Indem wir mit unserer Serie dieser Woche über Grenzen fortfahren, möchten wir euch eine Analogie anbieten, die es sehr einfach machen sollte, die verschiedenen Verbindungspunkte von Grenzen zu verstehen.
Stellt euch vor, ihr geht auf einen Tanzabend. Wenn euer Geliebter oder eure Geliebte anwesend ist und ein langsames Lied gespielt wird, werdet ihr euch liebevoll in die Mitte der Tanzfläche begeben, um in einer engen und vertrauten Umarmung miteinander zu tanzen. Möglicherweise teilt ihr die Tanzfläche auch mit anderen und tanzt schnellere, weniger intime Tänze, die euch allen immer noch ermöglichen, eine angenehme Erfahrung miteinander zu teilen, während ihr mehr Abstand zwischen euch haltet. Und vielleicht gibt es da auch andere, mit denen ihr überhaupt nicht tanzen möchtet.
Ihr reagiert automatisch mit dem jeweiligen Grad an Nähe, der für eure Tanzpartner angemessen ist. Aber unabhängig davon, wie nahe oder wie weit ihr euch während des Tanzes von den anderen entfernt, liegt euch das Wohlergehen aller Anwesenden am Herzen, ganz gleich, ob ihr mit ihnen getanzt habt oder nicht. Ihr habt alle eure Optionen abgewogen und eure Entscheidungen auf der Grundlage eures Wohlbefindens und eurer Wünsche getroffen, während ihr gleichzeitig das Recht jeder einzelnen Seele im Tanzsaal respektiert.
Seht ihr? Grenzen zu haben und gleichzeitig Teil des Ganzen zu sein, ist eine Fähigkeit, die ihr bereits besitzt. Beim Tanzen trefft ihr eure Entscheidungen danach, wie ihr euch fühlt und wie viel Nähe im Einzelfall angemessen ist, und diese Schablone könnt ihr auch auf den Alltag anwenden. Ihr könnt selbst entscheiden, wessen Namen ihr auf eure Tanzkarte schreibt und welche Art von Tanz ihr mit ihm/ihr tanzen möchtet. Komplizierter als das muss es nicht sein.
19. April 2022
Eure Grenzen können formbar sein, ohne euch schwach, inkonsequent oder verletzlich zu machen, wenn ihr sie von Situation zu Situation festlegt, mit dem Grundkriterium, dass der Verbindungspunkt zwischen euch ein Status ist, der für alle Beteiligten sicher und ermächtigend ist.
Es mag Menschen in eurem Leben geben, in deren Nähe zu sein nicht sicher für euch ist. Diese Menschen müssen von euch auf Distanz gehalten werden. In solchen Fällen könnt ihr euch sogar dafür entscheiden, überhaupt keinen Kontakt zu ihnen zu haben. Das ist absolut angemessen, wenn das Verhalten dieser Person beleidigend ist oder euch Kummer, Schmerz oder Bedrängnis bereitet. Es ist zudem niemals ermächtigend, einen anderen Menschen dabei zu unterstützen, sich in einer niederen Version seiner selbst zu zeigen, daher kann keinen Kontakt zu haben die beste Wahl für alle Beteiligten sein.
Es gibt andere Seelen, die so sicher und unterstützend für euch sind, dass sie VIP-Zugang [Very Important Person] verdienen. Das sind die Menschen, mit denen ihr ganz und gar und von ganzem Herzen ihr selbst sein könnt, mit denen ihr eine wunderbare Strömung der Liebe und Unterstützung genießt. Solch eine Beziehung ist für beide Seiten des vertrauenswürdig, vorteilhaft und erbaulich. Diese Menschen sind eure Seelen-Begleiter oder -Gefährten, die euch Freude bereiten und euer Leben bereichern, so wie ihr ihr Leben bereichert.
Könnt ihr anhand dieser beiden Beispiele sehen, dass der Versuch, ein Grenz-System mit einem vorgegebenen, für alle passenden Mittelweg zu kreieren, euch in beiden Fällen nicht helfen würde? Im ersten Fall würde es euch verwundbar machen, im zweiten Fall würde euch die Freude an einer tiefen und respektvollen Verbindung entgehen.
Ihr seid bereit. Ihr seid bereit, eure Weisheit zu nutzen, um die Verbindungspunkte mit anderen zu finden, die es euch ermöglichen, den Menschen dort zu begegnen, wo sie gerade sind, und die die Voraussetzungen für die befriedigendsten Interaktionen schaffen, die allen Beteiligten dienen. Und genau dafür, ihr Lieben, sind Grenzen da.
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