Würzburg (Deutschland) – Bereits seit Jahrtausenden sagen Menschen dem Mond und gerade dem Vollmond eine überirdische Kraft und Macht über verschiedenste Verhaltensweisen und Lebensrhythmen nach. Die Naturwissenschaft jedoch tut sich oft schwer mit einem Einfluss des Mondes, der über die Gezeitenwirkung unseres Trabanten hinausreicht. Dennoch bestätigen immer wieder auch wissenschaftliche Studie die sogenannten „Kraft des Mondes“. So auch aktuell in Form einer Studie an der Universität Würzburg, die den Einfluss des Mondes auf den Menstruationszyklus der Frau untersucht hat.
Die Frage, ob „Frau Luna“ einen Einfluss auf den Menstruationszyklus von Frauen hat, wird auch in wissenschaftlichen schon seit Langem kontrovers diskutiert. In einer neuen Studie sprechen sich nun Würzburger Chronobiologen für einen solchen Einfluss aus, der allerdings wesentlich komplizierter ist, als viele Diskussionen zum Thema dies gerne darstellen.
So sei zum Einfluss des Mondes auf den weiblichen Zyklus immer wieder gerne zu lesen, dieser sei an jenen des Mondes gekoppelt und beziehe sich damit meist auf die Länge der beiden Zyklen, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Chronobiologin Charlotte Förster von der Universität Würzburg. Kritiker hingegen verweisen darauf, dass es keine allgemein gültige Dauer des Menstruationszyklus gibt, selbst ein und dieselbe Frau unterschiedlich lange Zyklen haben könne und schlussendlich nicht alle Frauen auf der Erde ihre fruchtbaren Tage zugleich haben.
Hintergrund
Auch die deutschsprachige Wikipedia erläutert im Artikel über die “Mondphasen”, unter der Überschrift “Esoterik” zum Einfluss des Mondes auf den weiblichen zyklus folendes:
“In zahlreichen Büchern wird ein Zusammenhang zwischen Mondphasen und verschiedenen Lebenssituationen hergestellt. (…) Insbesondere der angebliche Mondphasenzyklus von 28 Tagen (tatsächlich gut 29,5 Tage) beeinflusst seit über hundert Jahren im deutschsprachigen Raum die Vorstellung von „Biorhythmen“, die sich auf alle Lebensbereiche auswirken sollen. Hartnäckig hält sich auch die Überzeugung, dass sich die angebliche durchschnittliche Dauer des Menstruationszyklus der menschlichen Frau von behaupteten 28 Tagen mit dem Mondphasenzyklus von angeblich ebenfalls 28 Tagen erklären ließe. Dabei ist in der Gynäkologie seit Langem bekannt, dass der Zyklus schon bei gesunden Frauen zwischen 23 und 35 Tagen schwanken kann. Diese Theorie vermag auch nicht zu erklären, warum die Menstruationszyklen bei den diversen Säugetieren unterschiedlich lang sind und ihre Dauer auch im Durchschnitt stark vom Mondphasenzyklus abweicht.”
Tatsächlich stimme die aktuell kritische Betrachtung, allerdings war das offenbar nicht immer so, berichten die Forschenden aktuell im Fachjournal „Science Advances“ (DOI: 10.1126/sciadv.abe1358): „Vermutlich waren das menschliche Fortpflanzungsverhalten und der Zyklus der Frau noch in der Antike synchron mit dem Mondzyklus. Moderne Lebensgewohnheiten und künstliches Licht haben diesen Gleichtakt allerdings heute weitgehend verändert.“
Tatsächlich gebe es noch immer Tierarten, bei denen das Fortpflanzungsverhalten mit dem Mondzyklus synchronisiert ist, um so den Fortpflanzungserfolg zu erhöhen. Nachdem der Menstruationszyklus von Frauen ähnlich lang sei wie der Mondzyklus mit seinen rund 29,5 Tagen, liege der Verdacht nahe, dass es auch bei ihnen einen Zusammenhang gibt. „Dafür sprechen auch eine Reihe weiterer Befunde“, führt Förster weiter aus: „So zeigen mehrere ältere Studien, dass Frauen, deren Zyklen im Gleichtakt mit dem des Mondes schwingen, die höchste Wahrscheinlichkeit haben, schwanger zu werden. Zwei große Längsschnittstudien weisen eine signifikante Korrelation zwischen Geburtenrate und Mondphase nach mit einem leichten Anstieg der Geburtenrate bei Vollmond und einer entsprechenden Absenkung zu Neumond. Neuere Erkenntnisse deuten darüber hinaus darauf hin, dass Geburten bei Vollmond eher in der Nacht stattfinden und bei Neumond eher tagsüber.“
Um den Einfluss des Mondes auf die menschliche Fortpflanzung zu klären, hat Förster gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen aus München, Buenos Aires und den USA den Verlauf der Menstruationszyklen von 22 Frauen untersucht, die darüber Tagebuch geführt haben – teilweise über einen Zeitraum von 32 Jahren hinweg. „Unseres Wissens nach wurde dieser Ansatz zur Auswertung solcher Langzeitdaten bisher noch nicht verwendet“, sagt Förster. Stattdessen hätten frühere Studien eine große Anzahl von Frauen in ihrer Gesamtheit analysiert, wobei die Ergebnisse verschiedener Frauen, Altersgruppen, Jahre und Jahreszeiten kombiniert wurden.
Aus den Aufzeichnungen der 22 Frauen hat das Team um Förster dann die Menstruationszyklen jeweils mit dem Mondzyklus korreliert, erläutern dazu aber auch, dass „Mondzyklus“ eigentlich eine unzulässige Vereinfachung darstelle. „Wissenschaftlich betrachtet, weist der Mond drei verschiedene Zyklen auf, die seine Helligkeit und die Schwerkraft, mit der er auf der Erde einwirkt, periodisch verändern. Da gibt es zum einen den Wechsel zwischen Voll- und Neumond, der sich – mit leichten Schwankungen – im Durchschnitt alle 29,53 Tage vollzieht. Zum zweiten kreist der Mond nicht auf einer festen Bahn um die Erde; stattdessen schwankt seine Position relativ zum Äquator. Mal steht er mehr im Norden, mal mehr im Süden. Dieser Zyklus dauert 27,32 Tage. Ein wenig länger ist der dritte Zyklus mit durchschnittlich 27,55 Tagen. Er ergibt sich aus der Tatsache, dass der Mond auf einer elliptischen Bahn die Erde begleitet und ihr dementsprechend mal näher, mal ferner ist.“
Alle diese Zyklen beeinflussen die Intensität des Mondlichts und die Schwerkraft, die beispielsweise in den Gezeiten auf unterschiedliche Weise sichtbar wird. Zusätzlich stehen sie in Wechselwirkung zueinander und können in größeren Abständen zu besonderen Konstellationen führen, die mit besonderen Phänomen einhergehen, wie etwa einer Sonnenfinsternis, die Teil eines festen Zyklus ist, in dem sich rund alle 18 Jahre eine solche Verdunklung der Sonne wiederholt
„Alle drei Mondzyklen beeinflussen das Einsetzen der Menstruation bei Frauen“, so die Schlussfolgerung der aktuellen Studie. Dabei scheine das nächtliche Mondlicht der stärkste Taktgeber zu sein, gefolgt von den Gravitationskräften des Mondes.
[max: Eine vielleicht sehr provokante Frage: Was wäre, wenn beides nicht "echt" wäre...?]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Bei Kommentaren bitten wir auf Formulierungen mit Absolutheitsanspruch zu verzichten sowie auf abwertende und verletzende Äußerungen zu Inhalten, Autoren und zu anderen Kommentatoren.
Daher bitte nur von Liebe erschaffene Kommentare. Danke von Herzen, mit Respekt für jede EIGENE Meinung.