2023-03-15

Credit-Suisse-Aktie stürzt weiter ab, reißt Börsen nach unten



Der dramatische Kurszerfall bei der Credit Suisse hat sich am Mittwoch beschleunigt und Fragen zur weiteren Entwicklung der Schweizer Großbank ausgelöst. Die Aktien des krisengeplagten Instituts brachen um rekordhohe 26 Prozent auf ein Allzeit-Tief von 1,6475 Franken ein. Auslöser war die Ankündigung, dass der neue Großaktionär Saudi National Bank aus aufsichtsrechtlichen Gründen keine frischen Mittel einschießen kann. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann sagte derweil zu "Bloomberg", staatliche Hilfe sei für die Bank "kein Thema".

Bis zum Mittag wechselten fast vier Mal so viele Credit-Suisse-Titel den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Der Absturz löste an der Schweizer Börse wiederholt Handelsstopps aus. Eine Aussetzung des Börsenhandels wurde indes nicht beantragt, wie ein SIX-Sprecher auf Anfrage sagte. Seit dem Beginn der steilen Talfahrt am Montag vergangener Woche hat die Bank 36 Prozent an Wert verloren.



Einbruch der Credit-Suisse-Aktie am Mittwoch. (Grafik: ariva.de)

Es sehe so aus, als ob immer mehr besorgte Investoren und Gegenparteien Credit Suisse als möglichen nächsten Wackelkandidaten betrachteten, erklärte Neil Wilson, Marktanalyst bei Onlinebroker Markets.com. "Wenn die Credit Suisse in ernsthafte existenzielle Schwierigkeiten gerät, sind wir in einer ganz anderen Welt des Schmerzes. Sie ist wirklich zu groß, um zu scheitern." Im Sog von Credit Suisse verlor der europäische Bankensektor 5,6 Prozent an Wert.

Treiber des Absturzes waren zunächst Sorgen, dass die vom Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) ausgelösten Schockwellen an den Finanzmärkten die ohnehin schon geschwächte Credit Suisse in Mitleidenschaft ziehen könnten. Am Mittwoch kamen dann die Äußerungen der Saudi National Bank hinzu. Das Institut könne aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht mehr als zehn Prozent der Anteile halten, sagte Präsident Ammar Al Khudairy der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview und ergänzte: "Ich glaube nicht, dass sie zusätzliches Geld brauchen." Mit dem Transformationsplan der Bank sei man zufrieden.

Andere Anleger schließen dagegen nicht aus, dass Credit Suisse Hilfe benötigen könnte. Auf einer Investorenkonferenz fragte ein Anleger UBS-Konzernchef Ralph Hamers, ob die größte Schweizer Bank zu einer möglichen Rettungsaktion bereit sei. Hamers erklärte, er wolle keine hypothetischen Fragen beantworten und fügte an: "Für uns ist wichtig, dass wir uns wirklich auf unsere Strategie konzentrieren, und das ist eine organische Strategie." Die Schweizerische Nationalbank wollte sich zur Lage der Credit Suisse nicht äußern.

Der Preis für die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle von Anleihen der Bank zogen weiter an. Fünfjährige Kreditausfallversicherungen für Schuldpapiere, sogenannte Credit Default Swaps (CDS), stiegen auf 574 Basispunkte, wie Daten von S&P Market Intelligence zeigten. Zum Ende Vortages notierten die CDS noch auf 549 Punkten.

Der rasche Anstieg der Zinssätze hat es für einige Unternehmen schwieriger gemacht, die von den Banken aufgenommenen Kredite zurückzuzahlen oder zu bedienen, was die Gefahr von Verlusten für die Kreditgeber erhöht, die sich zugleich Sorgen über eine Rezession machen. Zudem haben die Anleihenbestände in den Bilanzen wegen der kräftigen Zinserhöhungen der Zentralbanken an Wert verloren, so dass die Instituten Verluste machen, wenn sie die Papiere vor der Endfälligkeit verkaufen. Nach dem Zusammenbruch der SVB und einer weiteren US-Bank in der vergangenen Woche bemühten sich Regulierungsbehörden und Finanzmanager weltweit, Ansteckungsängste zu zerstreuen. Vor allem die Sorge um kleinere Institute hielt sich aber beständig.

Zugleich setzten Zinssorgen die Aktienmärkte erneut unter Druck. Die Währungshüter der EZB tendieren einem Insider zufolge trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor wahrscheinlich dazu, am Donnerstag am geplanten großen Zinsschritt von einem halben Prozentpunkt festzuhalten. Denn die EZB erwarte, dass die Inflation auch in den kommenden Jahren zu hoch bleiben werde, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters.

Angesichts der Schockwellen nach der SVB-Pleite waren zunächst Zweifel an der Entschlossenheit der EZB zu einer weiteren großen Zinserhöhung aufgekommen. "Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die EZB von den US-Bankenpleiten vom Weg abbringen lässt", sagte auch Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Bei den Einzelwerten verteidigte zwischenzeitlich allein E.ON im Dax anfängliche Gewinne. Der gute Ausblick hinterlasse einen starken Eindruck und stütze die Aktie, sagte ein Händler. Negative Impulse gingen dagegen von den Modekonzernen H&M und Inditex aus. Die Titel von H&M brachen in Stockholm nach Vorlage von Quartalszahlen rund acht Prozent ein. Die Analysten der Credit Suisse nannten ein Umsatzplus von ein Prozent in lokaler Währung im Vergleich zu 2019 als "etwas enttäuschend angesichts des starken Branchenumsatzes in diesem Zeitraum und der schwachen Vergleichszahlen". Die Aktien der Zara-Mutter Inditex rutschten in Madrid mehr als fünf Prozent ab.

Rund zehn Prozent nach unten ging es in London für Prudential. Der auf Asien fokussierte Versicherer konnte zwar den Betriebsgewinn steigern. Der Finanzchef von Prudential, James Turner, teilte unterdessen mit, dass der Konzern ein Engagement von einer Million Dollar bei der Silicon Valley Bank habe, was bei einem Gesamtschuldenbestand von 23 Milliarden Dollar "minimal" sei. (Reuters)




[max: wie es Fulford sagte...]

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