden, selbst wenn es Schlüsselakteure gibt.

Zudem gibt es Ansätze wie glocality, d.h. man verbindet Globales mit Regionalem. Auch das ist nicht neu. Bereits in den späten 1990er Jahren wurde dieser Zugang diskutiert und auch belebt.

6. Neo-Ökologie: Biomärkte, Plastikverbannung, möglichst kurze Transportwege …

diese und mehr Aspekte haben nicht nur einen ökologischen Hintergrund, sondern beeinflussen unser Alltagsleben, unser Konsumverhalten und damit auch das unternehmerische und politische Verhalten. Einfach, mit wenig auskommen und dennoch zufrieden sein;

  • Wachstum ist nicht mehr alles, denn wohin wollen wir wirtschaftlich noch wachsen?
  • Welche Brennstoffe gibt außer der Kohle und Atomkraft?
  • Wie geht man mit Green Tech (Umwelttechnologien aller Art, wie z.B. Solartechnologien, Wasseraufbereitungstechnologien etc.) um?

Diese und mehr Fragen samt Antwortversuchen umfassen neo-ökologische Gedanken.

7. Gendershift: Die bei der Geburt angenommene Geschlechterrolle ist nicht undiskutierbar.

Rollen werden regelmäßig aufgebrochen. Das 3. Geschlecht ist längst kein Tabuthema mehr. Damit werden alte Orientierungen aufgeweicht. Ob sie überflüssig sind, man wird sehen. Die neuen Richtmarken sind oft in der Entstehung begriffen und mischen alte Denkweise massiv auf. Dies hat Auswirkungen auf das Selbstbild als Mensch, auf das Körperbild, auf das Elternbild. Soziale Konstrukte wie Familien sind ziemlich vielfältig und nicht mehr nur Vater-Mutter-Kind.

In der spirituellen Community spricht man von Seelenfamilien. Hier durchmischt sich sehr viel. Es gibt neue Sehnsuchtsorte. Doch nur wenige haben im Moment Substanz und können Orientierung geben. So sind auch Retro-Bewegung wie „zurück zur klassischen Familie“ natürliche Entwicklungen, die im Gesamtzusammenhang zu lesen sind.

8. Neue Arbeit: Die Digitalisierung führt zu einem massiven Umbruch in dem, was man bislang als Arbeitswelt bezeichnete.

Die rationale Leistungsgesellschaft wird immer weniger wichtig. Trends wie Blockchain, Kreativwirtschaft, Co-Working, Gig economy (wo Plattformen im Zentrum stehen), Zusammenarbeit statt knallharter Wettbewerb; auch zwischen durch für die sog. Konkurrenz arbeiten … die Grenzen verschwimmen, zwischen Beruf und Privat, zwischen Du und Ich.

Damit einher gehen eine Fülle an Anforderungen, z.B. in Fragen der Sinnstiftung im Leben. Vieles lief bislang über die Arbeit. Sie gab Sinn und Identität.

Doch wenn sie sich so derart verändert, was geschieht dann mit Sinn und Identität? Welche Quellen helfen dabei? Alles noch unbeantwortete Fragen – es gibt kein Rezept. Es ist jeder dazu aufgefordert, sich am Eigenen zu beteiligen. Eine große Herausforderung für viele, da damit ein hohes Maß an Eigenverantwortung verbunden ist.

9. Gesundheit: Gesundheit steht als Synonym für ein gutes Leben; dies mag individuell variieren.

Eine gesunde Lebensumwelt ist zum Normalzustand geworden. Der mündige, kritische Patient, der sich vorab informiert und dem Arzt auf Augenhöhe gegenübertritt, wird mehr und mehr der Regelfall. Die gesamte Vegan-, Vegetarier-, Flexitarierbewegung fällt in diesen Trend.

Auch der Achtsamkeitsboom zählt hiezu. Das Körperbewusstsein, das Bewusstsein für eine die Gesundheit erhaltende Umwelt ist zunehmend gestiegen und gilt heute nicht mehr als verhandelbar. Schönheitsideale haben oft ausgedient. Es beginnt sich im Körperbewusstsein mehr und mehr ein neues Normal herauszukristallisieren, das dem Barbie-Ideal nicht mehr entspricht.

10. Mobilität: Die Beweglichkeit als solche hängt mit dem Konnektivität, der Globalisierung und den digital-technischen Möglichkeiten zusammen.

Die Sharing-Bewegung (z.B. Carsharing), die auf Ressourcen- und Umweltschonung achtet, autonomes Fahren, E-Autos, die Dieseldebatte, Klimawandel, CO2-Ausstoß, Plastikvermüllung von Ozeane, Migration, Mikromobilität, der Fahrradboom (das Fahrrad ist nicht mehr Freizeitinstrument, sondern ein echtes Fortbewegungsmittel statt dem Auto – ähnliches gilt für den EScooter) etc. charakterisieren diesen Megatrend und zeigen vor allem zur Umwelt- und Ressourcenfrage einen hohen Zusammenhang auf. Bedacht ist darauf zu nehmen, dass eben nicht nur die E-Autobewegung von Relevanz ist, sondern auch andere Konzepte prägend sind, wie z.B. das kürzlich getestete Lufttaxi für einen breiten Kundenkreis. 

11. Sicherheit: Große Umbrüche wie jener,

in dem wir uns schon seit einiger Zeit befinden und auch noch einige Zeit befinden werden, verstärkt in Menschen das subjektive Sicherheitsbedürfnis. Big Data, Datenskandale wie bei Facebook, offenbare Wahlmanipulationen, die Flüchtlingskrise etc. pp. Man hat den Eindruck, ein beträchtlicher Teil der Welt befindet sich in einer Dauerkrise.

Wie Paul Ricoeur so eingängig schrieb – wenn alles Krise ist, ist nichts mehr Krise. Das ‚neue Normal‘ ist der Umbruch, der in Konvulsionen vor sich geht. Gelegentlich kann es ein Land binnen 48 Stunden von unten nach oben drehen, eine Kettenreaktion in Bewegung setzen – und bislang Unmögliches und Undenkbares ist auf einmal da.

Letztlich ist es wie eine Geburt – und die tut im Regelfall weh und ist für Mutter und Kind sehr, sehr anstrengend. Daher soll dann schon bitte mal das Umfeld Sicherheit vermitteln. Sicherheit ist immer ein gefühlter Zustand. Noch mehr Regulative z.B. im Digital- und Finanzbereich; eine Verrechtlichung und Überregulierung der Gesellschaft mangels Mut, Vertrauen und Eigenverantwortung.

Das Gefühl der Überforderung mit dem, was ‚abgeht‘ … Sicherheit ist einer der ganz großen Megatrends und wird es auch noch einige Zeit bleiben. Die Lösungen zur Stillung des Sicherheitsbedürfnisses sind vielfältig. Jeder hat dazu seinen Beitrag zu leisten. Alles auf das Kollektiv abzuwälzen, ist nicht mehr möglich.

12. Silver Society: Die höhere Lebenserwartung der Weltbevölkerung hat zu einer Verlängerung der Lebenszeit als solche geführt.

Die Lebensabschnitte erfahren eine neue Gewichtung. Der Rentner von heute ist deutlich vitaler, am Leben interessierter, offener und mobiler als noch vor 30 Jahren. Dies ist ein genereller Trend. Damit ist der 3. Lebensabschnitt wesentlich länger als eben noch vor 30 oder 40 Jahren.

  • Wie gestaltet man diesen 3. Lebensabschnitt sinn- und identitätsstiftend?
  • Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus?
  • Gibt es neue Aufgaben, neue Berufe?
  • Welche Rolle kommt dem Ehrenamt zu?
  • Wie nutzt man Erkenntnisse und Erfahrungen und integriert sie ins die anderen Trends?
  • Wie wirkt sich dies auf das Renten- und Gesundheitssystem aus? …

Wir beobachten das Phänomen des Downaging, d.h. der Mensch wir einerseits immer älter und fühlt sich andererseits im jünger. Menschen wollen sich entfalten – nach ihren Vorstellungen. Gibt es entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten für diese Gruppe, die ja auch nicht homogen ist?

Diese Gedanken geben einen Überblick zu den Megatrends und möglichen Zusammenhängen. Sie werden in anderen Quellen ähnliche Aussagen finden, die in der Nuance und Bedeutungsgewichtung durchaus variieren. Das soll Sie nicht stören, denn es geht hier um ganz große Linien und nicht um die kleinen Details. Wir sind ja mit dem großen Pinsel unterwegs …

Wie hängen Megatrends und Achtsamkeit zusammen?

In kaum einem der Megatrends fehlt Achtsamkeit als Ausdruck von Gewahrsein. Jeder Megatrend bietet Chancen und Risiken im ausgewogenen Maß. Achtsamkeit ist einer der Zugänge, die die Eigenverantwortung herausstreichen und gleichzeitig fördern. Genau darauf kommt es beim Leben dieser Megatrends an.

Nicht jeder der 12 dicken Pinselstriche wird für jeden von gleicher Bedeutung sein. Es kommt natürlich auf die individuellen Lebensumstände an. Doch es gibt mittlerweile direkte und indirekte Berührungspunkte – wie im Großen, so im Kleinen.

Nimmt man z.B. den Megatrend der Globalisierung, so ist ein regionales Kaufverhalten ein Ausdruck von Achtsamkeit.

Die vielzitierte und vielgescholtene Mülltrennung ist ebenfalls ein Ausdruck von Achtsamkeit. Die Akzeptanz verschiedener Lebensstile und Lebensmodelle fällt auch unter Achtsamkeit.

Machen Sie doch ein Spiel daraus und sehen Sie nach, wovon Sie in Ihrem Leben betroffen sind und erstellen Sie Ihre persönliche Achtsamkeitsliste. Es gibt sicherlich Raum für mehr – auch wenn Sie natürlich schon ein Achtsamkeitsprofi sind. Lesen Sie dies als die Achtsamkeitsübung dieses Essays.

Achtsamkeit mit einer gehörigen Prise Bewusstsein ist die mahnende Stimme im Hintergrund aller 12 Megatrends. Man muss sie gar nicht herbeischreiben. Sie ist notwendig, um mit den Spielformen, den Chancen und den Risiken verantwortungsbewusst umgehen zu können und sich als einzelner auch orientieren zu können.

Hat Spiritualität als‚ gehimmelt und geerdet‘ überhaupt ihren Platz?

Spiritualität bedeutet in meinem Verständnis das bewusste und achtsame Leben von geistigen Prinzipien im Alltag. Daher stellt sich die Frage, ob Spiritualität in den Megatrends einen Platz hat, so nicht. Es geht vielmehr darum, herauszufinden, wo sie diesen Platz haben kann. Es wird wohl mehrere Plätze geben, die je nach Lebensumstände sich finden.

Wesentlich erscheint mir, den Kern von Spiritualität zu erkennen. Gelebte Spiritualität umfasst u.a. ein sehr gut entwickeltes und gepflegtes Unterscheidungsvermögen. Dies führt zu einer gewachsenen Eigenverantwortung. Nicht alles, was möglich ist, muss man auch tun. Im gelegentlichen Lassen liegt fast schon ein eigener spiritueller Wert.

Um diese 12 Megatrends als Kollektiv zu meistern, sind geübte Achtsamkeit und ein Mindestmaß an Bewusstsein aus meiner Sicht unabdingbar. Auch die Sichtweise, immer wieder nach dem Gemeinwohl zu fragen erscheint mir wesentlich.
Die Trends sind schillernd, verführerisch, auch gelegentlich ängstigend, wenn man näher hinblickt und recherchiert, was möglich ist. Doch – ein achtsamer und bewusster Mensch kann damit umgehen.

Spiritualität hat gewissermaßen eine Regulationsaufgabe in dem Netzwerk der Megatrends. Gehimmelt und geerdet zu sein, ist wichtiger denn je – und zwar fürs Große Ganze. Jeder einzelne leistet dazu seinen Beitrag.

Wie im Großen – so im Kleinen.

Sie finden zum Thema eine Reihe von ergänzenden Beiträgen von Andrea Riemer, insb. zur Bewusstseinsrevolution, die stark mit den Megatrends im Zusammenhang steht: https://spirit-online.de/andrea-riemer

Andrea Riemer bietet unter https://www.spirityme.de/Onlineseminare zum Thema Achtsamkeit und Bewusstsein an, die sich monatlich im Inhalt an den Beiträgen auf dieser Plattform orientieren und auch die großen Entwicklungen umfassen.

Auch in ihren Onlineberatungen ist Achtsamkeit ein Schlüsselthema zur Beantwortung der gängigen, persönlichen Fragen. Information und Anmeldung

05.06.2019
Dr. Andrea Riemer
www.andrea-riemer.de


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