New Orleans (USA) – Ein in Hieroglyphenschriften der Maya überlieferter, aber dennoch wenig bekannter Kalender beschäftigt Wissenschaftler wie Forschende bereits seit Jahrzehnten. Eine neue Analyse und Studie zeigt nun, wie der 819-tägige Kalender über einen funktioniert und belegt einmal mehr das erstaunlich geometrisch-astronomische Verständnis seiner Erfinder.
Wie das Team John H. Linden und Victoria R. Bricker von der Tulane University aktuell im Fachjournal “Ancient Mesoamerica” (DOI: 10.1017/S0956536122000323) berichtet, glaubten einige frühere Ansätze, dass Verbindungen zu den synodischen Perioden der sichtbaren Planeten zu kurz greifen, um die 819-tägigen Zählung des Kalenders der Maya zu erklären. „Indem wir die aber Kalenderlänge auf 20 Perioden der 819 Tage verlängerten, offenbarte sich ein mit den synodischen Perioden aller sichtbaren Planeten und den sogenannten Stationspunkten des Kalenders übereinstimmendes Muster.“ Das wiederum bedeutet, dass die Maya 45 Jahre der Beobachtung von Planetenausrichtungen benötigten, um diese dann in ihren Kalender zu übertragen.
Hintergrund
Tatsächlich nutzen die alten Maya nicht nur einen, sondern mehrere Kalender – etwa den rituellen, rund 260-tägigen Tzolkin-Kalender, den Alltagskalender „Haab“ mit 365 Tagen und die sogenannte Lange Zählung (Long Count). Der bislang rätselhafteste ist jedoch ein 819-tägiger Kalender, wie er in Hieroglyphentexten der Maya, etwa im sog. Codex Dresdensis, überliefert ist.
Schon zuvor hatte es immer wieder Vermutungen gegeben, das dieser Kalender mit der Bewegung der Planeten zu tun habe, besonders deren sogenannter synodischer Umlaufzeit, also jener Zeitspanne, die ein Planet von einer Oppositionsstellung bzw. Konjunktionsstellung zur nächsten benötigt. Visuell kehren innerhalb solcher Perioden die Planeten bei ihrem Weg über den Himmel immer wieder zum selben Ausgangspunkt zurück. Allerdings bewegen sich die einzelnen Planeten natürlich unterschiedlich, ihre Perioden dauern unterschiedlich lang und genau vor diesem Hintergrund scheiterten viele bisherige Ansätze verschiedener Autoren.
Linden und Bricker fiel nun jedoch auf, dass der 819-tägige Kalender dann zum Tzolkin past, wenn man mehrere Durchgänge in Betracht, wenn nach 20 Zyklen (13.380 Tagen) der synodische Kalender mit 63 Zyklen des Tzlokin übereinstimmt: “Betrachtet man nun die Planeten über einen Zeitraum von 16.380 Tagen, also knapp 45 Jahre lang, fügt sich das Bild zusammen.“
Beginnend mit dem Planeten Merkur, dessen synodischer Umlauf von 117 Tagen perfekt zu den 819 Tagen des Kalenders passt (7x117=819), über den Mars mit einer 780-tägigen Periode (21x780=16.380), benötigt die Venus sieben synodische Umläufe, um auf fünf Kalenderzählungen zu kommen. Saturn benötigt 13 Perioden für sechs Kalender-Perioden und Jupiter 39, was dem 19-Fachen von 819 entspricht.
„Statt sich also nur auf einen Planeten zu konzentrieren, erzeugten die Maya-Astronomen die 819-tägige Zählung, anhand derer Vorhersagen für alle fünf sichtbaren Planeten gemacht werden konnten, wodurch diese dann auch mit den Kalenderrunden des Tzolkin abgeglichen werden konnten.
Rätselhaft bleibt jedoch weiterhin die Farbcodierung des 819-tägigen Kalenders, innerhalb derer 4-jährige Perioden durch vier aufeinander folgende Farben gekennzeichnet wurden.
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Recherchequellen: Tulane University, Ancient Mesoamerica
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