Wie das Team um Simone Pika von der Universität Osnabrück und Kollegen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie aktuell im Nature-Fachjournal „Scientific Reports“ (DOI: 10.1038/s41598-020-77060-8) berichtet, hatten Forscher bis jetzt nur Einzelaspekte der kognitiven Fähigkeiten von Rabenvögeln untersucht, weshalb kaum etwas über ihre kognitive Entwicklung bekannt war.
In ihrer aktuellen Studie schließen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun diese Lücke, indem sie und die physischen und sozialen Fähigkeiten von Kolkraben mit denen von Schimpansen und Orang-Utans verglichen haben.
Die Untersuchung stellt die erste systematisch-quantitativ groß angelegte Untersuchung der physischen und sozialen Fähigkeiten von Kolkraben dar und bezieht auch deren kognitive Entwicklung mit ein. Hierzu passten die Forschenden eine experimentelle Testbatterie, die eigentlich für Primaten entwickelt wurde, an Raben-Charakteristika an.
Insgesamt wurden acht Raben im Alter von vier, acht, zwölf und 16 Monaten in neun physischen Aufgabenbereichen (zum Beispiel im Bereich „Räumliches Verständnis“) und sechs sozialen Aufgabenbereichen (zum Beispiel im Bereich „Kommunikation“) getestet.
„Um zum Beispiel herauszufinden, ob Raben wissen, wo sich Futter befindet, haben wir Leckereien unter einem Becher versteckt und ihn zwischen anderen Bechern hin- und her bewegt wie bei einem ‚Hütchenspiel‘. Ein Rabe wählt einen Becher aus, indem er mit seinem Schnabel dagegen pickt oder mit dem Schnabel auf ihn zeigt, ein Schimpanse würde dies dagegen mit seinen Fingern machen“, erklärt Dr. Miriam Sima vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Starnberg, die die Raben im Rahmen ihrer Doktorarbeit auch aufgezogen hat.
Laut den Forscherinnen und Forschern zeigten die getesteten Rabenvögel bereits im Alter von nur vier Monaten eine vergleichbare kognitive Leistung wie die Menschenaffen, und die Performance veränderte sich nicht sehr über den Testzeitraum.
„Im Alter von vier Monaten sind Rabenkinder schon relativ selbstständig und fangen an, sich für Nichtbrüterverbände zu interessieren. Folglich müssen sie vor allem kognitiv für diese neuen Herausforderungen gewappnet sein“, sagt Studienleiterin Prof. Dr. Simone Pika.
Die Studienergebnisse zeigten, dass die Raben vor allem Tests zum Verstehen von Mengen und Kausalketten sowie das soziale Lernen und die Kommunikation genauso gut meisterten wie Schimpansen und Orang-Utans.
In nächsten Untersuchungen planen die Forschenden nun, neue vergleichende Test-Batterien zu entwickeln, die nicht nur Menschen-spezifische, sondern auch artspezifische Fähigkeiten miteinbeziehen, um so einen größeren Schwerpunkt auf den Einfluss von Sozialisierung und Entwicklung auf kognitive Leistung legen.
Quelle: Universität Osnabrück
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