Mit einem fast unerforschten Ökosystem unter unseren Füßen ist die Erde weit lebendiger als bisher angenommen. Dies ergibt sich aus einer Reihe von Studien eines internationalen fachübergreifenden Forscherteams, wie die Zeitung „The Guardian” berichtet.
Trotz extremer Hitze, Lichtmangel, minimaler Ernährung und starkem Druck schätzen Wissenschaftler, dass in dieser unterirdischen Biosphäre 15 bis 23 Milliarden Tonnen Mikroorganismen wimmeln. Dies ist mehr als das Hundertfache der menschlichen Biomasse.
„Wir entdecken ständig neue Arten von Leben. So viel Leben ist in der Erde und nicht auf der Erde“, zitiert das Blatt Karen Lloyd, Professorin an der University of Tennessee in Knoxville.
Das Forscherteam vereint 1200 Wissenschaftler aus 52 Ländern in den Disziplinen Geologie und Mikrobiologie bis hin zu Chemie und Physik. Ein Jahr vor dem Abschluss ihrer 10-jährigen Studie sollen sie eine Zusammenstellung der bisherigen Ergebnisse vor der Eröffnung der diesjährigen Tagung der American Geophysical Union präsentieren.
Aus Bohrlöchern mit einer Tiefe von über fünf Kilometern wurden Proben entnommen. Danach sollen Modelle des Ökosystems angefertigt werden, um abzuschätzen, wie viel kohlstoffbasiertes Leben es enthalten könnte.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass 70 Prozent der Bakterien und Archaeen der Erde auf den Untergrund entfällt.
Ein Organismus, der 2,5 Kilometer unter der Oberfläche gefunden wurde, wurde vor Millionen Jahren begraben und ist möglicherweise überhaupt nicht auf Sonnenenergie angewiesen. Diese Archaebakterie hat einen Weg gefunden, um Methan in dieser energiearmen Umgebung zu erzeugen. Dies nutzt sie wahrscheinlich nicht zur Fortpflanzung, sondern zum Heilen gebrochener Teile.
„Das Seltsamste für mich ist, dass einige Organismen seit Jahrtausenden existieren können. Sie sind metabolisch aktiv, befinden sich aber in Stase, mit weniger Energie zur Lebenserhaltung, als wir für möglich gehalten haben“, so Karen Lloyd weiter.
„Wir Menschen orientieren uns an relativ schnellen Prozessen – Tageszyklen basierend auf der Sonne oder Mondzyklen. Aber diese Organismen sind Teil langsamer, persistenter Zyklen auf geologischen Zeitskalen“, erklärte der Mikroökologe an der Oregon State University, Rick Colwell gegenüber „The Guardian“.
Unterwelt-Biosphären variieren je nach Geologie und Geographie. Forscher suchen nach einer Untergrenze für das Leben. Aber je tiefer sie graben, desto mehr Leben finden sie.
„Es gibt ein Temperaturmaximum, derzeit 122 Grad Celsius. Aber die Forscher glauben, dass dieser Rekord gebrochen wird, wenn sie fortwährend komplexere Instrumente erkunden und entwickeln“, schreibt das Blatt.
Es soll noch erforscht werden, ob sich Leben aus der Tiefe hinauf oder von der Oberfläche nach unten verbreitet, wie die Mikroben mit chemischen Prozessen interagieren und was dies über die Evolution des Lebens und der Erde lüften könnte.
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