2021-06-24

1.715 nahe Sternensysteme könnten unsere Zivilisation bereits entdeckt haben und beobachten



Ithaca (USA) – Zwei US-Astronominnen haben eine Liste von 1.715 sonnen-nahen Sternen- bzw. Planetensystemen erstellt, die unsere Erde seit Beginn der modernen menschlichen Zivilisation direkt beobachtet haben könnten.

Wie Prof. Lisa Kaltenegger von der Cornell University und Jackie Faherty vom American Museum of Natural History aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/s41586-021-03596-y) berichten, haben sie in einem Umkreis von 326 Lichtjahren nach jenen Systemen gesucht, von deren potenziellen Planeten aus Erdtransits vor der „Sonnenscheibe“ unseres Zentralgestirns während der vergangenen 5.000 Jahre direkt beobachtet werden konnten.

Insgesamt konnten die Astronominnen mit Hilfe des eDR3-Katalogs der europäischen „Gaia“-Mission 1.715 Sternensysteme identifizieren. Weitere 319 Systeme werden im Laufe der kommenden 5.000 Jahre einen entsprechenden Blick auf die Erde erhalten, von dem aus die Erde damit auch als interessanter, lebensfreundlicher, belebter und von intelligentem Leben bewohnter Planet zu erkennen wäre – so denn die hypothetischen Beobachter über entsprechende Beobachtungstechnologien verfügen.

Aus Sicht eines Exoplaneten wären wir schließlich die Aliens“, erläutert Kaltenegger. „Deshalb wollten wir herausfinden, wie viele Sterne diesen Platz in der ersten Reihe beim Blick auf unser Sonnensystem einnehmen.“

Von den auf diese Weise ermittelten insgesamt 2.034 Sternensystemen befindet sich 117 Objekte weniger als 100 Lichtjahre von der Sonne entfernt. 75 dieser Systeme liegen innerhalb der Erd-Transit-Zone, können also einen Erdtransit vor der Sonnenscheibe direkt seit etwa jener Zeit beobachten, seit wir Menschen damit begonnen haben, Radiosignale auszusenden.

Bislang sind in sieben dieser Systeme Planeten bekannt. Zu diesen gehört beispielsweise das System um den nur 11 Lichtjahre entfernten Stern “Ross 128“, dessen zentraler roter Zwergstern von einem erdartigen Exoplaneten umkreist wird (…GreWi berichtete). „Potenzielle Bewohner dieses Planeten könnten seit 3.057 bis vor 90 Jahren Erdtransits beobachtet und damit vielleicht auch weitere Informationen über das Leben auf unserem Planeten erlangt haben. Auch das 45-Lichtjahre entfernte Trapist-1-System, in dem sogar sieben erdgroße Planeten bekannt sind, von denen vier ihren Stern innerhalb dessen lebensfreundlicher Zone umkreisen, wird – allerdings erst in 1.642 Jahren – unsere Erde direkt beobachten können.

„Unsere Analyse zeigt, dass selbst die uns nächsten Sterne mehr als 1.000 Jahre lang Erdtransits beobachtet haben könnten oder in naher Zukunft beobachten können“, so Kaltenegger. „Auf dieser Grundlage eröffnet sich eine gesunde Zeitspanne, während derer dortige Zivilisationen unsere Erde als interessanten Planeten hätten identifizieren können.

“Noch in diesem Jahr soll mit dem Hubble-Nachfolger, dem „James Webb Space Telescope“ (JWST) ein Weltraumteleskop starten, mit dem unter anderem auch anhand von Transits – also dem Vorbeiziehen eines Planeten vor der „Sonnenscheibe“ seines Sterns – auch dessen Atmosphäre analysiert und somit nach Hinweisen auf dortiges Leben gesucht werden kann. Mit der Vision „Breakthrough Starshot“ verfolgt die „Breakthrough Inititiave“ zudem sogar das Ziel, Miniatursonden zum uns nächstgelegenen Sternsystem Alpha Centauri zu senden, wo in 4,2 Lichtjahren Distanz um den dortigen Zwergstern Proxima Centauri mindestens zwei Planeten kreisen.

„Vor diesem Hintergrund, dass wir diese Dinge entwickeln, nutzen und planen, ist es durchaus vorstellbar, dass eventuell dort existierende Zivilisationen unsere Erde bereits entdeckt haben und ähnliche Pläne zur Erkundung des Sonnensystems angestellt haben und anstellen, wie wir dies in umgekehrter Richtung tun“, so Faherty abschließend.

Recherchequelle: Cornell University

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